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Mobilität
Freiberger Familie setzt auf das Fahrrad

Christian Voigt mit seinen Kindern Florentina, Antonia und Jonathan. Foto: Holm Wolschendorf
Christian Voigt mit seinen Kindern Florentina, Antonia und Jonathan. Foto: Holm Wolschendorf
Im Stadtverkehr ist die Fahrt mit einem Lastenfahrrad oft die schnellste und praktischste Mobilitätsform für Familien mit kleineren Kindern. Aber auch außerhalb Ludwigsburgs setzen Familien aufs Rad. Familie Voigt aus Freiberg hat neben Praktikabilität und Umweltgedanken noch andere Beweggründe dafür.

Ludwigsburg. Noch vor wenigen Wochenstand dasblaue E-Lastenfahrrad von Familie Voigt aus Freiberg im Schaufenster eines Ludwigsburger Fahrradladens. Heute hat es schon einen Namen und ist bei den vier Kindern der Familie, die es liebevoll „Enti“ nennen, äußerst beliebt. Christian Voigt ist mit drei seiner vier Kinder im Alter von zwei bis neun Jahren in der Freiberger Talstraße unterwegs. Antonia sitzt mit ihrer kleinen Schwester Florentina auf der Rückbank des Rades, Jonathan hat es sich im Anhänger bequem gemacht. Neben ihm hätte auch noch sein Bruder Benjamin oder ein Freund Platz.

Bis zur Anschaffung des Lastenfahrrades war die Familie mit einem Pedelec mit Kindersitz und Anhänger unterwegs. Doch hätten Rad und Anhängerkupplung nicht richtig zusammen funktioniert, es wurden teure Reparaturen am Schaltwerk nötig. So suchte die Familie schon seit längerem nach einem passenden und nicht allzu teuren Lastenfahrrad und wurde in Ludwigsburg fündig. Von der wartungsarmen Nabenschaltung mit Riemenantrieb verspricht sich Voigt zukünftig eine reibungslosere Fahrt.

Plätze auf der Rückbank sind sehr begehrt

Die Plätze auf der Rückbank des Lastenrades sind bei den Kindern sehr begehrt. Und auch bei den Freunden der Kinder, etwa wenn diese zum Handballtraining nach Benningen chauffiert werden. Die großen Kinder fahren zwar selbst Fahrrad, doch nach dem Schwimmunterricht oder anderen sportlichen Aktivitäten genießen sie die erholsame Fahrt auf der Rückbank.

Im Alltag ist die Familie mit dem Lastenrad meist in Freiberg und den Nachbarorten unterwegs. Größere Entfernungen werden mit der S-Bahn zurückgelegt. Die Eltern setzen dabei nicht nur aus praktischen Gründen aufs Fahrrad, sie wollen ihren Kindern bewusst eine autofreie Kindheit ermöglichen. Und die bestätigen sie darin. „Beim Autofahren wird mir immer schlecht“, sagt Antonia. Mit dem Fahrrad sei es viel schöner. So sind die Kinder viel an der Luft. Beim Radfahren lässt sich besser auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen, kurz anhalten ist kein Problem. Sei es zum Austoben oder einer Entdeckung nachspüren. „Mit dem Fahrrad lernen die Kinder ihre Umgebung besser kennen“, meint Voigt. Und sie entwickeln ganz natürlich ihre eigenständige Mobilität. Bis die zweijährige Florentina einmal selbst Rad fährt, ist sie schon so oft mitgefahren und hat dabei gelernt, wo es langgeht, wo gefährliche Kreuzungen sind oder wie der Vater in kritischen Situationen reagiert, dass sie gut vorbereitet ist. Es dauerte eine Weile, bis geeignete Radstrecken für die Alltagswege gefunden waren, erinnert sich Voigt. Kurze Passagen gilt es auch für die Familie auf verkehrslastigen Strecken zu absolvieren oder diese zu kreuzen. Umso schöner, wenn man danach auf seinen gewohnten Strecken ins Grüne abtauchen kann.

Eine dieser eigentlich grünen Strecken ist die Talstraße, die die Freiberger Stadtteile Beihingen und Geisingen verbindet. Die Straße führt entlang des Neckaraltarmes und ist als Teil der Fahrradzone am Wasen ausgewiesen. Das heißt: Der Radverkehr gibt die Geschwindigkeit vor, das Nebeneinanderfahren ist Radfahrern dabei ausdrücklich erlaubt, als Maximalgeschwindigkeit gilt Tempo 30. Doch gerade diese Straße, auch eine Alltagsstrecke der Voigts, macht dem Familienvater Kummer. Einige Zeit lang war die Straße für den Kfz-Verkehr gesperrt. Nun ist nur noch der Durchgangsverkehr umgeleitet, Anlieger dürfen fahren.

Wunsch nach mehr Rücksicht im Straßenverkehr

Voigt sagt, er verstehe, dass zum Beispiel Eltern, welche dieselbe Strecke zum Kindergarten haben wie er, aber mit dem Auto fahren, nicht durch ganz Freiberg wollten. Aber er wünscht sich von den Autofahrern mehr Rücksicht im Verkehr und das Einhalten der Maximalgeschwindigkeit. Aktuell sei dies nicht so. Die Folge: Radfahrer würden auf den Weg für Fußgänger ausweichen, was diese wiederum ärgert. Voigt regt an, Geschwindigkeitskontrollen durchzuführen. Das geschehe zwar ab und zu, um einen Effekt zu erzielen, müsse aber dafür gesorgt werden, dass die Geschwindigkeit dauerhaft kontrolliert wird. Etwa durch eine stationäre Einrichtung. Auch eine bessere Markierung könnte helfen.

Die Freude am Radfahren kann die Situation am Wasen der Familie indessen nicht nehmen. Für das kommende Jahr plant sie einen Fahrradurlaub in den Niederlanden. Die drei großen Kinder fahren dann schon mit dem eigenen Rad, die jüngste Tochter und das Gepäck fahren auf „Enti“ mit.