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Fünf treten jetzt zur OB-Wahl an

Der Wahlkampf hat längst begonnen, inzwischen lächeln die zwei Spitzenkandidaten auch auf den Plakaten um die Wette. Foto: Holm Wolschendorf
Der Wahlkampf hat längst begonnen, inzwischen lächeln die zwei Spitzenkandidaten auch auf den Plakaten um die Wette. Foto: Holm Wolschendorf
Gestern haben Jakob Novotny und Konrad Kling ihre Bewerbung abgegeben – Heike Baumbach tritt ein zweites Mal an

Nur etwas mehr als 20 Prozent haben sich bei der letzten Oberbürgermeisterwahl beteiligt, Werner Spec erhielt damals von 62.320 Wahlberechtigten 9642 Stimmen. Diese geringe Beteiligung ist ein Armutszeugnis aus Sicht der jungen Kandidaten. „Erschreckend“, sagt dazu der 29-jährige Konrad Kling, der antritt, um den Wahlen etwas mehr Farbe zu geben. Wie auch der 26-jährige Jakob Novotny hat er kurz vor Bewerbungsschluss seine Bewerbung eingereicht. Der eine gestern, der andere in der Nacht von Sonntag auf Montag.

Bereits seit vergangener Woche steht fest, dass sich Heike Baumbach wieder beworben hat. Vor acht Jahren hat sie 7,6 Prozent der Stimmen erhalten. Damit gehen – neben Werner Spec als Amtsinhaber und Matthias Knecht – nun fünf Bewerber am 30. Juni ins Rennen um die Gunst der Wählerstimmen. Spec und Knecht haben längst den Wahlkampf eröffnet. Spec möchte eine dritte Amtszeit angehen, um laufende Projekte weiter voranzubringen. Unterstützt wird er von den Freien Wählern. Dagegen stehen mit der CDU, der SPD und den Grünen drei große Parteien und Fraktionen hinter dem Gegenkandidaten Knecht. Knecht setzt nicht auf Alleingänge, er will mehr moderieren und Beschlüsse umsetzen.

Die jungen Bewerber nehmen die Sache ernst, sie wollen für mehr Wohnungsbau eintreten. Den Humor lässt der 29-jährige Kling nicht außen vor, der Mitglied von „Die Partei“ ist, die als Spaßpartei bekannt geworden ist. Er selbst meint es nicht ganz so, sagt aber doch, dass er „Fahrverbote für die Waiblinger“ verlangt. Weil die ihm zu oft durch die Barockstadt fahren.

Die CDU sieht sich mit ihrer Entscheidung gut aufggestellt. Sie hat sich auf Spec härtesten Kontrahenten Knecht festgelegt. „Wir wollen nicht, dass angesichts der Wechselstimmung einfach nur irgendjemand gewählt wird“, so Klaus Herrmann. „Seit einem halben Jahr treten an uns Bürger heran, die eine echte Alternative zum Amtsinhaber möchten.“ Dass Spec ihm unterstellt, er persönlich sei vorgeprescht und habe aus Angst vor einem grün-roten Kandidaten gehandelt, weist er zurück. „Wir handeln aus Verantwortung für die Bürger und die Stadt.“

Dass nicht nur eine Einzelperson, sondern auch die SPD-Mitglieder hinter der Entscheidung stehen, Knecht zu unterstützen, betont auch Margit Liepins – ihr wird von Spec vorgehalten, sie habe Knecht zur Kandidatur überredet. Liepins: „Das ist für Spec typisch, er sucht immer einen Schuldigen. Damit disqualifiziert er sich selbst.“ Der Vorwurf sei „völlig daneben“. Die SPD traue Knecht das Amt zu. „Er ist ein selbstbewusster Mensch und kann das für sich entscheiden, außerdem hat er mit vielen gesprochen.“ Knecht wird bekanntlich auch von den Grünen unterstützt.

