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Auszeichnung
Grüne Oase statt Gärten des Grauens

Preis in der Kategorie „Mittelgroße Vorgärten“.
Preis in der Kategorie „Mittelgroße Vorgärten“.
Ein Vorgarten ist mehr als die Visitenkarte eines Hauses: Er sollte einen schönen Anblick bieten und gleichzeitig gut für die Umwelt sein. Beim Spätlingsmarkt sind begrünte Vorgärten ausgezeichnet worden, die eine Alternative zu den „Gärten des Grauens“, sprich den trostlosen Schottergärten, bieten.

Ludwigsburg. Bei dem Wettbewerb, den die Grüne Nachbarschaft erstmals ausgelobt hat, sind zehn Vorgärten in verschiedenen Kategorien ausgezeichnet worden. „Wir wollen mit diesem Wettbewerb ein Zeichen setzen und andere Gartenbesitzer anregen, in mehr Grün zu investieren“, sagte Gabriele Heusel-Voraus, die die Geschäftsstelle der Grünen Nachbarschaft leitet. Der Startschuss erfolgte beim Spätlingsmarkt im Vorjahr. Bis zum Juli dieses Jahres wurden 69 Vorschläge eingereicht, von denen 28 in die engere Wahl kamen. Das Büro Schwarz und Partner hatte eine Vorauswahl getroffen und die Gärten in verschiedene Kategorien eingeteilt. In die Bewertung floss die Umweltqualität, aber auch die optische Gestaltung ein.

Letztendlich wurden Preise in zehn verschiedenen Kategorien verliehen: Birgit Maldonado aus Ludwigsburg (Stadtklima), Familie Härle aus Bietigheim-Bissingen (ländlicher Vorgarten), Sonnja Wahl und Werner Fleig aus Ludwigsburg (Ensemblewirkung Haus und Vorgarten), Familie Kurz aus Bietigheim-Bissingen (naturnahe Gestaltung), Familie Schäfer aus Bietigheim-Bissingen (Fassadenbegrünung als Erweiterung des Vorgartens), Familie Kirchner aus Ludwigsburg (Vorgarten als Nutzgarten), Familie Büttner aus Ludwigsburg-Pflugfelden (kleiner Vorgarten), Familie Holzinger aus Ludwigsburg (mittelgroßer Vorgarten), Familie Honecker aus Ludwigsburg (großer Vorgarten), Familie Schulz aus Tamm (mehrteiliger Vorgarten). Die Auszeichnungen und Pflanzgutscheine mit einem Wert von jeweils 100 Euro verliehen Staatssekretär Andre Baumann sowie die Bürgermeister Volker Godel (Ingersheim) und Martin Bernhard (Tamm).

Zuvor hatte Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium Baden-Württemberg, auf die Bedeutung von Grünflächen und insbesondere Gärten für das Stadtklima und die Artenvielfalt aufmerksam gemacht. Das Thema Insekten- und Vogelsterben ist längst in Baden-Württemberg angekommen: „Es gibt weniger Feldvögel und Insekten“, so der Experte. Selbst auf der Schwäbischen Alb, die als Sinnbild unberührter Natur gilt, sei die Zahl der Insekten in den vergangenen zehn Jahren um die Hälfte gesunken. Er betonte, dass das Landes-Umweltministerium einen gemeinsamen Weg mit der Landwirtschaft gehen wolle, um eine Reduzierung der verwendeten Pestizide zu erreichen.

Angesichts dieser Problematik kommt den Grünflächen im Siedlungsbereich eine hohe Bedeutung zu. „Die Welt im Garten ist nicht immer heil“, gab er zu bedenken. In vielen Innenstädten gebe es „Gärten des Grauens“. Er meinte damit die Schotterbeete, die einen trostlosen Anblick bieten, sich im Sommer aufheizen und Vögeln und Insekten nicht den dringend benötigten Lebensraum bieten. Es bedürfe keiner neuen gesetzlichen Regelung, um diese Beete zu verbieten, wies Baumann auf die Landesbauordnung hin. Die schreibt nämlich vor, dass nicht bebaute Flächen als Grünflächen genutzt werden müssten. „Wir sollten es schaffen, dass Gärten zu Oasen für Tier und Mensch werden“, appellierte er an seine Zuhörer. Das kann durch das Pflanzen heimischer Gehölze, Gräser und Stauden geschehen. Aus ökologischer Sicht ist zum Beispiel die beliebte Kirschlorbeere nicht geeignet: Anders als Hagebutte, Schlehe oder Weißdorn bietet sie Tieren und Insekten keine Nahrung. Dabei sei es sehr wichtig, Vielfalt zu schaffen, damit Insekten wie Schmetterlinge und Wildbienen das ganze Jahr über Nahrung finden. Außerdem sei eine „gewisse Unordnung“ im Garten durchaus sinnvoll: So bieten abgeblühte Stängel Insekten einen Unterschlupf, während Igel sich in Laubhaufen wohlfühlen. Ganz wichtig sei auch der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel.

„In einigen Regionen ist es schon fünf nach zwölf“, machte Andre Baumann auf die Dringlichkeit dieses Problems aufmerksam. Auch in den Kommunen ist dieses Thema angekommen: Das sogenannte ABC-Grün, nämlich Asphalt, Beton und Cotoneaster, weiche zunehmend ökologisch sinnvoll gestalteten Flächen, so der Staatssekretär.