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Filmakademie
Goldgräber bringen Filmpreis

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Für seine Dokumentation über Menschen, die in Ghana illegal Gold abbauen, reiste Johannes Preuss in das westafrikanische Land. Fotos: Filmakademie Baden-Württemberg
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Johannes Preuss gewinnt mit seiner Dokumentation „Galamsey“ den Studenten-Oscar – Verleihung ist am 12. Oktober

Ludwigsburg. „Wenn wir nicht aufpassen, Gentlemen, landet Ghana eines Tages in der Hölle“, erzählt ein Einheimischer im Dokumentarfilm „Galamsey – Für eine Handvoll Gold“ von Johannes Preuss. Der Student der Filmakademie zeigt in seiner knapp 30-minütigen Reportage, „was es bedeutet, auf einem der größten Goldvorkommen der Welt zu leben“, wie er im Film sagt. Für seinen Film gewinnt er nun den Studenten-Oscar, wie gestern bekannt wurde.

„Ich war erstaunt, als der Film bei den Bafta Student Film Awards, dem britischen Nachwuchsfilmpreis, in die letzte Auswahl kam“, sagt er am Telefon. Er ist gerade für ein anderes Filmprojekt in Nigeria. „Da habe ich realisiert, dass er gut ist. Dass ich jetzt den Studenten-Oscar gewonnen habe, ist der Oberhammer.“ Der Preis wird am 12. Oktober in Los Angeles vergeben. Preuss wird bei der Verleihung dabei sein und eine Woche in Los Angeles verbringen. Ob er Bronze, Silber oder Gold bekommt, entscheidet sich erst dann.

Neben ihm hat eine weitere deutsche Filmproduktion den Nachwuchspreis gewonnen: „Watu Wote/All of Us“ von Katja Benrath von der Hamburg Media School. Mit den Studenten-Oscars ehrt die Akademie seit 1972 Auslandsregisseure und junge Talente von Filmhochschulen in den USA. In diesem Jahr wurden 1587 Filme aus dutzenden Ländern eingereicht.

In Preuss’ Reportage „Galamsey“ geht der 33-Jährige der Frage nach, „was der Goldgräberboom den Menschen in Ghana gebracht hat.“ Eine Antwort möchte er nicht geben, aber der Film ziehe ein indirektes Fazit. „Es ist nicht alles rosig dort“, verrät er.

2010 war Johannes Preuss für den Deutschen Entwicklungsdienst zum ersten Mal in dem westafrikanischen Land – für den Aufbau eines Radiosenders. „Das war genau die Zeit, als der Goldgräberboom begann“, sagt Preuss. Denn Ghana hat ein reiches Goldvorkommen. „Ich habe das alles hautnah miterlebt. Als Journalist hat mich das sehr interessiert.“ Als er die Möglichkeit hatte, im Studium einen Film selbst zu produzieren, sei er wieder nach Ghana gegangen.

„Galamsey“ – ein lokaler ghanaischer Begriff, der den illegalen kleinen Goldbergbau in Ghana bezeichnet – wurde schnell abgedreht: Nach gerade einmal acht Tagen hatte Preuss das Filmmaterial zusammen.

In seinem Film zeigt der Filmemacher aber nicht nur, wie die Ghanaer in der kleinen Stadt Twifu Praso mit dem Goldgräberboom umgehen – auch seine Suche nach illegalen Goldgräbern thematisiert er. „Ich hatte einen Freund, der die Kontakte hergestellt hat“, erzählt Preuss. „Es war aber eine große Herausforderung, überhaupt Leute zu finden, denn die Regierung hatte gerade dem illegalen Goldabbau den Krieg erklärt.“ Einem weißen Mann mit Kamera sei anfangs wenig getraut worden.

Dass er diese Suche thematisiert, gibt der Dokumentation eine gewisse Authentizität. „Der Film ist nicht von außen aufgenommen, er ist mittendrin“, beschreibt Preuss sein Werk. „Er ist echt.“ Sein Film sei nah an den Menschen dran, wahrscheinlich zeichne ihn gerade das aus. Auch wenn er technisch „nicht der Allerbeste ist“.

Denn da Preuss in Ghana kein Filmteam hatte, übernahm er neben Produktion und Regie auch die Kameraarbeit. „Die Filmakademie hat ein sehr hohes Niveau“, sagt er. „Ich war mir nicht sicher, ob mein Film ebenfalls auf diesem Niveau ist.“

Die Dokumentation ist sehr subjektiv: Häufig zeigt die Kamera Preuss’ Blickwinkel; manchmal ist der Filmemacher auch selbst zu sehen – und immer wieder ist er zu hören. „Ich thematisiere meine eigene Geschichte“, sagt er. Da er keine Stimmausbildung hat, habe er überlegt, einen Sprecher einzusetzen – das aber nach Absprache mit seinem Filmteam an der Hochschule wieder verworfen. Denn Preuss berichtet in der Dokumentation über seine eigenen Gefühle und wird so zum subjektiven Erzähler.

Zurzeit ist er in Nigeria, um für die Deutsche Entwicklungszusammenarbeit einen Film über Reisbauern zu drehen. Die Zeit dort nutzt er auch für seine Diplomarbeit: Eine Dokumentation über „Nollywood“– die boomende Filmindustrie in Nigerias größter Stadt Lagos und über die Menschen, die versuchen, dort zu überleben.