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Kaum mehr Impfstoff in den Arztpraxen und Apotheken

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Keine Füllung für die Spritze: Viele Apotheken und Arztpraxen im Kreis bekommen keinen Grippe-Impfstoff mehr geliefert. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Auch im Kreis Ludwigsburg gehen viele Patienten, die sich gegen Grippe impfen lassen möchten, leer aus – Mehrere Gründe sorgen für die aktuelle Knappheit

Kreis Ludwigsburg. In vielen Regionen Deutschlands ist der Impfstoff, der gegen Influenza schützen soll, knapp (wir berichteten). Im Kreis Ludwigsburg ist das nicht anders. „Es sieht sehr schlecht aus“, sagt Ruth Pfeiffer, Apothekerin in der Johannes-Apotheke in Kornwestheim. In deren Kühlschrank lag vergangene Woche noch eine Dosis des Impfstoffes, alles andere ist weg. Um mehr zu bestellen, habe sie alle Großhändler und Firmen durchtelefoniert. „Es ist kein Witz: Es ist einfach nichts mehr da“, sagt Pfeiffer. Und auch in den Arztpraxen gibt es kaum mehr Impfstoff. „Ich habe noch mal nachbestellt“, so Dr. Michael Friederich, Vorsitzender der Kreisärzteschaft. Doch es sei nicht absehbar, ob er noch etwas kriegt.

„Die Nachfrage nach der Grippeimpfung ist einfach sehr hoch“, so Friederich. Man merke deutlich, dass sich in diesem Jahr mehr Menschen gegen Influenza impfen lassen möchten. Für Patienten über 60 Jahre und solche, die beruflich viel im Kontakt mit Menschen sind, wird die Impfung empfohlen. Doch nicht nur die kämen in die Arztpraxen, um sich impfen zu lassen. Die Nachfrage sei durchgängig groß. Unter anderem auch, weil sich der Vierfachimpfstoff als sehr verträglich herausgestellt habe, vermutet Friederich, der als Internist in Markgröningen eine Praxis hat.

„Wir haben in diesem Jahr gleich viel Impfstoff bestellt wie im vergangenen“, sagt er. Nun habe er jedoch um einiges früher nachbestellen müssen als 2017. Zweimal hat das geklappt, das dritte Mal kam keine Ware mehr. „Wir sitzen auf dem Trockenen“, sagt Friederich.

Für die aktuelle Knappheit gibt es mehrere Gründe. Zum einen spielt die Grippewelle, die im vergangenen Winter viele Menschen erwischt hat, eine Rolle bei der Entscheidung, sich gegen die Krankheit zu schützen. Aber auch die Empfehlung von Ärzten und die ausführliche und mehrmalige Berichterstattung in den Medien trage dazu bei, dass sich mehr Patienten schützen wollen, so Friederich.

Ruth Pfeiffer bringt noch einen anderen Grund ins Spiel: Die Verhandlungen für die Rabattverträge hätten zu lange angedauert. „In diesen Verträgen wird festgelegt, welche Krankenkasse den Impfstoff welcher Firma bezahlt“, erklärt Pfeiffer. Bevor das nicht sicher sei, mache es keinen Sinn für die Apotheken, den Impfstoff zu bestellen. „Die Firmen hätten die Bestellungen schon haben müssen, als noch verhandelt wurde“, so Pfeiffer. Weil keine Bestellungen da waren, produzierten sie weniger Impfstoff. „Es kann gut sein, dass noch einzelne Arztpraxen etwas Impfstoff haben, weil sie ihren Bedarf gut abgeschätzt haben“, sagt die Apothekerin.

Friederich ist sich sicher, dass der Impfstoff von einzelnen Arztpraxen oder Apotheken nicht gehortet wird. Wenn jemand zu viel bestellt habe, sei es durchaus üblich, den Impfstoff untereinander auszutauschen. „Der kostet ja auch Geld, darauf möchte niemand sitzen bleiben“, so der Arzt.