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Führung
Mit Maske, Abstand und 2G Plus durchs Residenzschloss

Mit weniger Teilnehmern und unter 2 G Plus-Bedingungen dürfen Führungen im Schloss stattfinden. Foto: Ramona Theis
Mit weniger Teilnehmern und unter 2 G Plus-Bedingungen dürfen Führungen im Schloss stattfinden. Foto: Ramona Theis
Auch im Barockschloss ist nach den Weinachtsfeiertagen die 2G-plus-Regel in Kraft getreten. Die Besucherzahlen sind seitdem deutlich zurückgegangen. Dennoch finden weiterhin Führungen statt. Am Samstag etwa zeigte Schlossführer Edmund Banhart seinen Gästen die Residenz in ungewohntem Licht.

Ludwigsburg. 15 Besucher warten am Samstagnachmittag an der Schlosskasse auf den Beginn der Führung „Kronleuchter und Augenfunkeln“. Unter normalen Umständen kann Schlossführer Edmund Banhart mehr Gäste begrüßen. Da die Coronainfektionen derzeit aber mal wieder durch die Decke gehen, gilt nun auch im Barockschloss die 2G-plus-Regel. Die Teilnehmerzahl pro Führung ist begrenzt, im gesamten Schloss gilt die Maskenpflicht. Anmelden dürfen sich nur Besucher, die genesen oder geboostert sind oder deren zweite Impfung nicht länger als drei Monate zurückliegt. Ist die Zweitimpfung älter als drei Monate, muss ein negativer Coronatest vorgelegt werden.

Auch Carolin und Patrick Pittroff aus Bietigheim-Bissingen haben sich mit ihren beiden Kindern angemeldet. Ihr älterer Sohn Felix wollte unbedingt einmal ein Schloss von innen sehen.

„Man denkt jetzt schon länger darüber nach, wenn man etwas mit der Familie unternimmt“, sagt Carolin Pittroff. Andererseits sei die Teilnehmerzahl ja begrenzt, und die Besucher könnten sich aus dem Weg gehen. „Das Schloss ist groß genug. Wenn es eng wird, kann man sich ein eigenes Zimmer suchen“, fügt ihr Mann scherzhaft hinzu.

Die Führung am Samstagnachmitttag ist ausverkauft, doch die Coronaauflagen machen sich auch im Ludwigsburger Schloss bemerkbar. Zwischen den Jahren sei der Zulauf „unglaublich stark“ gewesen, berichtet Stephan Hurst, der die Schlossverwaltung leitet, auf Nachfrage der Ludwigsburger Kreiszeitung. Anschließend aber habe sich die Nachfrage auf niedrigem Niveau eingependelt. Die Zahlen sind noch nicht ausgewertet. „Aber der Januar war bislang relativ schwach“, so Hurst. „Wir hatten etwa ein Drittel der Besucherzahlen in einem normalen Jahr.“

Immerhin freut sich der Schlossverwalter darüber, dass die Besucher Verständnis für die Coronaauflagen aufbringen. Hin und wieder müssten die Schlossführer die Regeln zwar erklären. „Aber die Leute haben sich zumeist schon im Vorfeld informiert und wissen in aller Regel gut Bescheid“, lobt Hurst.

Schlossführer Banhart lässt sich von den Coronaregeln nicht aus dem Konzept bringen und zieht seine Führung wie gewohnt durch. Ihm gefalle das Schloss bei Nacht besser als am Tag, erzählt er, als die Truppe das Treppenhaus des alten Hauptbaus erreicht, „und das will ich den Leuten zeigen“. Etwa 21 000 Besucher habe er bislang durch das nächtliche, festlich ausgeleuchtete Schloss geführt. „Das hätte ich nie gedacht, als ich damit angefangen habe“, meint Banhart nachdenklich. „Aber es macht mir Spaß. So lange ich kann, mache ich weiter.“

Er hat eine besondere Beziehung zur Schlossbeleuchtung. Denn als selbstständiger Elektriker war Banhart in seinem Berufsleben dafür zuständig, die Kronleuchter in der Residenz mit Strom und Leuchtkörpern auszustatten. Dabei sah er sich immer wieder mit ungeahnten Problemen konfrontiert. Alleine für den Kronleuchter in der Ahnengalerie musste er 16 verschiedene Glühbirnen ausprobieren, bis er ein passendes Modell fand. „Am Ende war es dann eine Backofenlampe“, schmunzelt Banhart.

Seine Gäste führt er an diesem Abend an rund 1300 Glühlampen vorbei. „Wirkt alles ganz anders als am Tag“, murmelt ein Teilnehmer. Längst haben die modernen Zeiten auch in der Schlossresidenz Einzug gehalten.

Das frühere Kerzenflackern ist mittlerweile LED-Leuchten gewichen. Die sind energiesparend, für die herrschaftlichen Räume nach Banharts Empfinden aber nicht so gut geeignet wie das warme Kerzenflackern oder auch Glühbirnen aus früheren Jahrzehnten. „Das LED-Licht ist sehr weiß“, sagt der Experte. „Mir gefällt’s nicht. Vielleicht gibt’s ja irgendwann mal wieder andere Lampen.“

Auch wenn die moderne Technik in ästhetischer Hinsicht nicht mithalten kann, hat sie ihre Vorteile. Das wird im Schlosstheater deutlich, einer aufwendigen Holzkonstruktion, die Mitte des 18. Jahrhunderts in Rekordzeit von 600 Zimmerleuten errichtet wurde. Herzog Carl Eugen war sechs Wochen vor seinem Geburtstag eingefallen, dass er bei seiner Feier gerne ein Theaterstück sehen wollte.

War bei den Aufführungen ein dunkles Bühnenbild gefragt, wurde der gewaltige Kronleuchter in der Mitte des Saals mit seinen brennenden Kerzen unter die Decke gezogen. „Da weiß man, warum viele alte Theater schon bei der Premiere abgebrannt sind“, meint Banhart. Fazit: Die alten Zeiten waren vielleicht ästhetisch anspruchsvoll, aber nicht zwangsläufig sicherer.