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Kommunalpolitik
Nach langer Diskussion gibt es jetzt viel Lob

Das Gebäude an der Ecke Stuttgarter Straße/Wilhelmstraße wird nicht so aufwendig saniert, wie von der Stadt gewünscht. Archivfoto: Oliver Bürkle
Das Gebäude an der Ecke Stuttgarter Straße/Wilhelmstraße wird nicht so aufwendig saniert, wie von der Stadt gewünscht. Foto: Oliver Bürkle
Schon länger beschäftigt Stadtverwaltung und Gemeinderat die Sanierung der Bürgerdienste in der Wilhelmstraße 1–5. Einige Monate und Diskussionen später gibt es einen Kompromiss: Nun wird in dem historischen Gebäudekomplex nur das hergerichtet, was der Brandschutz dringend vorschreibt.

Als die Stadtverwaltung vor eineinhalb Jahren den Stadträten ihre Pläne für die Bürgerdienste in der Wilhelmstraße 1–5 vorstellte, waren diese wenig begeistert. Nicht wegen der Planungen selbst, denn dass ein neues Trauzimmer, ein zentraler Infopunkt für das Bürgerbüro und modernere Büros für die Mitarbeiter wünschenswert wären, stand nicht zur Debatte. Es waren die Kosten, die den Stadträten sauer aufstießen: Bei 18,8Millionen Euro lagen die Kosten für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes, als die Stadt ihre Pläne damals im Ausschuss präsentierte. Und das in einer Zeit, in der zwar die Coronapandemie noch nicht das Geld in der Stadtkasse schrumpfen ließ, aber trotzdem schon wenig Budget zur Verfügung stand – etwa für Schulen oder Sporthallen.

Verglichen mit der Zeit, die Stadträte und Verwaltung bereits mit Diskussionen zu diesem Thema verbracht haben, ging jetzt die Beratung zum Kompromiss im Ausschuss für Stadtentwicklung, Hochbau und Liegenschaften ganz schnell. Und statt Verbesserungsvorschlägen und Kritik gab es für die Stadtverwaltung vor allem Lob. Einstimmig wurde der Vorschlag des Fachbereichs Hochbau angenommen. Das heißt, sofern der Gemeinderat in seiner Sitzung Mitte Dezember auch zustimmt, kann begonnen werden.

Und das ist nun geplant: Statt einer aufwendigen Sanierung und Modernisierung gibt es nur eine „reine Brandschutzertüchtigung“. Es wird also nur das saniert, was wegen des Brandschutzes nötig ist. Bereits im Dezember 2019 waren erste Brandschutzmaßnahmen durchgeführt worden. Inzwischen wurden bereits ein zweiter Fluchtweg geschaffen sowie eine Brandmeldeanlage und Rauchmelder installiert. Nun werden die ersichtlichen Mängel am Gebäude beseitigt. Jedoch, eine hundertprozentige Brandschutzsanierung könnte nur bei einer gründlichen Generalsanierung erfolgen. Diese könne aber derzeit nicht finanziert werden, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung. Auch einige Wände müssen saniert werden, da sie aktuell nicht die Zertifizierung für den Feuerwiderstand erreichen, erläuterte Gabriele Barnert vom städtischen Fachbereich Hochbau bei der Sitzung. Auch Decken müssten erneuert und Brandschutztüren eingebaut werden.

Als Plus wird außerdem auch die Trinkwasserversorgung erneuert. Die Qualität des Trinkwassers werde von den Mitarbeitern seit Jahren „aufgrund von Geruch und Färbung beanstandet“, heißt es in der Vorlage. Die 40 Jahre alten Leitungen und Zapfhähne „entsprechen einfach nicht mehr dem Stand der Zeit“, so Barnert. Beide Maßnahmen zusammen kommen nun auf Kosten von rund 2,5Millionen Euro. Die Sanierung soll in zwei Bauabschnitte eingeteilt werden. Nach Abschluss des Umbaus könnten alle Mitarbeiter, auch die, die ihren Arbeitsplatz bisher in angemieteten Räumen in der Uhlandstraße haben, voraussichtlich im Mai 2023 das Gebäude in der Wilhelmstraße beziehen. „Unser Ziel ist es, dass die Räume zeitnah wieder genutzt werden können“, so Barnert. Die Räume in der Uhlandstraße waren 2018 eigentlich für zehn Jahre gemietet, das Mietverhältnis kann aber im Mai 2023 vorzeitig beendet werden. Die eingesparten Mietkosten für fünf Jahre belaufen sich auf 693000Euro.

Es tue weh, die „Taube auf dem Dach“ loszulassen, so Grünen-Stadtrat Ulrich Bauer. Die abgespeckte Version, also der Spatz in der Hand, sei aber in der heutigen Situation notwendig. Die Stadt habe nun eine große Arbeit vor sich, sagte Wilfried Link (CDU). Aber es sei eine sehr gute Vorarbeit geleistet worden. Auch Andreas Rothacker (Freie Wähler) zeigte sich zufrieden mit der Lösung. Es sei gut, „mal nur das Nötigste zu machen“. Wenn jedes Bauvorhaben so gut abgesprochen werden würde, so Rothacker, hätte es die Diskussionen um den Haushalt in den vergangenen Tagen nicht gebraucht.

„Als Planer tut mir der Kompromiss in der Seele weh“, so Dieter Juranek. Der SPD-Stadtrat ist als freier Architekt tätig. Aber es seien zwei Seelen, die in seiner Brust schlagen: „Als sparsamer Schwabe sehe ich gar keine andere Möglichkeit.“ Großes Lob gab es auch von Jochen Eisele (FDP) für den Kompromiss. Er freute sich darüber, dass die ursprünglichen Kosten für die reinen Brandschutzmaßnahmen (drei Millionen Euro) nochmals nach unten gingen – obwohl nun auch die Trinkwasserleitungen zusätzlich saniert werden.

„Wir hätten gerne etwas anderes gehabt“, gab Oberbürgermeister Matthias Knecht in der Sitzung zu. Doch die Vernunft habe gesiegt. Der Plan, die Räume in der Oberen Marktstraße, wo unter anderem das Trauzimmer ist, barrierefrei zu gestalten, sei aber noch nicht aufgehoben.