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Jubiläum
Ludwigsburg: Ganz schön abgehoben

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Astrid Henke taufte in Echterdingen die Boeing auf den Namen „Ludwigsburg“.
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Flottenchef Carl Sigel beim Unterzeichnen der Paten-Urkunde. Hinter ihm der damalige Oberbürgermeister Hans Jochen Henke. Archivfotos: Richard Zeller
Vor 30 Jahren wurde ein Lufthansa-Flugzeug auf den Namen „Ludwigsburg“ getauft. 20 Jahre lang flog dieser City-Jet für die Kranichflotte, bis er 2007 außer Dienst gestellt wurde. Sein Nachfolger, die zweite „Ludwigsburg“, hat ein stattliches Upgrade bekommen: Neuer fliegender Botschafter der Stadt ist ein Langstrecken-Jet vom Typ Airbus 330-300, der zurzeit zweimal täglich den Atlantik überquert.

Ludwigsburg. Bereits 1971 hatte sich die Ludwigsburger Stadtverwaltung darum bemüht, Pate für eine Lufthansa-Maschine zu werden. 16 Jahre später hatte es dann endlich geklappt. Hans Jochen Henke war damals Oberbürgermeister und erinnert sich noch genau: „Ich hatte mich persönlich dahintergeklemmt und vom Vorstandsvorsitzenden die Zusage bekommen: „Das schaffen wir!“

Mit einer Atlantik-Überquerung hatte im November 1986 dann alles begonnen: Als erster Oberbürgermeister einer deutschen Stadt war er vom Lufthansa-Vorstand eingeladen worden, den Überführungsflug eines neuen Boeing-Jets von Seattle im Nordwesten der USA nach Frankfurt zu begleiten. Denn die Boeing 737-700, genannt „City-Jet“, die ein halbes Jahr später auf den Namen „Ludwigsburg“ getauft werden sollte, war ein besonderes Flugzeug: Es handelte sich um den 200. Jet, den Lufthansa in drei Jahrzehnten beim damals weltgrößten Flugzeughersteller Boeing gekauft hatte. „Das war natürlich ein Knaller“, so Henke.

Entsprechend groß war der Bahnhof bei der Flugzeugtaufe am 12. Juni 1987: Rund 500 geladene Gäste erlebten auf dem Stuttgarter Flughafen mit, wie OB-Gattin Astrid Henke feierlich Sekt über den Bug der „Ludwigsburg“ goss und dem Flugzeug, seiner Crew und seinen Fluggästen „allzeit guten Flug“ wünschte. Während die Stadtkapelle unter der Leitung von Stadtmusikdirektor José Mali die Nationalhymne spielte, wurde langsam die Umhüllung abgezogen, die den Namen der Patenstadt und das Stadtwappen verbarg.

Oberbürgermeister Henke versicherte, die Stadt werde ihre Patenschaft sehr ernst und sehr heiter zugleich nehmen. „Die Patenstadt ist keine alte Tante, verfügt über einen guten öffentlichen Ruf, lebt in sehr geordneten wirtschaftlichen Verhältnissen und behandelt ihre Beziehungen und Partnerschaften bekanntermaßen pfleglich.“

Anschließend drehte das Patenflugzeug zwei Ehrenrunden über der Barockstadt – und das in einer außergewöhnlich geringen Höhe von rund 600 Metern. Normalerweise wird anlässlich des Tauf-Tages nur eine Runde über die Stadt geflogen. Doch der damalige Flottenchef der Lufthansa, Carl Sigel, hatte dem damaligen Lokalchef der Ludwigsburger Kreiszeitung, Wilfried Simonis, bei einer Besichtigung der Boeing-Werke in Seattle versprochen, zwei Flüge über Ludwigsburg zu fliegen – und sogar selbst im Cockpit zu sitzen. „Ich habe zu Ludwigsburg schon von früher Jugend an eine enge Beziehung“, sagte Sigel der LKZ. „Deshalb habe ich mir den ersten Flug mit der Ludwigsburg selbst vorbehalten.“

Die Ankündigung, zwei Ehrenrunden über die Stadt zu fliegen, eröffnete die Chance, zahlreiche Bürger mitfliegen zu lassen. 70 Plätze wurden unter allen Interessenten verlost, und von denen gab es zahlreiche. Schon gleich nach der ersten Ankündigung in der LKZ liefen in der Redaktion die Telefone heiß. Alle wollten mitfliegen. Am Ende entschied das Los.

Zwischen den Beteiligten der Stadt Ludwigsburg sowie der Lufthansa entwickelte sich eine Freundschaft: „Wir haben zum Marktplatzfest und zur Stadtgründungsfeier geladen, und die Lufthansa-Leute sind gerne gekommen“, erinnert sich Henke.

Die erste „Ludwigsburg“ leistete der Lufthansa 20 Jahre lang treue Dienste und trug den Namen und das Stadtwappen der Stadt in nahezu alle Länder Europas. Als der „City-Jet“ 2007 bei der Kranichlinie außer Dienst gestellt wurde, erlebte Ludwigsburg ein Upgrade: Neuer fliegender Botschafter der Stadt wurde ein Langstrecken-Airbus vom Typ A330.

Auch im Vergleich zum Vorgänger ist die aktuelle „Ludwigsburg“ eine überaus stattliche Erscheinung: Bei einer Länge von 63,7 Metern und einer Spannweite von 60,3 Metern kann der zweistrahlige Airbus bis zu 221 Fluggäste befördern. Der Jet hebt mit einem maximalen Startgewicht von 233 Tonnen ab und kann mit einer Reisegeschwindigkeit von 875 km/h nonstop Entfernungen bis zu 10 000 Kilometern überwinden.

In zehn Dienstjahren hat die aktuelle „Ludwigsburg“ bereits stolze 56 000 Flugstunden absolviert und ist insgesamt rund 10 430 Mal auf vielen großen Flughäfen in Europa, Nahost und Nordamerika gestartet und gelandet. Zurzeit pendelt die „Ludwigsburg“ zwischen Düsseldorf und Newark in New Jersey, in Sichtweite der Wolkenkratzer-Skyline von New York, und überquert dazu zweimal täglich den Atlantik. (red/je)