1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

E-Mobilität
Gehört den E-Tretrollern die Zukunft?

In vielen Städten gehören die E-Tretroller bereits zum Stadtbild – in Ludwigsburg noch nicht. Foto: Roland Weihrauch/dpa
In vielen Städten gehören die E-Tretroller bereits zum Stadtbild – in Ludwigsburg noch nicht. Foto: Roland Weihrauch/dpa
Seit Mitte Juni sind die Elektro-Scooter auf Deutschlands Straßen zugelassen – Bisher drei Unfälle im Kreis – Erster Verleih könnte bald kommen

Bisher sieht man sie in Ludwigsburg nur selten: Die Tretroller, die elektronisch angetrieben werden. Nur vereinzelt brausen sie durch die Stadt, fast geräuschlos und bis zu 20 Stundenkilometer schnell. Doch das könnte sich bald ändern. Denn ein E-Scooter-Verleiher meldete Interesse am Standort Ludwigsburg. „Ludwigsburg ist definitiv auf unserer Liste von Städten, in denen wir in naher Zukunft einen Verleih aufbauen wollen“, so Matija Mesic, ein Sprecher des Start-Ups Circ.

Bis vor kurzem war im Internet eine Stellenausschreibung von Circ zu sehen, die einen „City Operations Manager“ für Ludwigsburg suchte. Nun wurde die Anzeige gelöscht. Ist Ludwigsburg vom Zettel gestrichen oder ein passender Bewerber gefunden? „Keines von beidem“, so Matija Mesic auf erneute Nachfrage. Für Ludwigsburg sei nun wohl kein Personal nötig. Trotzdem sei man an dem Standort weiter interessiert. In der Stadtverwaltung weiß man bisher noch nichts von den Plänen des Anbieters, eine Anmeldung liege noch nicht vor, so eine Sprecherin der Stadt.

In Stuttgart ging am Donnerstag vergangener Woche der erste E-Scooter-Verleih an den Start. Der Anbieter Lime hat dort die ersten 100 Leihroller aufgestellt. Zwei weitere Anbieter sollen folgen, mit der gleichen Anzahl an Leihrollern. Im gesamten Stadtgebiet soll die Zahl der Leihroller laut Kommune auf 800 begrenzt werden. Die Roller teilten in den ersten Tagen die Stuttgarter in zwei Lager: Die einen, die die ersten Fahrten mit den Rollern genossen. Und die anderen, die den Trend überflüssig oder gar gefährlich finden.

Wenn auch in Ludwigsburg ein Verleih Fuß fasst, werden die E-Tretroller bald ein gewohnter Teil des Stadtbilds. Bisher sind es ein paar privat gekaufte Roller, die in Ludwigsburg zu sehen sind. Doch es ist gar nicht so leicht, ein Geschäft zu finden, das die neueste Art Fortbewegungsmittel verkauft. Ludwigsburger müssen auf das Internet zurückgreifen. Dort kostet der günstigste Scooter etwa 150 Euro, der Preis geht bis zu 700 Euro für einen Roller.

In den Elektroketten wie etwa Saturn werden die Roller auch angeboten, in Ludwigsburg sind aber keine auf Lager. „Einzelne Roller können in Ludwigsburg abgeholt werden, wenn man sie im Internet vorbestellt“, sagt ein Mitarbeiter von Saturn. Eine größere Auswahl an Elektro-Tretrollern sei ab Herbst erhältlich, wenn neue Modelle auf den Markt kommen. „Die Leute kaufen die Dinger ja gerade wie die Weltmeister“, sagt der Mitarbeiter von Saturn Deutschland.

In Ludwigsburg scheint die Welle noch nicht angekommen zu sein. „Die Nachfrage ist noch nicht so groß, dass es sich lohnen würde“, sagt ein Verkäufer bei Fahrrad Imle. Deshalb gibt es dort noch keine E-Tretroller zu kaufen. Auch bei „Zweirad Bommer“ sucht man nach ihnen vergeblich. Angesprochen darauf winkt die Verkäuferin sofort ab. „So was verkaufen wir hier nicht“, sagt sie. „Wir konzentrieren uns auf Fahrräder, das ist das, was wir können“, sagt Benjamin Winter, Inhaber des Fahrradhauses Winter. Denn wenn er E-Scooter verkaufen würde, bekäme er die Geräte auch zur Reparatur. Er vermutet, dass es bald wieder eine gesetzliche Änderung geben wird, vor allem, wenn es die ersten schweren Unfälle gegeben hat.

Zu schweren Unfällen kam es in Ludwigsburg bisher noch nicht. Doch drei Unfälle mit jeweils einem Leichtverletzten, an denen E-Scooter beteiligt waren, gab es laut Polizei im gesamten Kreisgebiet seit der Zulassung der E-Roller. Bei einem stürzte eine 56-Jährige mit ihrem E-Tretroller, an einem anderen Unfall waren ein Autofahrer und ein E-Scooter beteiligt. Beim dritten Unfall wich ein Fahrradfahrer einem E-Tretroller aus und stürzte dabei. Der Rollerfahrer flüchtete.

Außerdem hat die Polizei bei Kontrollen zwei Tretroller-Fahrer erwischt, die ohne den erforderlichen Versicherungsschutz unterwegs waren. Eine gesonderte Kfz-Haftpflichtversicherung ist notwendig für alle E-Tretroller. Denn die Privathaftpflichtversicherung deckt Schäden, die beim Fahren mit dem E-Roller verursacht werden, nicht ab.

„Es muss beachtet werden, dass die E-Roller bis zu 20 Stundenkilometer schnell werden und damit bei Unfällen nicht nur für den Fahrer selbst, sondern auch für Fußgänger und Radfahrer schwere Folgen haben könnte“, warnt Peter Widenhorn, Sprecher bei der Polizei Ludwigsburg. Durch die kleinen Räder, einen steilen Lenker und die Tatsache, dass man stehend auf den Rollern fährt, müsse man vorsichtig sein, vor allem bei Unebenheiten, in Kurven und beim Abbremsen. „Wir empfehlen außerdem, einen Helm zu tragen“, so Widenhorn. Wie auch beim Fahrradfahren werde dadurch das Risiko für lebensbedrohliche Verletzungen gesenkt.

„Die Nachfrage nach den E-Tretrollern ist noch nicht so groß, dass es sich lohnen würde.“

Mitarbeiter von Fahrrad Imle