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Schulen
Nächster Millionen-Schock im Osten

In der Oststadtschule löste der Rauchmelder aus, weil Toilettenpapier brannte. Archivfoto: Holm Wolschendorf
In der Oststadtschule löste der Rauchmelder aus, weil Toilettenpapier brannte. Foto: Holm Wolschendorf
Steigende Schülerzahlen machen nicht nur den Neubau der Fuchshofgrundschule nötig. Auch die Oststadtschule in der Danziger Straße muss erweitert werden. Doch die Kosten für den Anbau sorgten jetzt für großes Erstaunen bei den Stadträten. Ihre Frage: Was ist eigentlich mit dem Controller?

Die damals noch namenlose Schule im Rotbäumlesfeld ist im Oktober 2001 eingeweiht worden. Jetzt, keine 20 Jahre später, muss die heutige Oststadtschule an der Danziger Straße erweitert werden. Die Entwicklung der Schülerzahlen macht es nötig. Gabriele Barnert, die stellvertretende Leiterin des Hochbauamts, hat den Stadträten im Bauausschuss die Pläne für diese Erweiterung vorgestellt.

Nördlich an das bestehende Gebäude, in Richtung Friedrichstraße, soll ab 2020 der Erweiterungsbau entstehen. Die bisher zweizügige Grundschule wird auf drei Züge erweitert. Platz für insgesamt 336 Kinder soll entstehen. Im Erdgeschoss des Anbaus entsteht eine Mensa mit Platz für 168 Schüler, so dass in zwei Schichten gegessen werden kann. Weitere Räume für die Ganztagsbetreuung und Inklusion werden geschaffen, ein Teil des Anbaus wird unterkellert. Auch der Altbau bekommt im Zuge dessen Rettungstreppen für die Fluchtbalkone; außerdem wird der ehemalige Schulgarten zum befestigten Pausenhof umgestaltet.

Inhaltlich gab es für die Stadträte zunächst wenig zu kritisieren, obgleich es nicht allen einleuchten wollte, dass die Planer sich für Parkett als Bodenbelag entschieden haben. Nur die Rechnung, die Gabriele Barnert zum Ende ihres Vortrags präsentierte, fiel höher aus, als das Gremium ganz offensichtlich erwartet hatte: 9,25 Millionen Euro stehen nach den Vorplanungen unterm Strich auf der Rechnung. 1,21 Millionen Euro aus der Landesförderung schmälern die Rechnung für die Stadt Ludwigsburg.

Das Gros der Stadträte machte keinen Hehl daraus, dass dies der nächste Millionen-Schock für sie ist. Erst im Sommer hatte die Stadtverwaltung 32 Millionen Euro für die 5,5 zügige neue Fuchshofgrundschule veranschlagt. Bei diesem Projekt gibt es bereits ein zähes Ringen um jede Million (wir berichteten). Jetzt soll eine Erweiterung um einen Klassenzug samt Mensa 9,25 Millionen Euro kosten.

„Mit den großen Zahlen können Sie umgehen“, entfuhr es da Reinhold Noz (CDU), der die Kosten als „erschreckend“ und „nicht darstellbar“ bezeichnete. Für ihn stehen die Kosten des Anbaus in keinem Verhältnis.

„Wir planen nichts, was nicht erforderlich ist“, ging Gabriele Barnert in die Defensive. „Wir haben erschwerte Bedingungen durch den Anbau an ein bestehendes Gebäude“, sagte sie und erinnerte auch daran, dass wegen der Mensa die Kosten entsprechend höher ausfallen. „Kommen Sie mit Ihrer Detailplanung, dann setzen wir den Rotstift an“, so Andreas Rothacker (Freie Wähler). Elfriede Steinwand (Grüne) machte wiederum keinen Hehl daraus, dass sie diesem „Gefeilsche“ um die Millionen wenig abgewinnen kann. So wollte Rothacker sich allerdings auch nicht verstanden wissen: „Wir werden nicht würfeln“, der Bauausschuss sei schließlich kein Spaßausschuss.

Der Spaß dürfte den meisten angesichts der Fülle von Aufgaben und Millionenprojekte inzwischen vergangen sein. Zur besseren Kostenkontrolle sollte bei größeren Bauprojekten der Stadt auf Wunsch des Gemeinderats immer ein externer Bauexperte mit am Tisch sitzen. Den Controller vermissten die Mitglieder des Bauausschusses allerdings in der jüngsten Sitzung. Der bisher beauftragte Bauexperte aus Stuttgart jedoch fällt laut Baubürgermeister Michael Ilk längerfristig aus – sehr zum Ärger der Stadträte.

„Wir werden die Planungen weiter optimieren und verwaltungsintern ein Sparpotenzial erarbeiten“, versprach der Baubürgermeister. Doch darauf allein wollen die Stadträte nicht vertrauen. „Wir müssen einen alternativen Controller einschalten“, forderte Margit Liepins (SPD) mit Nachdruck. Eine Forderung, der sich auch Reinhold Noz (CDU) anschloss. Zunächst schien es, als würde die Verwaltung beim Thema Controller abblocken. „Es macht immer Sinn, wenn ein Mensch intensiv dranbleibt“, gab sich Ilk zögerlich. Mathias Weißer (Leiter des Hochbauamts) stellte in Aussicht: „Wir werden einen neuen Controller einschalten.“