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Kriminalitätsstatistik
Mehr Einbrüche, die Gewalt stagniert

Die Anzahl der angezeigten Straftaten in Ludwigsburg ist rückläufig: Das ergibt sich aus der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2017. In fast allen Bereichen gehen die Fälle zurück. Nur bei den Wohnungseinbrüchen und der Drogenkriminalität gibt es einen starken Zuwachs.

Ludwigsburg. Gute Nachrichten für die Stadt. Auch 2017 ist die Zahl der Straftaten in Ludwigsburg zurückgegangen: Von 6578 in 2016 auf 6459 in 2017. Das war die frohe Botschaft, die Polizeirevierleiter Harald Prasky den Stadträten im Sozialausschuss präsentieren konnte. Der Rückgang ist auch deshalb erstaunlich, weil die Anzahl der Einwohner in Ludwigsburg wächst. Setzt man voraus, dass sich das Anzeigeverhalten von Polizei und Bevölkerung nicht verändert hat, und die Polizei auch weiterhin alle Straftaten mit der gleichen Akribie verfolgt, dann ist Ludwigsburg sicherer geworden.

Gerade in den sensiblen Bereichen sind die Zahlen rückläufig. Die Straftaten gegen das Leben (Mord, Totschlag, versuchter Mord) sind im vergangenen Jahr von neun (2016) auf vier zurückgegangen. Darunter sind laut Polizei zwei „Beziehungsfälle“, in denen wegen Mordverdacht Anzeige erstattet wurde, sowie der Angriff auf einen jungen Kurden in der Karlstraße – die Tat ist Teil des Osmanen-Prozesses, der momentan in Stuttgart verhandelt wird. Die vierte Tat ist ein dubioser Messerangriff auf einen Autofahrer in der Schwieberdinger Straße. Auch dieser Fall wird von der Polizei dem Konflikt zwischen türkischen und kurdischen Gangs zugeschrieben.

Sieben Vergewaltigungen/sexuelle Nötigungen gab es 2017 im Stadtgebiet. Im Jahr zuvor waren es ebenfalls sieben. Dafür sind die Fälle von sexuellem Missbrauch von 34 auf 16 zurückgegangen. Die Dunkelziffer in diesem Bereich ist aber groß, die Aussagekraft der Statistik damit begrenzt.

Erstaunlich ist auch der Rückgang der Straßenkriminalität. Obwohl es auch im vergangenen Jahr zu etlichen Auseinandersetzung zwischen kurdischen und türkischen Gangs gekommen ist, nahm die Anzahl der Fälle um fast zehn Prozent von 1037 auf 941 ab. Unter dem Sammelbegriff Straßenkriminalität versteht die Polizei Straftaten – darunter Vergewaltigungen, Exhibitionismus, Körperverletzungen, Diebstahl, Raub und Sachbeschädigungen – im öffentlichen Raum, also in Straßen, auf Plätzen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die Anzahl der Rohheitsdelikte Raub und Körperverletzung stagniert. Hier gab es vor zwei Jahren 1069 Fälle in Ludwigsburg, 2017 waren es 1060 Fälle. Auch die Diebstähle sind laut der Ludwigsburger Kriminalitätsstatistik rückläufig. 2132 Fälle verzeichnet die Polizei für 2017. Im Jahr zuvor waren es noch 2378.

Zu den Diebstählen gehören allerdings auch die Wohnungseinbrüche. „Leider zeigt sich hier eine Umkehrung des Trends“, so Harald Prasky im Ausschuss. 2017 gab es wieder mehr Wohnungseinbrüche, insgesamt 103. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2016. Damals lag die Zahl bei 75. „Bei der Hälfte der Fälle handelt es sich aber nur um einen Versuch“, erklärt Prasky. Trotzdem wolle er nichts beschönigen.

Zudem zeichne sich eine weitere Veränderung zu den Vorjahren ab. Habe man es in der Vergangenheit oft mit professionellen Einbruchsbanden zu tun gehabt, seien derzeit die meisten Einbrüche nicht auf Profis zurückzuführen. „Die merkwürdige, einfache Begehungsweise vieler Fälle ist erstaunlich“, sagt Prasky. Nichtsdestotrotz: Für die Betroffenen sei jeder Fall schlimm. Daher appellierte der Revierleiter auch an alle Immobilienbesitzer, ihre Wohnungen und Häuser gegen Einbruch zu schützen. Die Polizei bietet dafür eine kostenlose Beratung an.

Stark angestiegen ist auch die Rauschgiftkriminalität. Hier gab es 549 Fälle im vergangenen Jahr, 2016 waren es 406 Fälle. „Cannabis ist leicht verfügbar“, resümiert Prasky. Die Polizei hat 2017 mehrere große Verfahren gegen Drogendealer eingeleitet, daher sei die Anzahl der bekannten Fälle gestiegen. Vor allem am Bahnhof haben die Rauschgiftdelikte zugenommen.

Die Aufklärungsquote bei allen Straftaten betrug vergangenes Jahr 65,4 Prozent. Besonders hoch ist sie bei Gewaltdelikten und Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Fahrraddiebstähle werden dagegen nur zu 6,8 Prozent aufgeklärt, Sachbeschädigung an Autos zu 14,6 und Wohnungseinbrüche zu 21,4 Prozent.

Betrachtet man die Tatorte der einzelnen Straftaten, so müssen die Innen-, die West- und die Oststadt als unsicherste Stadtquartiere gelten. In ihnen findet gut die Hälfte der Straftaten statt. Am sichersten sind die Südstadt, das Schlösslesfeld und Poppenweiler (Grafik).

2017 sind der Polizei 3400 Tatverdächtige in die Hände gefallen. 878 davon waren Frauen, 2522 Männer. Etwa 11 Prozent (371) der Tatverdächtigen sind Flüchtlinge. Fast die Hälfte aller Tatverdächtigen (44,2 Prozent) hat keinen deutschen Pass. Zwölf Prozent der Verdächtigen standen bei der Tat unter Alkohol.

Der Anteil der Unter-21-Jährigen ist erheblich gewachsen. Mittlerweile fallen 22,7 Prozent der Tatverdächtigen in diese Gruppe. Erschreckend hoch ist dabei auch die Zahl der Kinder (bis unter 14 Jahre). 2017 wurden 99 Kinder im Zusammenhang mit einer Straftat – hauptsächlich Diebstähle – ermittelt. 2016 waren es 68 – und, so Prasky weiter, auch unter den Kindern standen einige bei der Tat unter Alkoholeinfluss.