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Stadtgeschichten
Kreativer Chefgärtner mit Visionen

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Archivfoto: Werner Kuhnle
Mit dem Herzen ist Volker Kugel ein Ludwigsburger – auch wenn er nicht in der Barockstadt wohnt. In der Reihe Stadtgeschichten im Stadtmuseum MIK hat der Geschäftsführer des Blühenden Barock gestern Einblicke in seine Tätigkeit gewährt.

Ludwigsburg. „Was sich in den vergangenen 20 Jahren in Ludwigsburg entwickelt hat, ist einfach sensationell“, sagte Kugel, Jahrgang 1959, gestern voller Überzeugung und vor vollem Haus mit gefüllten Stuhlreihen.

Mehr als zwei Jahrzehnte ist es her, seit er seine Stelle als Chef des Blühenden Barock angetreten ist, die für ihn weit mehr als nur ein Job ist. Aktuell 30 Gärtner, darunter sechs Frauen, sorgen dafür, dass zum Saisonstart am kommenden Freitag und in den folgenden Monaten alles tipptopp aussieht auf dem 26,5 Hektar großen Blüba-Gelände.

„Sie wissen, dass ich weiß, was sie schaffen“, sagte er. Als Landschaftsarchitekt mit zuvor abgeschlossener Gärtnerlehre, der mit Spaten und Rebschere umgehen kann, weiß er, dass seine Mitarbeiter einen harten Job erledigen. Er selbst versteht sich als Dirigent. „Und ich bin in der glücklichen Lage, dass alle mitspielen“, so Kugel.

Dass er mal ein schüchterner Junge war, ist kaum zu glauben, wenn man ihn reden hört. Locker und lässig erzählt er, wie er zu seinem Beruf und zum Blüba gefunden hat. Geboren in der Nähe von Calw wollte er nach dem Abitur Forstwissenschaft oder Landschaftsarchitektur studieren. Zunächst folgte er jedoch dem Rat eines Berufsberaters, eine Gärtnerlehre zu machen. Das ist etwas, das Kugel bis heute als sinnvoll erachtet. Allerdings stand für den 1,90-Meter-Mann schnell fest, dass er diesen Knochenjob wohl nicht bis zur Rente ausüben kann. Ein Grund dafür, dass er nach seiner Ausbildung in Nagold an der bayrischen Fachhochschule Weihenstephan Gartenbau studierte.

„Durch viele Zufälle“ sei er schließlich sieben Jahre lang für die Organisation von Landesgartenschauen in Baden-Württemberg verantwortlich gewesen. „Dort habe ich viele Sachen mitbekommen, die ich auch im Blüba brauchen kann“, so sein Fazit. Als im Jahr 1997 die Geschäftsführung des Blühenden Barock ausgeschrieben wurde, setzte Volker Kugel sich unter mehr als 200 Bewerbern durch. „Ich habe mich von Anfang an wohlgefühlt“, sagte der 58-Jährige gestern.

Die Mischung ist es, die ihn bis heute fasziniert und begeistert. Mit Organisation, Personalverantwortung, Gastronomie und Veranstaltungen hat er hier ebenso zu tun wie mit Öffentlichkeitsarbeit. Und er könne seiner Kreativität freien Lauf lassen. „Bei der ersten Kürbisausstellung im Jahr 2000 wurden wir noch ausgelacht“, erinnerte er sich. Mit Unverständnis hätten einige Menschen darauf reagiert, dass im Blüba „Arme-Leute-Gemüse“ statt Äpfel oder Birnen ausgestellt werden sollten.

Doch Volker Kugel und sein Team ließen sich nicht beirren. Heute ist die Kürbisausstellung ein Publikumsmagnet und beschert den Blüba-Mitarbeitern und der Stadt gut besuchte Wochenenden, „die uns an die Grenzen bringen“, so Kugel. Davon profitiert auch der Steuerzahler, wenn die Einnahmen so hoch sind, dass Stadt und Land kaum Zuschüsse zahlen müssen.

Auf der riesigen Wiese, auf der heute die Kürbisausstellung stattfindet, befand sich früher ein See mit einer Insel darin, erklärte Kugel den Interessierten im MIK und zeigte auf das Modell der Stadt Ludwigsburg, das die Situation um das Jahr 1800 eingefroren hat. Diesen See zu reaktivieren, ist jedoch kein Thema: Denn unterhalb des Blüba verläuft der Hauptabwasserkanal der Stadt, und der würde wie ein Buckelwal aus der Wasserfläche ragen.

In allem etwas Positives zu sehen, das macht Volker Kugel aus: So betrachtet er es als wertvolle Erfahrung, dass er auch mal in einem Gartencenter gearbeitet hat. „Das war insofern gut, dass ich Kundenkontakt hatte und viele Fragen beantworten musste.“

Fragen beantworten, das macht Volker Kugel bis heute. Das Wissen und das Können des Experten sind gefragt. Das war auch bei der SWR-Sendung Grünzeug so, die 14 Jahre lang ausgestrahlt wurde und im Januar diesen Jahres eingestellt wurde. „Das hat mir unheimlich Spaß gemacht, aber alles hat seine Zeit“, hat Kugel mit diesem Kapitel abgeschlossen. Stattdessen gibt es einen eigenen Grünzeug-Internetkanal des Blüba.

Mit Fragen wurde er aber auch gestern gelöchert. „Warum ist der Rasen bei Ihnen so schön?“, wollte eine Zuhörerin wissen. „Das macht die Natur“, so der Experte und verriet, dass man dieser mit regelmäßigem Düngen und Mähen unter die Arme greift.

Der größte Feind des Buchsbaumes ist übrigens nicht der Zünsler, sondern ein Pilz, der die Triebe der immergrünen Pflanzen absterben lässt. Trotzdem versuche man im Blüba so wenig Pflanzenschutzmittel wie möglich einzusetzen, sondern setze auf Nützlinge. Rund 3000 Euro ließen sich die Verantwortlichen zum Beispiel den Einsatz von speziellen Fadenwürmern kosten, die den gefräßigen Larven des berüchtigten Dickmaulrüsslers den Garaus bereiten.

Auf eines freut Kugel sich übrigens schon, wenn er irgendwann in den Ruhestand geht: „Dass ich nicht mehr täglich auf den Wetterbericht schauen muss.“