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Geheimnisvolles Keltengrab voller Kostbarkeiten

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Nicole Ebinger-Rist mit einem Bild des Pferde-Stirnpanzers. Rechts eine Art Musikinstrument – unter anderem aus Eberzähnen – in einer Ansicht durch den Computertomographen.Archivfotos: Holm Wolschendorf/Regierungspräsidium
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Auch beim zweiten archäologischen Vortrag des Historischen Vereins in diesem Winter reichen die Stühle nicht aus. Das Interesse an dieser Wissenschaft ist ungebrochen. Kein Wunder: Die Archäologie erlebt gerade eine Epochenwende.

Ludwigsburg. Was hat Archäologie mit moderner Technik zu tun? Nicht viel, denkt man vielleicht im ersten Moment und liegt damit völlig falsch. Was die Archäologie heute – beispielsweise mit Computertomographen – alles erreichen kann und warum dadurch das eigentliche Ausgraben und Bergen der Funde immer unbedeutender wird, war am Donnerstag Thema beim Vortrag von Nicole Ebinger-Rist. Die Diplom-Restauratorin war auf Einladung des Historischen Vereins zu Gast im Staatsarchiv. Ihre Ausführungen zum Fürstinnengrab von Bettelbühl, das in Ludwigsburg unter Laborbedingungen wissenschaftlich ausgewertet wurde, interessierten knapp 200 Zuhörer.

Das Grab war 2010 in der Nähe der Heuneburg bei Sigmaringen als 80-Tonnen-Block komplett geborgen und nach Grünbühl transportiert worden. Dort hat der Landesdenkmalschutz ein großes Fundmagazin und ein Labor. Seit sieben Jahren wird das Grab ausgewertet und bearbeitet.

Die bisherigen Erkenntnisse sind sensationell. Über 1000 Objekte haben die Archäologen in der Grabkammer ausfindig gemacht, darunter filigraner Goldschmuck, Bernsteinfibeln, Armreife aus Ölschiefer, aber auch das Trensenblech eines Pferds – laut der Restauratorin „der erste Pferde-Stirnpanzer aus Bronze, den man nördlich der Alpen gefunden hat“. Viele der 2500 Jahre alten Funde muten an, „als würden sie aus dem Mittelmeerraum“ stammen, sagt Nicole Ebinger-Rist. Aber die Archäologen sind heute sicher: Das alles wurde in der oberschwäbischen Heuneburg, einer keltischen Großsiedlung, hergestellt.

Auch Stoff- und Lederreste sowie ganz persönliche Gegenstände der Fürstin wie ein Bergkristall oder fossile Seeigel konnten unter anderem mit Hilfe vom Computertomographen und Mikroskopen festgestellt werden. Denn das Erdreich wurde nicht nur Millimeter für Millimeter abgetragen, an vielen Stellen wurde es mit modernster Technik durchleuchtet. Viele der Funde, darunter der Schädel, der 583 vor Christus bestatteten Fürstin, aber auch Stoffreste und Metallfunde sind in so schlechtem Zustand, dass sie wohl nie aus der Erde geborgen werden können. Sie ruhen weiterhin in kleinen Erdblöcken, teilweise wurden sie bei minus 20 Grad eingefroren, um den Zerfall aufzuhalten.

Auf einer Freilandgrabung hätten es die Archäologen natürlich viel schwerer gehabt. Beim Vorstoß in die Tiefe wären viele der Funde, die praktisch schon zerfallen im Erdreich liegen, aber immer noch nachweisbar sind, wohl zerstört worden.

Das Grab der Fürstin von Bettelbühl ist eine wissenschaftliche Sensation. Kein Keltengrab im Land ist bisher so umfangreich und detailliert erforscht worden. Viele der Funde und Erkenntnisse sind bis heute einmalig.