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ob-Wahlkampf
Großes Interesse an den Kandidaten

Werner Spec im Austausch.
Werner Spec im Austausch.
Matthias Knecht ganz in Blau.Fotos: Wolschendorf (3), Werner (2)
Matthias Knecht ganz in Blau. Foto: Wolschendorf (3), Werner (2)
Heike Baumbach ohne Stand, aber mit Sitzgelegenheit.
Heike Baumbach ohne Stand, aber mit Sitzgelegenheit.
Jakob Novotny mit jungem Team sucht den Kontakt.
Jakob Novotny mit jungem Team sucht den Kontakt.
Konrad Kling geht lieber mobil in den Wahlkampf.
Konrad Kling geht lieber mobil in den Wahlkampf.
Zwei Wochen vor der Wahl gehen die Bewerber in den Endspurt: Ein Blick auf die Stimmung an den samstäglichen Ständen

Ab und an weht ein plötzlicher Windstoß Prospekte jeder Couleur über das Pflaster an der Stadtkirche, ansonsten ist es jedoch perfektes Wahlkampfwetter: Es ist Samstagvormittag, zwei Wochen noch bis zur Oberbürgermeister-Wahl. Entsprechend eng geht es auf der Strecke zwischen Fußgängerzone und Marktplatz zu, das Interesse an den OB-Kandidaten ist groß. Und selten sind Passanten so oft gefragt worden, ob sie aus Ludwigsburg sind. Wo sind die Wähler?

Amtsinhaber Werner Spec und sein Team haben sich direkt hinter der Kirche postiert. Am anderen Ende steht die Mannschaft von Herausforderer Matthias Knecht. Erst kürzlich sind seine hellblauen Wahl-T-Shirts gekommen. Auf so viel Aufwand verzichtet Jakob Novotny, der dazwischen Platz gefunden hat. Drei Stühle, ein Tisch, ein Plakat. Und Flyer. „Ich bin Jakob.“ Einige hat ein junger Mann in der Hand. „Jakob hat mich dazu gebracht, rauszugehen“, sagt er. Es gehe um Wohnungsnot, um Umwelt. „Wir legen Wert auf die Zukunft.“

Vor Novotny steht ein junger Mann mit Tochter auf den Schultern. Der 26-Jährige diskutiert über Wohnungsnot, Klimakrise, Mobilität – die beherrschenden Themen an allen Ständen. Spec‘ Politik sei nach oben gerichtet, die Leute unten vernachlässige er. „Der größte Teil profitiert nicht von Porsche in der Weststadt, sondern merkt nur, dass die Mieten steigen.“

Das Thema ist prominent bei Knecht. „Der Politikstil muss sich ändern“, sagt ein Wahlkämpfer. „Echt. Knecht.“ prangt auf dem hellblauen T-Shirt, sogar die Äpfel sind gestempelt worden. Die gibt es übrigens bei drei von fünf Kandidaten. Matthias Knecht debattiert derweil mit einem älteren Ehepaar, die Sonne hat sie in den Schatten der Schuhauslagen getrieben. Es geht um Autos, Fußgänger und Radfahrer, Knechts Idee eines harmonischen Miteinanders gefällt ihnen, aber sie wollen mehr: „Wenn Sie ihre Ideen mehr konkretisieren, wählen wir sie sofort.“

Knecht gelobt Besserung, kurz darauf steht er vor einem Ehepaar mit Kinderwagen. „Ich möchte mich nicht nur angesprochen fühlen, sondern auch angesprochen werden“, sagt die junge Frau. „Der Bürger muss mitgenommen werden“, erwidert Knecht. Rund 15 Unterstützer in blauen Shirts wuseln um ihn herum, überall wird diskutiert. Über viele kleine Themen, sagt Knecht: „Der BRT wurde wenig angesprochen, Kritik an Buslinien gab es dagegen 30-mal.“

Nebenan geht es ruhiger zu. Heike Baumbach hat sich zwei Stühle vom Marktplatz an ihren Platz geschoben. Sie hat kleine Strohpuppen in der Hand, die weggehen wie warme Semmeln. Der kleine Preis: ein Wahlprogramm dazu. Fair, inklusiv, sozial, bezahlbar, umweltbewusst – ihr regenbogenfarbiges Wahlprogramm steht im krassen Gegensatz zum Adjektivreigen zehn Meter rechts von ihr.

Nachhaltig, erfolgreich, kompetent, zielstrebig: der Amtsinhaber Werner Spec setzt ganz klar auf Erreichtes, auf Dynamik. „Momentan ist Beständigkeit wichtig“, sagt ein Wahlhelfer am Stand, ein anderer setzt auf Stärke. „Ich brauche keinen OB zum Kuscheln, sondern einen, der die Stadt voranbringt.“ Matjeshäppchen werden vorbeigebracht, die Stimmung ist gut.

Er habe viel Zustimmung für den BRT erfahren, sagt Werner Spec. Seine E-Mail an Freunde und Unterstützer, die wie berichtet für viel Aufregung sorgte, sei gut aufgenommen worden. Die Stadtbahn sei nicht gewollt, habe er aus Gesprächen erfahren. „Der Kompromiss heißt nur, dass wir die Stadtbahn weiter planen. Es gibt keinen Beschluss für den Bau der Stadtbahn.“ Ein Mann schiebt sein Rad vorbei. „Bei dem Auftreten kann ich Spec nicht mehr wählen“, sagt er. Eine Frau will dagegen für Spec stimmen. „Allein schon, weil er meine MHP Riesen unterstützt.“ Wer Kouny ist, weiß sie nicht. Das steht auf dem T-Shirt von Konrad Kling, der nicht viel spricht. „Ich laufe ein bisschen rum. Meine Wählerschaft wird um die Zeit gerade mal wach“, sagt er.

Ab 12 Uhr lässt der Andrang schlagartig nach, um 13 Uhr beginnt das Aufräumen. Ein Wahlhelfer steht mittendrin und spricht Salomonisches. „Das ist eine tolle, interessierte Stimmung hier. Man kann beide Kandidaten gut wählen. Ich hoffe, es wird eine gute Wahlbeteiligung.“