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Blühendes Barock
Mit 450 000 Kürbissen ins alte Rom

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Schmitti ist der „Junge für alles“. Hier lädt er Strohballen ab.
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Mit Kabelbindern befestigt Alisa Ühle die Kürbisse an der Holzunterkonstruktion.
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Ganz friedlich: Eine Armee aus Kürbissen. Fotos: Holm Wolschendorf
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Asterix darf bei dieser Ausstellung natürlich nicht fehlen. Sein Freund Obelix ist auch dabei.
Zu einer Zeitreise ins Römische Reich lädt die Kürbisausstellung in diesem Jahr ein. Doch bevor sich ab Freitag, 1. September, mutige Gladiatoren im Zweikampf messen und Cäsar in seinem Streitwagen zu bestaunen sein wird, ist noch viel zu tun.

Ludwigsburg. In den Blumenrabatten zieht die spätsommerliche Blütenpracht die Blicke auf sich, während auf der Wiese vor dem Rosengarten und unterhalb der Emichsburg Gabelstapler umherfahren. Es wird gehämmert und gesägt. 16 Frauen und Männer sind seit einer Woche im Einsatz, um die Zeitreise ins alte Rom möglich zu machen. Alisa Ühle, Mitarbeiterin von Jucker Farm Art mit Sitz in der Schweiz, ist seit fünf Jahren beim Aufbau dabei. An der Begeisterung für diese Arbeit hat sich nichts geändert. „Es ist toll zu sehen, wenn die Hütten und die Figuren stehen und man weiß, dass man daran mitgearbeitet hat“, sagt die 25-Jährige. Am meisten Spaß macht es ihr, die Skulpturen mit Kürbissen zu behängen, auch wenn das definitiv eine anstrengende Aufgabe ist.

Zwölf überdimensionale Figuren werden mit Kürbissen behängt. „Mit Kabelbinder“, wie die Kürbisexpertin verrät. „Bei Obelix fehlt was am Hinkelstein“, stellt sie mit fachmännischen Blick fest. Asterix und Obelix dürfen nämlich nicht fehlen, auch wenn es sich bei ihnen um Comicfiguren handelt.

„Die Kürbisausstellung hat solch eine Dimension erreicht, dass eine Woche zum Aufbau nicht ausreichen würde“, sagt Alisa Ühle. So werden alleine 14 Hütten errichtet, in denen die Besucher bewirtet werden, aber auch Kürbisse und viele Produkte rund um diese Riesenfrucht angeboten werden. Im Blüba entsteht sozusagen ein eigenes Dorf. Ob zur Dekoration oder zum Verkauf: Alle Früchte sind auf dem Hof Eisenmann in Erdmannhausen produziert worden. Bei der Sortenschau sind 800 verschiedene Kürbisarten aus aller Welt zu bestaunen.

Traditionell sind im Blüba die Figuren zu bestaunen, die ein Jahr zuvor auf der Jucker Farm in der Schweiz zu sehen waren. Was im Jahr 1997 zufällig mit einer unbeabsichtigten Kürbisausstellung auf dem Juckerhof von Beat und Martin Jucker startete, begeistert heute Tausende von Besuchern – auch in Ludwigsburg. Das Blüba nimmt für sich in Anspruch, die weltgrößte Kürbisausstellung auf die Beine zu stellen.

„Dieses Jahr ist der Aufbau etwas entspannter, weil das Lichterfest eine Woche früher als in den Vorjahren stattgefunden hat“, erzählt Steffen Hinner, der omnipräsent zu sein scheint – ob am Steuer des Gabelstaplers oder beim Hieven der großen Holzteile. Dadurch ist in diesem Jahr elf Tage Zeit, um das Großereignis vorzubereiten. Auch wenn die Arbeitstage jetzt lang sind, macht ihm und den anderen Helfern im Team die Arbeit Spaß.

Seit sechs Jahren packt Achim Schmied-Gall, genannt Schmitti, beim Aufbau mit an. Während der dreimonatigen Kürbisausstellung sei er als Junge für alles im Einsatz und immer dann zur Stelle, wenn er gerufen werde, wie er sagt. Dafür ist ihm kein Weg zu weit: Der 54-Jährige ist vor 29 Jahren nach Neuseeland ausgewandert. „Aus Abenteuerlust“, wie er erzählt. Auf der Südinsel, wo er Ende vergangenen Jahres ein Erdbeben der Stärke 7,8 miterlebt hat („Das waren die längsten 120 Sekunden in meinem Leben“) ist er als Touristenguide tätig. Seinen Aufenthalt in Ludwigsburg nutzt der gebürtige Schwabe, um seine Familie und Freunde zu sehen. „Ich träume manchmal nachts von Kürbissen“, erzählt Schmitti und grinst, obwohl ihm bei einer Temperatur von mehr als 30 Grad der Schweiß von der Stirn rinnt. Ist der Aufbau geschafft, ist er im Verkauf bei der Kürbisausstellung tätig.

Langweilig soll auch den Besuchern nicht werden, deshalb lassen sich die Veranstalter jedes Jahr etwas Neues einfallen – auch im kulinarischen Bereich. Im Vorjahr waren es die Kürbis-Kässpätzle, in diesem Jahr sollen erstmals Kürbisravioli kredenzt werden, wie Alisa Ühle verrät. Der absolute Renner sind die gerösteten Kürbiskerne. „Die werden uns aus der Hand gerissen“, sagt sie. Übrigens werden die Kürbisse nach dem Ende der Ausstellung an Tiere in der Wilhelma in Stuttgart verfüttert oder am letzten Tag an Besucher verschenkt. Was übrig bleibt, wird als Dünger auf den Feldern des Hofes Eisenmann untergepflügt – als Dünger für die Kürbisse der folgenden Saison.

Info: Kürbisausstellung im Blühenden Barock, ab Freitag, 1. September bis Sonntag, 5. November von 10 bis 20.30 Uhr (je nach Einbruch der Dunkelheit). Infos im Internet unter www.kuerbisausstellung-ludwigsburg.de