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Corona
LKZ-Leser berichten aus dem Ausland: Vier Monate harter Lockdown in Australien

Für die Lokale und Läden werden Straßen und Parkplätze freigeräumt, damit man draußen sitzen kann: „Ein sehr häufiges Bild hier!“ Während der Hoch-Zeit von Corona wurde das beliebte Take-away noch verstärkt und auch nach der Krise noch beibehalten.Fo
Für die Lokale und Läden werden Straßen und Parkplätze freigeräumt, damit man draußen sitzen kann: „Ein sehr häufiges Bild hier!“ Während der Hoch-Zeit von Corona wurde das beliebte Take-away noch verstärkt und auch nach der Krise noch beibehalten. Foto: privat
Der Strand von Gunnamatta in der Melbourner Bucht: „Lookout closed until further notice“. Hier ist also nicht nur der Strand gesperrt, sondern auch die Aussicht.
Der Strand von Gunnamatta in der Melbourner Bucht: „Lookout closed until further notice“. Hier ist also nicht nur der Strand gesperrt, sondern auch die Aussicht.
Mit Mitte 20 reiste sie als Rucksacktouristin von Asperg nach Australien, nun wohnt Barbara White schon seit 35 Jahren glücklich verheiratet in Melbourne. Corona ist in Australien gut unter Kontrolle. Warum? Im Herbst 2020 wurde das öffentliche Leben auf dem Kontinent ganz heruntergefahren.

Melbourne/Ludwigsburg. „Wir haben hier in Australien im Ganzen(!) so viele Fälle und Todesfälle wie Deutschland an einem schlechten Tag!“ Australien, sagt Barbara White, stehe im Vergleich zu anderen Ländern sehr gut da, was die Covid-19-Fälle angeht. Sie führt das darauf zurück, dass in der zweiten Welle konsequent der öffentliche Stillstand verordnet wurde. War im Frühjahr 2020 noch langsam reagiert worden („Es wurde kaum ernst genommen und nur wenige Menschen trugen Masken“), um dann nachher doch Restaurants, Schulen und kleine Läden zu schließen, ging es 2020 schneller. „Als die zweite Welle kam, haben wir von den Fehlern gelernt und unseren Staat Victoria 112 Tage lang stillgelegt.“

Um 7 Uhr kaufen über 60-Jährige ein

Barbara White lebt mit ihrem Mann in Melbourne auf der Mornington Halbinsel an einer Bucht im Vorort McCrae. „Wir sind zwölf Kilometer vom Strand entfernt und konnten nicht hin“, sagt sie bedauernd, lobt aber die Maßnahmen. „Alle Läden waren geschlossen, die Schulen, Friseure und vor allem alle Cafés, Restaurants und Bars waren zu. Wer konnte, hat von zu Hause gearbeitet.“ Nur für Fitness, Einkauf oder Arztbesuch war Ausgang erlaubt, „und nur mit einer polizeilichen Erlaubnis durften wir uns mehr als fünf Kilometer von unserem Haus entfernen“. Kunden über 60 Jahre durften um 7 Uhr in den Supermarkt, die nur für diese offen waren. Sogar die großen Straßen waren zu, die Grenzen zu den Bundesstaaten zu „und sind es zum Teil noch“. Auch der Flughafen machte sofort zu, internationales Reisen war und ist unmöglich – Australien hat sich abgeschottet.

Rund 40 Jahre ist es her, dass die junge Barbara sich zu einem Rucksacktrip nach Australien aufmachte. Warum sie blieb? „Es war die Liebe!“ 1982 war es, da lernte sie ihren jetzigen Mann und dessen Familie mitten im Outback zwischen Alice und Adelaide kennen, und da war es um sie geschehen. Als er sie 1984 auf einem Trip durch Europa besuchte, war schnell klar: Barbara zog nach Australien und wurde Barbara White. Heute hat das Paar („beide um die 60“) zwei erwachsene Kinder, die beide in Sydney leben.

Ihre Mutter indes lebt weiter in Asperg, der Kontakt ist auch in Coronazeiten eng. Wie auch zu ihren Freunden. „Da ich noch viele Kontakte in Deutschland habe, bin ich schon an Zoom und Telefon gewöhnt.“ Was ihr wehtat: Dass sie ihre Kinder nicht besuchen durfte, sonst eine Reise mit dem Auto von über 850 Kilometern. Australier fliegen aber eher – per Flugzeug also ein Katzensprung. „Wir haben sie zu Weihnachten das einzige Mal im Jahr 2020 ohne Bildschirm gesehen!“

Australien sei bei der zweiten Coronawelle den richtigen Weg gegangen, ist Barbara White überzeugt. Vier Monate harter Lockdown. „Hat es geholfen? Ja, auf jeden Fall. Wir haben im Moment seit zwei Wochen nur Corona bei den Tennisspielern. Wir waren auch Ende 2020 mehrere Wochen ohne Fälle.“ Das sei super, sagt sie, „aber ein hoher Preis, wenn wir uns so vom Rest der Welt abschließen“. Sie liebt ihr Land. „Australien ist riesig! Aber 71 Prozent der Menschen leben in den Städten, da ist das Leben auch nicht viel anders als in Deutschland.“

„Wir werden gesünder herauskommen“

Im Gegensatz zu Deutschland herrscht in Australien kein Kampf um das bisschen Impfstoff, das derzeit zu haben ist, im Gegenteil: „Geimpft ist noch niemand, und ich denke, wir sollten auch den knappen Impfstoff denen lassen, die ihn im Moment am meisten brauchen.“ Aktuell hat Australien das Vakzin von Biontech und Pfizer zugelassen, ab Ende Februar soll geimpft werden.

Barbara White schaut zuversichtlich in die Zukunft. „Wir werden alle viel gesünder aus dieser Pandemie herauskommen, denn jeder läuft viel mehr, und die Grippe wird aussterben!“ Maske, Abstand und nicht zu reisen sei machbar, sagt sie: „Bleibt alle fröhlich und gesund, bis hoffentlich bald im Ländle!“