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Innenstadtcampus
Goetheschüler kämpfen um Bäume

Diese Bäume stehen derzeit im Mittelpunkt einer Diskussion. Neben den Schülern fordern jetzt auch viele Stadträte ihren Erhalt.Foto: Holm Wolschendorf
Diese Bäume stehen derzeit im Mittelpunkt einer Diskussion. Neben den Schülern fordern jetzt auch viele Stadträte ihren Erhalt.Foto: Holm Wolschendorf
Schüler und Eltern des Goethe-Gymnasiums machen mobil: Sie wollen ihre Bäume im südlichen Innenhof der Schule erhalten, die der beschlossenen Neugestaltung der Außenfläche weichen sollen.

„Wir haben Angst, dass wir eines Morgens in die Schule gehen, und dann sind die Bäume weg“, sagt Anna Hofmann. Mit der Schülermitverantwortung (SMV) des Goethe-Gymnasiums macht die Schülerin der Jahrgangsstufe I deswegen mobil gegen den dritten Bauabschnitt in der langwierigen Sanierung des Goethe: Für die Gestaltung des Außenbereichs im südöstlichen Innenhof sollen die alten Bäume weichen. Einzig eine Eiche in der Mitte bleibt stehen, mit einem Holzdeck soll sie laut Planung als Grünes Klassenzimmer und Erholungsraum dienen. Beschlossen wurde dies vom Gemeinderat am 23. März 2016 als dritter Bauabschnitt, dernunanstünde.

„Die Bäume sind schon sehr alt“

„Mit Bestürzung“, schreiben die Schülersprecher des Goethe-Gymnasiums an die Stadtverwaltung und Stadträte, „haben wir die Nachricht vernommen, dass es zu einer Fällung des Großteils der Bäume kommen wird.“ Dies sei „ein großer Verlust“, so Nils Philipp und Greta Kleine weiter. „Die Bäume sind schon sehr alt und dementsprechend groß. Für die Schüler und Schülerinnen stellt der Schutz der Bäume einen Ort der Erholung im Grünen dar.“ Die SMV stellt die Frage, ob eine Fällung der Bäume nötig sei. Wie Anna Hofmann sagt, mute es absurd an, für eine Neugestaltung mit Baumpflanzungen erst einmal die alten Bäume abzusägen. „Wir haben das Gefühl, hier wird viel zu stark eingegriffen.“ Geplant sind Aktivitätszone, Baumhain mit Bänken und ein Multifunktionsspielfeld sowie elf Bäume im Hof.

Begründet wird die nötige Fällung von der Verwaltung nicht nur mit der Neugestaltung. Bürgermeister Michael Ilk erläutert dies in einem Brief an die Schülersprecher: So seien die beiden zur Fällung vorgesehenen Schlitzahorne „teilweise hohl und somit nicht mehr standfest“. Auch zwei Birken, „die bereits einen hohen Totholzanteil haben“, sollen weichen. Eine Eibe werde stark zurückgeschnitten, ebenso ein Ahorn, der „Einfaulungen im Kronenbereich aufweist“.

Der Bürgermeister hat angeboten, sich den Innenhof mit den Schülern anzuschauen. Dabei will er auch eine Unterschriftenliste entgegennehmen. Laut SMV signierten 250 Schüler die Petition sowie 100 Lehrer. „Die Bäume haben für sie alle eine große Bedeutung.“ Ilk sagte im Gespräch mit unserer Zeitung, er unterstütze das Engagement der Schüler. Er will ihnen nun die Hintergründe erläutern, ein Termin stehe aber noch nicht fest.

Allerdings hat SPD-Rätin Margit Liepins das Thema aufgegriffen und gefordert, die Baumfällungen im heutigen Bauausschuss (Rathaus, 17 Uhr) zu thematisieren. Bürgermeisterin Gabriele Nießen wird das Thema laut Verwaltung vor Eintritt in die Tagesordnung aufrufen. Wie Ilk sagte, sei der Protest bei der Stadt angekommen, sie werde sich nun mit den Schülern und der Thematik auseinandersetzen.

Die SMV wolle drei Jahre nach Baubeschluss endlich aktiv werden, um zu vermeiden, dass die Stadt Tatsachen schafft, sagt Anna Hofmann: „Wenn wir noch länger warten, ist es zu spät. Dann sind unsere Bäume weg.“ Ihr Kampf sei einer für Nachhaltigkeit und kommende Generationen. Sie erzählt, Lehrer und Schüler machten sich schon lange Gedanken um Gestaltung und Bewahrung des Hofs.

Verhindern Container die Fällungen?

Wann es mit dem Umbau losgeht, ist noch völlig offen. In seinem Schreiben an die SMV geht Ilk von diesem Jahr aus, zum Ende der Vegetationszeit: „Frühestens im Herbst können und müssen wir hier tätig werden“, sagt er bezüglich der Schäden. Ein Blick in die Vorlage 051/16 offenbart gen Ende dagegen einen winzigen, doch bedeutungsvollen Satz: „Die Realisierung des dritten Bauabschnitts ist abhängig vom Abbau der Schulcontainer auf dem Pausenhof.“ Und die sind der steigenden Schülerzahlen wegen mindestens auf die nächsten Jahre gesetzt. Wie berichtet, geht im Innenstadtcampus der Platz in den Stammgebäuden aus, in den nächsten Jahren fehlen 38 Klassenräume – ab Herbst sollen je drei Klassen der Elly-Heuss-Knapp-Realschule und des Mörike-Gymnasiums in den Containern unterkommen. Der Schülertreff Pasta wurde ebenfalls dorthin verlegt – und wird bis zum neuen Jugendtreff im Stadtbad, für den es gerade mal einen Planungsauftrag gibt, ebenfalls seinen Platz beanspruchen.

Goethe-Schulleiter Wolfgang Medinger pflegt die Zurückhaltung, begrüßt jedoch prinzipiell das Engagement der Schüler – auch die Schule habe in der Vergangenheit „unsere Bedenken vorgetragen“. Wie berichtet, hatte auch der BUND protestiert. Die Bäume von Magnolie bis Ahorn seien stattlich, so Medinger„eigentlich ist es ein bisschen wie im botanischen Garten“.