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Todesfall
Ludwigsburger Musiklegende Rolf Iseler stirbt mit 74

Rolf Iseler 2020 in „seinem“ Scala mit Corona-Bestuhlung. Nicht mal ein Jahr später findet hier das Künstler-Benefiz Music4help statt, das der Gesellschafter mit Udo Strehl initiiert. Zugriffe auf den Stream kommen aus aller Welt, es kommt viel Geld
Rolf Iseler 2020 in „seinem“ Scala mit Corona-Bestuhlung. Nicht mal ein Jahr später findet hier das Künstler-Benefiz Music4help statt, das der Gesellschafter mit Udo Strehl initiiert. Zugriffe auf den Stream kommen aus aller Welt, es kommt viel Geld zusammen, und das Wichtigste für ihn: „Es hat einfach Spaß gemacht.“ Foto: Holm Wolschendorf
Viel zu früh. Rolf „Ise“ Iseler, leidenschaftlicher Musiker, unermüdlicher Ermöglicher, guter Freund für viele und begeisternder Mensch, ist vergangene Woche mit 74 Jahren gestorben. Er hinterlässt eine große Lücke, aber auch ein großes Erbe und einen Auftrag: „Wir müssen zusammenhalten“, sagte er oft, und damit meinte er nicht nur seine Musikergemeinschaft.

Ludwigsburg. „Rolf war einer der empathischsten Menschen, die ich je kennengelernt habe.“ Manfred Rüdisühli hält inne, holt tief Luft. „Er ist auf alle zugegangen, war offen und ehrlich, hat Brücken gebaut. Er hat so viele Freundschaften aufgebaut und gepflegt, war ein Vollblutmusiker und ein Vollblutgeschäftsmann.“ Mit Rolf Iseler und Horst Jung bildet Rüdisühli das Gesellschafter-Trio, das das Scala nach schwerem Seegang stabilisierte und zur Marke Ludwigsburgs machte. So viele Kämpfe gefochten, so viel Elan entfacht. „Wir hatten noch so viel vor.“

„Mit seiner Herzlichkeit brachte er alle zusammen“

„Ohne Rolf wäre das Scala nicht, was es heute ist“, sagt Scala-Geschäftsführer Edgar Lichtner. 2018 hat er mit ihm die Beat Revue von 2005 wieder aufleben lassen, das Benefiz Music4help durchgezogen, wie zahllose Gigs und Auftritte – Rolf Iseler unterstützte die Brenzband, brachte die Scala Gala in die Welt, mit der KSK gab es die „Best Of“, ein unermüdlicher Netzwerker. „Wir müssen zusammenhalten“, sagte er einmal, von Konkurrenzdenken wollte er nie etwas wissen. „Er hat viele Rädchen gedreht“, so Lichtner. „Mit seiner Herzlichkeit und seinem großen Herz brachte er alle zusammen.“ Manfred Rüdisühli sagt: „Er war Beispiel für mich.“

Das war er für viele. Er konnte mitreißen, kaum jemand entkam seinem großen Lächeln und auch seinen Umarmungen. Wenn er loslegte, blieb kein Raum für Distanz, und wenn er eine Idee hatte – und davon hatte er viele –, brachte er alle zusammen an den Tisch. Oder gleich auf die Bühne.

Da war er schon jung zu Hause, den Blues im Blut, startete mit The Birds Anfang der Sechziger durch. Mit den Shatters kamen Plattenaufnahmen bis zum klirrenden Bruch 1999, die Old Shatters bis 2008, danach The-Beat-Union. „Wir spielen nie für uns selbst, sondern immer für unser Publikum“, sagte Rolf Iseler.

Auftritte mit Kultcharakter

Und das taten sie mit solch einer Begeisterung – und Ise immer barfuß – dass ihre Auftritte Kultcharakter hatten. Bei der LKZ-Aktion Helferherz war Rolf Iseler verlässlicher Helfer, und natürlich gehörten Auftritte mit dazu. Beim Marktplatzfest, der Weinlaube, den Brautagen oder beim Weiberfasching in Andy Rothackers Brauhaus, wo The-Beat-Union auftrat, war immer was los. Mit dabei seit 23 Jahren: Jörg „Yogi“ Fröscher. „Dort haben wir das letzte Mal gespielt vor Corona“, sagt der Sänger. Noch im Dezember 2021 hätten sie darüber gesprochen, im Sommer wieder auf die Bühne zu gehen – mit Publikum, nicht gestreamt. Die Sehnsucht war groß.

Jetzt ist Rolf Iseler gegangen. „Es ist ein großer Verlust. Und mir fehlt mein rechter Mann auf der Bühne“, sagt Jörg Fröscher. Sie beide hätten sich immer die Bälle zugeworfen, „wir haben uns auf den Arm genommen, aber immer fair“. Für Rolf wie die anderen Bandmitglieder war das Allerwichtigste: „Wir haben immer Spaß gehabt. Und er war ganz klar der Mittelpunkt.“

Rolf Iseler tauchte früher viel, reiste immer gerne. Der Industriekaufmann und Textiltechniker war auch Geschäftsführer der Union Special in Möglingen – und wurde 2016 belohnt, als „seine“ Nähmaschinen die safrangelben Stoffbahnen zusammennähten, mit denen Christo den italienischen Iseosee verpackte.

Konzert auf heimischen Dach endet mit der Polizei

Und dann war da noch das „Get back!“-Konzert auf dem Dachgarten von Iselers Wohnung. Das Rooftop-Konzert der Beatles 1969 in London war Vorbild, „das wollte Rolf immer machen“. Sie machten. Laut und mit Zaungästen vorm Haus. Es endete recht früh mit dem Besuch der Polizei wegen Lärmbelästigung. Da war Rolf Iseler wohlgemerkt schon in den Sechzigern. „Das war eine tolle Sache. Und so war Rolf.“ Am Freitag ist er an Krebs gestorben. Manfred Rüdisühli: „Die Welt ist ärmer ohne ihn.“