Vom sozialen Wohnungsbau, mehr Klimaschutz und Flugtaxis

In Sachen Wahlkampf hat Heike Baumbach Erfahrung. Vor acht Jahren kandidierte die ausgebildete Erzieherin gegen Amtsinhaber Werner Spec und konnte immerhin 7,7 Prozent der Wähler hinter sich vereinen – allerdings bei einer unterirdischen Wahlbeteiligung von unter 20 Prozent. 2014 trat sie dann mit einer Mitstreiterin bei der Kommunalwahl an, deutlich weniger erfolgreich (0,25 Prozent). Die Ziele der 43-Jährigen: „Ludwigsburg anders“ hat sie ihr Programm überschrieben, das heißt für sie „fair, bezahlbar, sozial, inklusiv, sicher, klimafreundlich und umweltbewusst“. Baumbach ist Gast in nahezu jeder Gemeinderatssitzung und kennt die Themen. „Für den sozialen Wohnungsbau wird viel zu wenig getan“, sagt sie. Sie plädiert außerdem dafür, die Parkplätze in der Innenstadt für Anwohner vorzuhalten und lieber ein Parkhaus auf der Bärenwiese zu bauen, um den Park-Such-Verkehr zu mindern. Damit werde auch CO2 und Feinstaub reduziert, das Klima geschützt. Die vielen Baustellen, sagt Baumbach, könnten durch Zwei-Schicht-Betrieb besser bewältigt werden. Das Ein-Euro-Busticket fordert sie ebenso wie eine barrierefreie Infrastruktur, besonders im ÖPNV.

Seit 2014 studiert Jakob Novotny an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg. Erst nach einem Jahr in der Barockstadt hat der 26-Jährige eine WG gefunden. Auf der Video-Plattform Youtube und in den sozialen Medien stellt er das Thema Wohnungsnot deshalb in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes. Seiner Meinung nach sollte mehr in den sozialen Wohnungsbau investiert werden. Auch der Klimaschutz liegt dem Studenten am Herzen. „Die Klimakrise sehe ich sehr ernst“, sagt er. Sein Wahlprogramm ist eher links, doch bewirbt Novotny sich als parteiloser Kandidat. Parteien beschreibt er als „zu große Maschinerien, in denen junge Menschen nur schwer teilhaben können“. Sein Ziel ist es, durch den Wahlkampf eine langfristige Studentenbewegung ins Leben zu rufen. „Ich vertraue auf die Stimmen derer, die bei der letzten Wahl nicht gewählt haben“, so Novotny.

DDer 29-jährige Konrad Theodor Kling ist Ludwigsburger und in Hoheneck aufgewachsen. Er lebt seit drei Jahren wieder in der Barockstadt. Er hat in Kaiserslautern studiert und arbeitet derzeit als selbstständiger Architekt. Ihn hat vor allem gestört, dass bei der letzten OB-Wahl die Wahlbeteiligung so niedrig war. Eine echte Chance räumt er sich selbst nicht ein, auch wenn er bei der Gemeinderatswahl als Kandidat der Freien Wähler immerhin 4563 Stimmen – also fast halb so viele wie der amtierende Oberbürgermeister bei der Wahl 2011 erhalten hat. Eines von Klings Hauptzielen ist die Schaffung von mehr Wohnraum. „Das kann die Stadt steuern.“ Er ist aber auch Mitglied von „Die Partei“, die seiner Meinung nach nicht nur auf Satire setzt. „Manches muss man aber mit Humor sehen“, meint Kling. Etwa die ewige Diskussion um die BRT-Busse, die sowieso nicht kämen. Kling glaubt nicht, dass der Gemeinderat wirklich dahinter steht. Stattdessen schlägt er „Flugtaxis“ vor, um die Mobilität voranzubringen. Die Stadtbahn würde dann auch nicht mehr gebraucht. Also doch Spaßpartei? (ja/cars/hpj)