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Museum
Friedenssuche im virtuellen Raum

An dieser Friedes-Drehscheibe braucht man viel Geschick, damit die Kugel nicht in Diktatur oder Terror endet. Foto: Holm Wolschendorf
An dieser Friedes-Drehscheibe braucht man viel Geschick, damit die Kugel nicht in Diktatur oder Terror endet. Foto: Holm Wolschendorf
Das Ludwigsburg Museum befindet sich in einer Zwickmühle. Die neue Ausstellung „Frieden machen“ ist eröffnet, aber das Museum wegen Corona mindestens bis zum 10. Januar geschlossen. Museumsleiterin Alke Hollwedel und ihr Team werben nun mit digitalen Konzepten um Aufmerksamkeit.

Ludwigsburg. Der öffentliche Diskurs wurde 2020 von der Corona-Krise dominiert. Kriegerische Auseinandersetzungen in den weltweiten Krisenherden sind in den Hintergrund gerückt. Was nicht heißt, dass die Welt friedlicher geworden wäre. Ganz im Gegenteil: Es kommt zu neuen Konflikten, deren Wurzeln nicht selten weit in die Vergangenheit reichen.

Beispielsweise in der Region Bergkarabach, in der es zuletzt zu erbitterten Gefechten zwischen armenischen und aserbaidschanischen Truppen kam. Die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International und Human Rights Watch werfen übereinstimmend beiden Kriegsparteien vor, verbotene Streumunition gegen Zivilisten eingesetzt zu haben.

Die Wanderausstellung „Frieden machen“ der Bundeszentrale für politische Bildung, die nun im Ludwigsburg Station macht, stellt die Frage, wie sich in den Krisenregionen dieser Welt dauerhaft Frieden schaffen lässt. An acht Stationen werden verschiedene Facetten ziviler Friedensarbeit thematisiert. Beispielsweise die Frage, ob sich Deutschland oder andere Staaten überhaupt in Konflikte andere Gesellschaften einmischen sollte. Und wenn ja, wie dieses Eingreifen aussehen könnte.

Beim Thema Frieden ist Fingerspitzengefühl gefragt

Die Ausstellung sei interaktiv konzipiert und ermuntere zum gegenseitigen Austausch, erläutert Museumsleiterin Alke Hollwedel. Gleich zu Beginn etwa können sich Besucher einen Button anheften und so kenntlich machen, ob sie ein Eingreifen in gewalttätige Konflikte befürworten oder ablehnen. „Auf diese Weise kommt man schnell ins Gespräch“, so Hollwedel. Dabei gebe die Ausstellung keine klar definierten Ergebnisse vor. „Es geht darum, über verschiedene Haltungen und Meinungen zu diskutieren.“

Bei einem „Welt-Friedens-Spiel“, einer großformatigen Drehscheibe, müssen Besucher gemeinsam eine Kugel an verschiedenen Hindernissen vorbeimanövrieren. Da ist Fingerspitzengefühl gefragt – sonst landet die Kugel nicht im ersehnten Ziel, dem Weltfrieden, sondern versumpft im Loch der Diktatur oder des Terrors. Nebenbei lernen die Spieler – die Ausstellung richtet sich an alle Interessierten, vor allem aber an Schüler weiterführender Schulen – konfliktverursachende und -verstärkende Faktoren kennen.

Eine andere Station ist ein Planspiel, bei dem die Besucher in 15 Minuten eine zerstörte Stadt aufbauen müssen. Die Ressourcen sind begrenzt, und so müssen sich die Spieler untereinander verständigen, welche Projekte am besten für die Aufbauarbeit geeignet sind.

Das Ludwigsburg Museum ist mindestens bis zum 10. Januar geschlossen, die Friedenssuche findet vorerst nur im virtuellen Raum statt. Natürlich hofft Hollwedel, dass ihr Haus bald wieder öffnen kann. Bis es so weit ist, wollen sie und ihr Team mit digitalen Angeboten für die bis zum 25. April laufende Ausstellung werben. Sämtliche Materialien wie Filme oder Audiodateien lassen sich über einen Link auf der Homepage ludwigsburgmuseum.ludwigsburg.de herunterladen. „Es gibt auch Arbeitsblätter für Schulen, die sich in den Unterricht einbauen lassen“, sagt Julia Biel, wissenschaftliche Assistentin im Ludwigsburg Museum.

Museum bietet zwei digitale Angebote an

Zudem sind zunächst zwei Aktionen geplant. Am 12. Dezember können Besucher von 10 bis 18 Uhr Materialpäckchen im Eingangsbereich des Museums in der Eberhardstraße 1 abholen und dann zu Hause ein Friedenstauben-Mobile basteln. Eine Anleitung stellt das Museum in Form von Kurzvideos auf seinen Social-Media-Kanälen bereit. Am 14. Januar findet in Kooperation mit der Servicestelle Friedensbildung Baden-Württemberg ein Online-Ausstellungsgespräch statt. „Bei dieser Videokonferenz werden Biografien von zivilen Friedensakteuren vorgestellt“, verrät Biel. „Anschließend kommen die Teilnehmer ins Gespräch.“ Wer bei diesem kostenlosen Angebot mitmachen will, kann sich beim Museum anmelden und bekommt dann einen Link für die Online-Veranstaltung.

Wie andere Einrichtungen leidet auch das Ludwigsburg Museum massiv unter der Pandemie. Die Museumsleiterin geht davon aus, dass sich die Besucherzahlen im laufenden Jahr etwa halbieren. „Vieles befindet sich derzeit im Umbruch“, meint Hollwedel. „Wir müssen uns jetzt darauf konzentrieren, den Kontakt zu unseren Besuchern zu halten.“ Auf die Zeit nach dem Lockdown sei das Haus gut vorbereitet. „Wir haben ein Hygienekonzept, ein sicherer Besuch ist möglich.“