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Gemeinderat
Gibt es bald kein Feuerwerk mehr?

Die Emichsburg brennt. Archivbild: Oliver Bürkle
Die Emichsburg brennt. Archivbild: Oliver Bürkle Foto: Oliver Bürkle/ Ramona Theiss
Lichterzauber (links) und Musikfeuerwerk (rechts) – das sind die großen Feuerwerke im Blühenden Barock. Archivfotos: Oliver Bürkle/ Ramona Theiss
Lichterzauber (links) und Musikfeuerwerk (rechts) – das sind die großen Feuerwerke im Blühenden Barock. Foto: Oliver Bürkle/ Ramona Theiss
Am Monrepos findet das Klassik-Open-Air der Schlossfestspiele statt.Archivfoto: Kuhnle
Am Monrepos findet das Klassik-Open-Air der Schlossfestspiele statt. Foto: Kuhnle
Drei große Feuerwerke finden jedes Jahr in Ludwigsburg statt. Geht es nach den Grünen, dann sollen sie abgeschafft und durch Lasershows ersetzt werden. Volker Kugel vom Blühenden Barock und der Intendant der Schlossfestspiele, Jochen Sandig, halten von der Idee nichts.

Ludwigsburg. „Silvesterfeuerwerk“ ist der Antrag überschrieben, den die Grünen jetzt bei der Stadtverwaltung eingereicht haben. So harmlos der Titel auch klingt, der Inhalt hat es in sich. Zum einen fordern die Grünen – federführend steckt hinter dem Antrag Stadtrat Frank Handel – ein Aus für die Feuerwerke im Blühenden Barock und am Monrepos. Stattdessen sollten dort in Zukunft „umweltfreundliche Licht- und Lasershows“ stattfinden.

Zum anderen soll die Verwaltung prüfen, ob es möglich ist, in Ludwigsburg Zonen einzurichten „in denen Schwarzpulver-Feuerwerkskörper aus Gründen der Luftreinhaltung, des Tierschutzes, des Brandschutzes, der Verletzungsvorsorge und der Müllvermeidung nicht gezündet werden dürfen“. Das heißt: In Teilen der Stadt soll die Silvester-Knallerei verboten werden. Stattdessen, so die Grünen, soll die Verwaltung am 31. Dezember eine zentrale Licht- und Lasershow organisieren. Diesen Weg ist Stuttgart am vergangenen Silvester bereits gegangen.

Die dritte Forderung der Grünen ist, im Gemeinderat über den Antrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zu diskutieren. Die DUH hatte im vergangenen Sommer gefordert, dass es in besonders vom Feinstaub belasteten Städten wie Ludwigsburg ein Feuerwerkverbot geben soll.

Auch eine Lasershow verursacht CO2

Das Musikfeuerwerk oder der Lichterzauber ohne Feuerwerk – das kommt für den Geschäftsführer des Blühenden Barocks, Volker Kugel, überhaupt nicht infrage. Er bezeichnet den Vorstoß der Grünen als Fensterpolitik – also als sehr einseitig, der Blick gehe nur in eine Richtung. Der CO2-Verbrauch der beiden Feuerwerke im Blühenden Barock ist laut Kugel vergleichbar mit dem Verbrennen von 30 Litern Diesel. Auch der Feinstaub, der dabei entsteht, sei überschaubar und nicht vergleichbar mit dem Feinstaub, den Autos erzeugen.

Kugel findet, dass die Grünen das Blühende Barock zu Unrecht an den Klimasünder-Pranger stellen. Vier der zwölf Fahrzeuge im Park seien mittlerweile Elektrofahrzeuge. „Wir sparen allein damit 800 Liter Diesel und Benzin ein“, sagt Kugel. „Da wollen wir uns doch nicht die Freude an zwei Feuerwerken nehmen lassen.“ Im Blühenden Barock gebe es außerdem mehrere Solaranlagen, und auch bei den Gartengeräten hätten 80 Prozent mittlerweile einen Akku anstatt einen Tank. Durch den Umstieg auf LED-Leuchten spare das Blühende Barock mittlerweile zudem 1000 Euro an Stromkosten im Jahr. Der CO2-Ausstoß des Blühenden Barocks sinke kontinuierlich.

Kugel stört sich allerdings auch noch an einem weiteren Punkt des Antrags. Zum einen findet er eine Lasershow einfach nicht so faszinierend wie ein richtiges Feuerwerk, zum anderen hätten die Grünen auch nicht berücksichtigt, wie viel Strom eine Lasershow benötigt. „Die Kabel, die man dafür braucht, haben den Durchmesser eines Latte-macchiato-Glases“, sagt Kugel.

Auch Jochen Sandig, der Leiter der Schlossfestspiele, ist vom Vorstoß der Grünen wenig begeistert. Er honoriert zwar den Einsatz gegen Umweltverschmutzung durch Silvesterböller, aber: „Im Vergleich mit der Umweltbelastung durch Emissionen im Straßenverkehr fallen diese professionellen Feuerwerke viel weniger ins Gewicht“, so Sandig. Und das Klassik-Open-Air der Schlossfestspiele sei traditionell mit einem festlichen Feuerwerk verbunden. Selbst die DUH räume ein, dass professionelle und zentral organisierte Feuerwerke die Luftqualität wesentlich weniger beeinträchtigen als die private Böllerei.

Eine historische Tradition des Barock

„Professionelles Feuerwerk ist auch eine Tradition, die mit Festen in den Zeiten des Barock in Verbindung steht. Insofern fände ich persönlich es sehr schade, auf das Feuerwerk beim Klassik-Open-Air verzichten zu müssen. Sollte es zu einem Verbot kommen, würde ich mich für eine Ausnahmegenehmigung einsetzen“, sagt der Intendant gegenüber unserer Zeitung.

Nach eigenen Angaben geht es den Grünen nicht um Klimahysterie, sondern darum, wie die Herausforderungen beim Klima-, Natur- und Umweltschutz in den nächsten Jahren gemeistert werden können, schreibt die Partei zur Begründung ihres Antrags. „Wir wollen dem Ludwigsburger Klimabündnis gerecht werden und den Sprung ins neue Jahrzehnt umweltfreundlich begehen“, so Grünen-Stadtrat Frank Handel, der auch Vorsitzender des Naturschutzbundes Ludwigsburg ist. Für ihn wäre die Umstellung auf Laser auch ein Schutz für die heimische Tier- und Vogelwelt. Zudem gehe es um Müllvermeidung: „Weniger Böller und Raketen würde auf alle Fälle die finanzielle Belastung des städtischen Haushalts verringern. Am Neujahrstag arbeitet die Stadtreinigung auf Hochtouren, um die Reste der Böllerei zu beseitigen.“

Die Stadtverwaltung war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Vor einem Jahr, als das Thema schon einmal diskutiert wurde, war der damalige Oberbürgermeister Werner Spec aber sehr kritisch gegenüber einem Verbot eingestellt.

Online-Umfrage: Was halten Sie vom Vorschlag der Grünen? Sollte in Ludwigsburg aus Umweltgründen in Zukunft auf Böller und Raketen verzichtet werden? Stimmen Sie ab unter www.lkz.de