Ludwigsburg. Messer, Holzlatten, Eisenstangen und ein Hammer, das sind die Waffen einer blutigen Fehde, die seit Sonntag am Bahnhof und in seinem Umfeld ausgetragen wird. Auf der einen Seite stehen junge Syrer, auf der anderen junge Iraker. Alle sind Flüchtlinge.
Nachdem es bereits am Sonntag zu einer schweren Auseinandersetzung gekommen war, die für einen 23-jährigen Iraker mit einem Messerstich im Oberkörper endete – er wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert –, trafen die Kontrahenten am Montag wieder am Bahnhof aufeinander.
Zunächst provozierten ein 18 und ein 19 Jahre alter Syrer, die in Begleitung einer weiteren Person waren, gegen 20.20 Uhr in einer „Sports Bar“ einen 18 Jahre alten Iraker und weitere Gäste. Die Polizei geht davon aus, dass der Auftritt in dem Café eine direkte Folge der Auseinandersetzung vom Sonntag war, bei welcher der 18-jährige Iraker von einer Gruppe bedroht, verletzt und ausgeraubt worden war.
Zunächst verließen die beiden Syrer und der dritte Mann das Café, kamen aber kurz darauf bewaffnet mit Holzlatten, einer Eisenstange und einem Hammer zurück zum Bahnhof. Am Busbahnhof gingen sie mit ihren Waffen auf einen 25-jährigen Bekannten des 18-jährigen Irakers los. Eine Gruppe älterer Mann schaltete sich aber in den Angriff ein und entwaffnete die jungen Männer. Dabei kam es zu einem Gerangel. Am Ende flüchteten die drei Angreifer.
Die Polizei startete eine Fahndung und konnte dann auch die beiden 18 und 19 Jahre alten Syrer vorläufig festnehmen. Ihrem bisher unbekannten Komplizen gelang allerdings die Flucht. Die Kriminalpolizei Ludwigsburg (0 71 41) 1 89 sucht daher Zeugen der Auseinandersetzung und bittet insbesondere die Männer, die eingegriffen haben, sich zu melden.
Nach Feststellung ihrer Personalien wurden die beiden jungen Syrer wieder laufen gelassen, obwohl die Polizei davon ausgeht, dass die beiden auch an dem Übergriff auf den jungen Iraker am Sonntag beteiligt waren. Auf Rückfrage unserer Zeitung heißt es dazu bei der Polizei: „Der 18-jährige Tatverdächtige wurde dem Haftrichter vorgeführt, aber zunächst wieder auf freien Fuß gesetzt. Für den 19 Jahre alten Tatverdächtigen ist derzeit kein hinreichender Tatverdacht zu begründen, der zu einer Vorführung beim Amtsgericht geführt hätte.“
Am Sonntagabend war der 18-jährige Iraker am Busbahnhof zunächst von einer fünfköpfigen Gruppe umzingelt und dann geschlagen und ausgeraubt worden. Drei andere Iraker im Alter zwischen 20 und 23 Jahren nahmen gemeinsam mit dem 18-Jährigen die Verfolgung der Täter auf. In der Solitudestraße wurde einer der Verfolger, ein 23-Jähriger, dann von einem Mitglied der Diebesbande niedergestochen.
Nach Einschätzung der Polizei hat der Konflikt außer dem Diebstahl keinen weiteren Hintergrund oder eine andere Ursache.
In den vergangenen Wochen hatten junge Flüchtlinge vermehrt für „Ordnungsstörungen und delinquentes Verhalten“ (so die Stadt in einer Mitteilung) am Bahnhof gesorgt. Eine interne Arbeitsgruppe der Verwaltung ließ daraufhin das kostenlose WLAN-Netz im und am Bahnhof versuchsweise abschalten. Denn der freie Internetzugang gilt als eine Ursache, dass sich vor Ort so viele junge Asylbewerber aufhalten. Als die Sache durch eine interne E-Mail, die unserer Zeitung zugespielt wurde, an die Öffentlichkeit kam, stoppte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried die Aktion. Seither gibt es wieder kostenloses WLAN.