Ludwigsburg. Die Pädagogische Hochschule und die Verwaltungshochschule wollen wachsen. Damit die Verkehrsprobleme um den Campus nicht mit ihnen wachsen, haben die Stadträte jetzt einstimmig ein Mobilitätskonzept verabschiedet. Das soll den Stadtteil Eglosheim vom Autoverkehr entlasten – ohne einen einzigen neuen Parkplatz.
Warum wurde das Mobilitätskonzept entwickelt? Die Hochschulen planen mehrere zusätzliche Gebäude. Ihnen fehlen nach eigener Auskunft mindestens 3800 Quadratmeter. Eigentlich müssten nach dem Stellplatzschlüssel der Landesbauordnung mit den Neubauten mehr als 250 neue Parkplätze gebaut werden. Die Verordnung richtet sich in diesem Punkt nämlich nach der Anzahl der eingeschriebenen Studenten (momentan 8300). Neue Parkplätze wollen die Stadt sowie das Land und mit ihr die Hochschulen aber unbedingt verhindern.
Was ist das Ziel? Der Verkehr in Eglosheim soll sich geordnet entwickeln und der Autoverkehr reduziert werden. Die Hochschule soll für Studenten und Mitarbeiter gut erreichbar sein, aber möglichst wenig Autoverkehr in den Stadtteil bringen. Langfristig könnte es sogar weniger Parkplätze geben. Die Verbleibenden sollen besser genutzt werden.
Welche Schritte beinhaltet das Konzept? Kernstück ist ein professionelles Mobilitätsmanagement an den Hochschulen. Dafür soll genau ermittelt werden, wie Studenten und Dozenten an die Hochschule kommen und wie das Auto als Verkehrsmittel verhindert werden kann. Außerdem sollen in einem zweiten Schritt auf den Parkplätzen des Landes Parkgebühren eingeführt werden. Auch an den Straßen in Eglosheim Ost, also im kompletten Teil östlich der B27 (neuer Teil von Eglosheim), sollen Parkgebühren kommen. Anwohner brauchen dann einen Bewohnerparkausweis. Besucher müssen Parkgebühren bezahlen.
Was bedeutet das Mobilitätskonzept für die Hochschulen? Der Verkehr zur Hochschule soll für möglichst viele Studenten, Mitarbeiter und Dozenten ohne Auto funktionieren. Dabei sollen Fahrgemeinschaften, Infos zu Radwegen sowie Bus und Bahn, Leihfahrräder, Carsharing und E-Scooter helfen.
Ab wann muss fürs Parken bezahlt werden? Bisher steht das Jahr 2023 im Raum. An den Parkplätzen in Landesbesitz sollen Schranken und Parkscheinautomaten aufgestellt werden. Die Monatsgebühren für Studenten, Lehrkräfte und Mitarbeiter der Hochschulen betragen 25 Euro. Wenn die Hochschulen geschlossen sind, also abends und am Wochenende, eventuell auch in den Semesterferien, könnten die Parkplätze Anwohnern oder Besuchern angeboten werden.
Wo hat das Land eigene Parkplätze? Für die Hochschulen gibt es drei große Parkplätze in Landesbesitz: direkt an der Reuteallee vor der PH, auf der andere Seiten der Bahnlinie am Bahnhof Favoritepark (Eduard-Spranger-Straße) und an der Fröbelstraße zwischen den Hochschulen und der Fröbelschule. Insgesamt haben die Hochschulen damit 851 Stellplätze.
Mit welchen Entwicklungen rechnet die Stadt beim Thema Parken und Parkplätze? Eine Untersuchung aus dem Jahr 2014 hat ergeben, dass an Spitzentagen 1055 Parkplätze um die Hochschulen benötigt werden. Insgesamt gibt es aber nur 1023 Stellplätze im Umfeld (mit den öffentlichen Stellplätzen entlang der Reuteallee). Bis 2025 soll die Nachfrage auf etwa 740 Parkplätze gesenkt werden – unter anderem durch das Mobilitätskonzept der Hochschulen. Schon seit 2014 habe sich die Situation verbessert, weil die S-Bahn und Busse öfter fahren.
Wie werden die Entwicklungen in den kommenden Jahren überprüft? Die Hochschulen müssen ab sofort Jahresberichte ihres Mobilitätskonzepts vorlegen. Die Nutzung von Bus, Bahn, Rad oder Auto muss mit genauen Zahlen belegt werden. Außerdem ist eine Befragung von Studenten, Lehrkräften und Angestellten der Hochschulen geplant und es soll ermittelt werden, wer auf den drei großen Parkplätzen der Hochschule eigentlich parkt.
Ist es ausgeschlossen, dass an den Hochschulen zusätzliche Parkplätze gebaut werden? Nein. Sollte das Mobilitätskonzept nicht aufgehen, werden nach 2025 im Zuge der Neubebauung an den Hochschulen auch neue Parkplätze gebaut. Laut Stadtverwaltung soll es einen Vertrag geben, der das regelt.
Was passiert mit dem Park-and-ride- Parkplatz am S-Bahnhof, wenn die Parkgebühren kommen? Der Parkplatz fällt dann weg. Die Stadt denkt aber über eine Alternative nach. Auf Nachweis (etwa ungünstige Busverbindung zum S-Bahnhof) sollen Betroffene die Möglichkeit haben, an der Reuteallee einen Stellplatz zu mieten.
Was sagen die Stadträte zu den Plänen? Christine Knoß von den Grünen findet: „Wir sollten die Chance nutzen, damit es weniger Autos werden. Wir haben kein Platz für all die Autos.“ Von der CDU gibt es auch Kritik. Das Mobilitätskonzept beinhalte viele Annahmen und Spekulationen, so Stadtrat Armin Klotz. Auch die Berechnung, wie viele Parkplätze fehlen, hält er für falsch. Seiner Rechnung nach fehlen viel mehr Parkplätze, wenn neu gebaut wird. Auch den Wegfall der kostenlosen P+R-Parkplätze wird von der CDU kritisiert.
Dieter Juranek von der SPD fehlen Aussagen darüber, wie stark die Coronapandemie den Alltag an den Hochschulen dauerhaft verändern könnte. Vielleicht können die Studenten in Zukunft ja mehr von zu Hause aus arbeiten und müssen gar nicht mehr so oft in die Hochschule fahren.