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Nachhaltig und vegan in der Mensa

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Ganz unscheinbar sind die belegten Brote eingepackt. Doch ausgepackt zeigen sie sich bunt mit verschiedenen Brotarten und Belägen. Im Hintergrund: Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch und Tobias Burchard, Geschäftsführer des Studierendenwerks Stut
Ganz unscheinbar sind die belegten Brote eingepackt. Doch ausgepackt zeigen sie sich bunt mit verschiedenen Brotarten und Belägen. Im Hintergrund: Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch und Tobias Burchard, Geschäftsführer des Studierendenwerks Stuttgart. Foto: Ramona Theiss
Das Studierendenwerk Stuttgart nimmt am landesweiten Modellprojekt „Gutes Essen in Hochschulmensen“ teil. Ort des Testlaufs ist die Mensa Ludwigsburg in der Reuteallee, von der sich gestern auch Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch ein Bild gemacht hat.

Die Currywurst ist der Renner in deutschen Kantinen und Mensen. Das ist auch bei den Ludwigsburger Studenten nicht anders. „Currywurst geht immer“, so Wolfgang Ernst, Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen, bei einem Rundgang durch die Ludwigsburger Mensa. Deshalb soll es den Klassiker weiterhin in der Mensa geben. „Wir wollen aber auch Alternativen anbieten“, erklärt Tobias Burchard, der Geschäftsführer des Studierendenwerks Stuttgart.

Deshalb nimmt das Studierendenwerk an dem landesweiten Modellprojekt „Gutes Essen in Hochschulmensen“ teil. Ziel ist eine Zertifizierung von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Im Mittelpunkt steht ein ausgewogenes und nachhaltiges Essen für die Studenten. Teil des Projekts sind Coachings, die Tobias Engel, Qualitätsbeauftragter im Studierendenwerk, besucht. Bei diesen Terminen bekommen die Projektleiter Tipps zu den Themen Nachhaltigkeit und Regionalität.

In Ludwigsburg wurde nun zuerst der Fokus auf die Zwischenverpflegung gelegt. An einer eigenen Ausgabetheke liegen Vesperbrote, verpackt in weißem Papier. „Wie man es halt von Mama kennt“, sagt Tobias Engel dazu. Belegt werden die Brote etwa klassisch mit Salami oder Schinken, aber auch mit Hummus, Ziegenkäse, Räuchertofu und roter Beete. „Wir wollten den Trend der veganen Ernährung aufgreifen“, so Engel. Nicht nur, um Studenten, die bewusst auf tierische Produkte verzichten, eine Auswahl an Essensmöglichkeiten zu geben. Sondern auch, um Fleischessern die Möglichkeit zu geben, einmal etwas Vegetarisches oder Veganes zu probieren. „Bisher sind die fleischlosen Produkte eindeutig die Gewinner“, sagt Tobias Engel. Was besonders gut geschmeckt hat, können die Studenten über die App des Studierendenwerks mitteilen.

Das Studierendenwerk nutzt die App auch, um Umfragen zu erstellen. So haben sie vor kurzem etwa die Studenten gefragt, ob sie – neben Bio- und lactosefreier Milch – lieber Soja- oder Hafermilch für ihren Kaffee hätten. „Die Teilnehmer stimmten eindeutig für Hafermilch“, so Engel. Deshalb wird die Sojamilch an den Kaffeeautomaten bald ersetzt.

Auch an anderen Stellen soll die Mensa umweltfreundlicher werden. Für die Plastikbecher etwa, in denen Müsli oder Obstsalat angeboten wird, suche das Studierendenwerk aktuell eine Alternative. Für die Brötchentüten wurde bereits eine Lösung gefunden: „Wir haben einen Anbieter entdeckt, der die Tüten mit einem Einsatz aus Pergament herstellt“, so Tobias Engel. Denn das Sichtfenster aus Plastik ist zwar gut für die Kassierer, die sehen, was sie berechnen sollen, jedoch schlecht für die Umwelt. Die Tüte mit Pergament kann auf dem Kompost entsorgt werden. Süßes Gebäck soll künftig direkt auf „optisch ansprechenden Tabletts“ präsentiert werden. So wird die Tortenspitze gespart.

Bisher ist Ludwigsburg die einzige Mensa des Studierendenwerks, in der das Modellprojekt umgesetzt wird. „Wenn es funktioniert, wollen wir es aber ausweiten“, so Tobias Burchard. Ludwigsburg sei für den Probelauf aus mehreren Gründen gut geeignet: Mit 2000 Essen am Tag werde dort eine „überschaubare Menge ausgegeben“, so dass man gut experimentieren könne. Die Studenten seien außerdem sehr aufgeschlossen neuen Möglichkeiten gegenüber. Drittens bilden sowohl die Verwaltungshochschule als auch die Pädagogische Hochschule (PH) Multiplikatoren aus, erläuterte Martin Fix, Rektor der PH. Auf der einen Seite Lehrer, die nachhaltige Ernährung später in den Unterricht einbinden können, auf der anderen Seite Menschen, die künftig in den Verwaltungen der Schulträger sitzen und dort Einfluss auf den Lehrplan nehmen können.

„Ich hoffe, dass es das Thema bald als Schulfach gibt“, sagte Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch nach der Mensa-Führung. Die Gesellschaft entwickle sich derzeit hin zum gemeinschaftlichen Essen. Etwa 40 Prozent des Essens werde außer Haus, in Kitas, Schulen, Betrieben oder Pflegeheimen, zu sich genommen. „Da ist es unser politischer Auftrag, dass das Essen gesund und nachhaltig ist“, so Gurr-Hirsch.