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Geplante Anschlussunterbringung
Grünbühl ist in heller Aufregung

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Die Straße links im Bild heißt Frauenried und gehört zu Ludwigsburg-Grünbühl. Rechts im Bild ist die Rückseite des Rewe Marktes auf Kornwestheimer Gemarkung zu sehen. Die Brachfläche dazwischen ist als möglicher Standort für eine Anschlussunterbringung für 200 Personen im Gespräch. Das Areal gehört dem Zweckverband Pattonville. Foto: Oliver Bürkle
Die Überlegungen der Städte Remseck und Kornwestheim in Pattonville eine Anschlussunterbringung für Flüchtlinge zu bauen, stoßen in Grünbühl auf heftigen Widerstand. Die Rede ist von einem Gebäude für 200 Personen auf einem Grundstück, das unmittelbar an Grünbühl angrenzt.

Ludwigsburg. Im südlichsten Stadtteil von Ludwigsburg gibt es derzeit nur ein Thema. Egal ob beim Bäcker, im Supermarkt oder auf der Straße, überall wird über die geplante Anschlussunterbringung für anerkannte Flüchtlinge gesprochen. Regina Orzechowski hat aus der Zeitung von den Plänen der Nachbarkommunen erfahren. „Das ist eine Frechheit ersten Grades“, ärgert sich die SPD-Stadträtin aus Grünbühl. Sie hat sich in den letzten Tagen viel anhören müssen von den Menschen in ihrem Stadtteil. „Das versteht keiner von uns.“

Eher zufällig war in der jüngsten Sitzung des Kornwestheimer Gemeinderates zur Sprache gekommen, dass Remseck und Kornwestheim über ein interkommunales Projekt in Pattonville nachdenken (wir berichteten). Standort könnte eine Fläche zwischen dem Rewe Markt (Gemarkung Kornwestheim/Pattonville) und der Straße Frauenried (Gemarkung Ludwigsburg) sein. Das Gebäude soll Platz für 200 Personen haben, darunter sowohl Einzelpersonen als auch Familien. „Wir möchten hochwertig bauen, Stein auf Stein mit einem flexiblen Raumprogramm“, betont Kornwestheims Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Pattonville habe „viel Erfahrung im Geschosswohnungsbau“, da sei das Projekt eine „Weiterführung der städtebaulichen Struktur“.

Doch die Grünbühler fragen sich, ob dafür der Standort auf der Rückseite des Rewe Marktes der richtige ist. „Das ist schön weit weg von Remseck und Kornwestheim, aber ganz nah dran an Ludwigsburg“, sagt Regina Orzechowski. Da könne keine Integration funktionieren.

Das sieht Ursula Keck anders. „Da würden Menschen wohnen, die angekommen sind. Die bleiben werden. Diesen müssen wir Bleibeperspektiven bieten was Ausbildung, Arbeiten und Wohnen anbelangt.“ Dann funktioniere auch Integration.

Im Ludwigsburger Gemeinderat sieht man das Vorhaben kritisch. „Wie wollen die für 200 Personen für Betreuung sorgen?“, fragt sich beispielsweise Margit Liepins. Die SPD-Stadträtin meint, „wenn man auf uns zugegangen wäre, hätten wir ja drüber reden können.“ Aber solche Planungen an diesem Standort ohne die Nachbarkommune anzustellen, sei ein „Affront“. Das sei auch geplant gewesen, meint Keck, die öffentliche Anfrage in der Sitzung des Gemeinderates sei dem jedoch zuvorgekommen.

„Das müsst ihr verhindern!“, ruft eine Anwohnerin im Frauenried Stadträtin Orzechowski zu. „Überlegen Sie mal, was das für Lärm- und Konfliktpotenzial mit sich bringt.“ So sehen es viele Menschen im Stadtteil. Dabei sei man hier nicht generell gegen Flüchtlinge. „Grünbühl ist aus lauter Flüchtlingen entstanden. Die meisten von uns sind keine Ur-Ludwigsburger“, so Orzechowski. Außerdem habe man hier bis vor kurzem rund 200 Flüchtlinge in Erstunterbringung gehabt, das habe nach anfänglichen Protesten auch funktioniert. „Aber das wird ein Brennpunkt!“

Auch die Ludwigsburger Stadtverwaltung lehnt das Vorhaben ab: Man habe mit dem „Konzept, Menschen in der Anschlussunterbringung integriert im Stadtgebiet sowie dezentral in kleineren Wohneinheiten unterzubringen, sehr gute Erfahrungen gemacht“, heißt es auf unsere Anfrage. „Die geplante, große Flüchtlingsunterkunft in Randlage von Pattonville verfolgt ein diametral anderes Konzept, weshalb Ludwigsburg das Vorhaben entschieden ablehnt, da es unmittelbar die Belange von Grünbühl berührt.“