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Gottesdienst und Segen für Tiere
Pfarrer Alois Krist segnet auf dem Ludwigsburger Marktplatz Hunde

Pfarrer Alois Krist bei der Tiersegnung vor der Dreieinigkeitskirche. Foto: Ramona Theiss
Pfarrer Alois Krist bei der Tiersegnung vor der Dreieinigkeitskirche. Foto: Ramona Theiss
Haustiere spielen im Leben vieler Menschen eine wichtige Rolle. Bei einem Gottesdienst der katholischen Dreieinigkeitskirche konnten Tierbesitzer ihre Lieblinge am Dienstagnachmittag segnen lassen – ein Angebot, das auf reges Interesse stieß.

Ludwigsburg. Schnitzel schaut am Dienstagnachmittag ein wenig grimmig drein. Aber vermutlich ist das ganz einfach der natürliche Gesichtsausdruck der achtjährigen Englischen Bulldogge. Jedenfalls steht für Schnitzel ein freudiges Ereignis auf der Tagesordnung: Gemeinsam mit ihrem Freund Bobby, ebenfalls eine Englische Bulldogge, wird die Hündin in wenigen Minuten von Alois Krist, dem Pfarrer der Dreieinigkeitskirche, bei einem Freiluftgottesdienst auf dem Marktplatz gesegnet.

Erste Tiersegnung der Kirchengemeinde der Dreieinigkeitskirche

„Wir haben heute extra pünktlich Feierabend gemacht, die Hunde eingepackt und sind dann gleich auf den Marktplatz gekommen“, erzählt Vivien Royce, die durch die Ankündigung in der Ludwigsburger Kreiszeitung auf die Tiersegnung aufmerksam geworden ist. „Für die Hunde selbst ist der Segen vermutlich nicht so wichtig“, meint sie schmunzelnd, während der Pfarrer vor Beginn des Gottesdienstes noch auf seiner E-Gitarre schrammelt. „Aber Schnitzel und Bobby sind Familienmitglieder. So ein symbolischer Akt kann zumindest nicht schaden, man will ja nur das Beste für die Hunde.“

Die Dreieinigkeitskirche richtet ihre erste Tiersegnung nicht zufällig am 4. Oktober aus. An diesem Tag ehrt die katholische Kirche Franz von Assisi, dessen inniges Verhältnis zur Tierwelt in vielen Legenden überliefert ist. Demnach konnte der Heilige mit Tieren sprechen und soll sogar einen Wolf, der die Einwohner einer Kleinstadt in Angst und Schrecken versetzte, gezähmt haben.

Im kurzen Gottesdienst bezieht sich Pfarrer Krist auf die berühmte Vogelpredigt, die Franz auf seinem Weg zu der mittelitalienischen Stadt Bevagna gehalten haben soll. Sein Publikum, eine Ansammlung unterschiedlichster Vogelarten, fand angeblich großen Gefallen an seiner Gottespreisung: Nach der Predigt neigten die Vögel, so die Überlieferung, ihre Köpfe ehrfürchtig zu Boden.

Franz von Assisi und ein moderner Gedanke

„Franz von Assisi erblickte die Schöpfung in den Tieren, für ihn war jede Pflanze und jedes Tier ein Wunder“, sagt der Pfarrer. „Er sah die Tiere nicht als Objekt, das der Mensch beherrscht, sondern als Partner – ein sehr moderner, zeitgemäßer Gedanke.“ Die Menschen trügen Verantwortung für ihre Haustiere – die Segnung diene auch dazu, diese Verantwortung ins Bewusstsein zu rücken.

Schließlich stellen sich etwa 30 Hundebesitzer in einer Reihe an, der Pfarrer sprenkelt Weihwasser auf die Vierbeiner und spricht dann den Segen für Hund und Herrchen. „Eine schöne Geste der Kirche“, freut sich Bärbel Welte, die ihre fünfjährige Hündin Bella segnen lässt. Bella ist ein Straßenhund aus Rumänien, Welte nahm sie auf Vermittlung des Tierschutzvereins Glücksnäschen bei sich auf. „Ein Segen ist immer gut“, meint die Besitzerin.

Pfarrer Alois Krist zufrieden mit der Aktion

Sunshine, ein West Highland White Terrier, wird bereits zum zweiten Mal gesegnet. Den ersten Segen gab es für Sunshine vor zwei Jahren bei einem Hunde-Treffen im Saarland. „Seitdem ist sie gesund geblieben“, sagt Besitzerin Melanie-Yvonne Saussele, die aus Kirchheim nach Ludwigsburg gekommen ist. Sunshine sei zwar ein wenig stur und dickköpfig, mitunter auch laut, so Saussele. „Aber sie kann auch sehr lieb sein und ist total verschmust – Sunshine ist mein Leben.“

Ganz zum Schluss sind Schnitzel und Bobby an der Reihe. Pfarrer Krist hat sichtlich Respekt vor Schnitzel, die Bulldogge ist eine imposante Erscheinung. Doch Schnitzel erweist sich als wahre Seele von Hund und lässt die Segnung gelassen über sich ergehen. „Möge Gott Schnitzel und Bobby und auch ihre Besitzer vor Gefahren und Unheil beschützen“, sagt der Pfarrer und beendet den Segen mit einem Spritzer Weihwasser. Krist hat Gefallen an der Tiersegnung gefunden. „Ich könnte mir gut vorstellen, das wieder zu machen“, meint er am Ende des Gottesdienstes.