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Ukraine-Flüchtlinge
Frauen aus der Ukraine und ihre Kinder lernen in Ludwigsburg gemeinsam Deutsch

Mit Anzhela Oliynyk (links) und Sarah Siota lernen geflüchtete Mütter mit ihren Kindern, sich im Alltag zu verständigen. Foto: Holm Wolschendorf
Mit Anzhela Oliynyk (links) und Sarah Siota lernen geflüchtete Mütter mit ihren Kindern, sich im Alltag zu verständigen. Foto: Holm Wolschendorf
Die Menschen, die in den vergangenen Wochen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen sind, suchen hier nicht nur Schutz. Viele von ihnen wollen jetzt möglichst schnell die deutsche Sprache lernen.

Ludwigsburg. So ist im Pangea-Bildungszentrum kurzfristig ein Crashkurs angeboten worden, in dem die Teilnehmer Grundkenntnisse der deutschen Sprache zur Bewältigung von Alltagssituationen erhalten haben.

Anzhela Oliynyk stammt aus der Ukraine, lebt aber bereits seit einigen Jahren in Deutschland und unterrichtet Deutsch. Gemeinsam mit Sarah Siota hat sie den Kursus geleitet. „Die Teilnehmer sollen ein Gefühl dafür bekommen, wie man Worte ausspricht“, sagte sie. Die Sprachkenntnisse sollen ausreichen, damit die Flüchtlinge Alltagssituationen meistern und zum Beispiel Einkäufe erledigen oder nach einer Toilette fragen können.

Altersspanne reicht von 5 bis 45 Jahre

Der Kursus war auf insgesamt vier Wochen angesetzt und bestand aus zwölf Unterrichtseinheiten. „Ursprünglich wollten wir nur die Kinder unterrichten, aber die Mütter kamen mit und wollten auch Deutsch lernen“, erzählte die Sprachlehrerin. Und so drückten vier Mütter und ihre Kinder gemeinsam die Schulbank.

Dreimal in der Woche für jeweils drei Stunden hat der Unterricht im Pangea-Bildungszentrum stattgefunden. Das Altersspektrum war breitgefächert und reichte von fünf bis 45 Jahren. So groß der Altersunterschied auch war – alle wollten lernen, in ihrer Heimat auf Zeit zurechtzukommen und sich mit den Menschen zu verständigen.

Ehepaar aus Tamm hat Sprachkursus ermöglicht

Ermöglicht haben diesen Sprachkurs Mareike Fiala-Kroner und ihr Mann Elmar Kroner aus Tamm. Das Ehepaar hat eine Frau aus der Ukraine mit ihrer Tochter bei sich aufgenommen. Sie hatten nach einem Deutschkurs für die beiden sowie für eine andere Frau und deren Kinder gesucht, die ebenfalls aus der Ukraine geflüchtet sind.

Vor allem für die Kinder sei es wichtig, Grundkenntnisse und das lateinische Alphabet zu lernen, das sich von den kyrillischen Schriftzeichen aus Osteuropa unterscheidet, so Mareike Fiala-Kroner. An den Schulen in Tamm gebe es keine Integrationsklassen für die geflüchteten Kinder aus der Ukraine.

Und so standen an einem Nachmittag standen gegensätzliche Wortpaare auf dem Stundenplan: Begriffe wie schwarz und weiß, schnell und langsam, nackt und angezogen oder süß und sauer sollten gebildet werden.

Korrekte Aussprache ist wichtig

Im nächsten Schritt ging es um die richtige Aussprache. Jeder Teilnehmer sagte, welche Wortpaare er gefunden hat und trug die Begriffe laut vor. Anzhela Oliynyk korrigierte – falls nötig – oder übersetzte den deutschen Begriff ins Russische. Und während Sarah Siota neue Arbeitsblätter verteilte, übte die gebürtige Ukrainerin mit der jüngsten Schülerin, einer Fünfjährigen, von eins bis zehn zu zählen – auf Deutsch.

Wie es den Familien, die aus dem Osten und dem Süden der Ukraine geflüchtet sind, in Deutschland gefällt? „Very good“, antwortete eine Frau auf Englisch. Sie seien glücklich und würden sich hier sicher fühlen, übersetzte Anzhela Oliynyk die Worte einer anderen Frau, die mit ihren Kindern aus der Heimat geflüchtet ist. Die Deutschen hätten in der Ukraine das Image, kühl und nicht so freundlich zu sein. Das Gegenteil sei aber der Fall. Die Menschen hier seien herzlich und würden versuchen zu helfen – und zwar auf behutsame Weise. Die Kinder nehmen zum Teil und soweit möglich am Onlineunterricht in ihrer Heimat teil. Nach den Osterferien soll darüber entschieden werden, ob die Kinder hier zur Schule gehen.

Bildungsträger erweitern ihr Kursangebot

Mit zusätzlichen Angeboten bereitet sich die Volkshochschule (VHS) Ludwigsburg auf die steigende Nachfrage vor. „Die VHS bietet Menschen mit Migrationshintergrund zahlreiche Integrationskurse an. Generell ist die Nachfrage sehr groß. Infolge des Zustroms von Menschen aus der Ukraine ist diese noch größer“, so Dr. Corina Szarka, zuständige Abteilungsleiterin.

Ähnlich sieht es bei der kreisweit tätigen Schiller-Volkshochschule aus: „Die VHS erreichen jetzt zunehmend Anfragen zum Thema Flüchtlinge aus der Ukraine – bisher aber kaum von Geflüchteten selbst, sondern von ehrenamtlich Betreuenden. Im Schnitt handelt es sich um ungefähr drei Anfragen pro Tag“, so die Auskunft von Dr. Andreas Fritz von der zuständigen Pressestelle des Landratsamtes.

Derzeit können Flüchtlinge aus der Ukraine noch in bereits geplante Kurse aufgenommen werden. Um die sicher noch steigende Nachfrage bedienen zu können, werde es Zusatzangebote geben, kündigt der Sprecher an.