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Solarenergie
Photovoltaik wird künftig zur Pflicht

Die Photovoltaik wächst, allerdings langsam, die Solarthermie bekommt 2020 durch den Solarpark Römerhügel einen Schub nach oben.
Die Photovoltaik wächst, allerdings langsam, die Solarthermie bekommt 2020 durch den Solarpark Römerhügel einen Schub nach oben.
Stadt will den weiteren Ausbau regenerativer Energien voranbringen – Ludwigsburg liegt bei Sonnenenergie noch hinterm Landesdurchschnitt

Auch wenn es etwas holperte beim Beschluss – der Gemeinderat steht mit großer Mehrheit hinter dem städtischen Anliegen, die Solarenergie in der Barockstadt weiter voranzubringen. Denn so sehr die Zahlen nach oben zeigen (siehe Grafik), so liegt Ludwigsburg doch weit hinter dem Landesdurchschnitt. Nur zwei Prozent des benötigten Stroms wird über Photovoltaik produziert, im Land liegen die Werte bei acht Prozent.

In Ludwigsburg, betont Steffen Weeber von der städtischen Stabstelle Klima, Energie und Europa, „gibt es ein hohes Potenzial“ für den Ausbau des lokal erzeugten Solarstroms. Deshalb sollen, so schon eine Idee, die im Klimaschutz- und Energiekonzept genannt ist, bei Neubauten Photovoltaik vorgeschrieben werden. „Nahezu jede Anlage ist wirtschaftlich, nach zehn bis 14 Jahren ist sie amortisiert“, warb er im Ausschuss und im Gemeinderat für die Maßnahme. Absehbar sei auch, so Weeber, dass das Land in zwei Jahren ähnliche Vorgaben macht.

Vorreiter in dieser Beziehung ist die Stadt Waiblingen, die seit 2006 Photovoltaik vorschreibt. In den letzten Jahren folgten Tübingen, Konstanz und im Juni 2020 auch Ulm. „Es ist ein Trend erkennbar“, so die Vertreter der Stabsstelle.

Trotz vereinzelter Kritik, weil wieder etwas vorgeschrieben wird und den Bau verteuern könnte, stimmten Ausschuss und Gemeinderat mehrheitlich zu. „Da ist noch viel Luft nach oben“, stellte SPD-Stadtrat Dieter Juranek zum Ausbau der Photovoltaik auf städtischer Germarkung fest. „Wir müssen Flagge zeigen.“ Großes Lob kam von den Grünen, die seit längerem darauf drängen, die Photovoltaik stärker anzuschieben. Eine solche Anlage, ist Florian Sorg überzeugt, werfe schon nach wenigen Jahren Geld ab.

Die Verteuerung im Neubau gefällt Bernhard Remmele (Freie Wähler) nicht. Die Stadt hat zwar einen Passus eingefügt, nach dem die Pflicht für Photovoltaik entfällt, sofern nachgewiesen wird, dass die Anlage über einen Zeitraum von zwanzig Jahren gerechnet unwirtschaftlich wäre. Remmele hätte gern den Zeitraum kürzer gehabt, die Hürde also nicht so hoch angesetzt wird. „Keine Gängelung der Bauherren“, möchte FDP-Stadtrat Jochen Eisele, dessen Fraktion gegen die Vorlage stimmte. Er hätte mehr auf die Beratung gesetzt, auch könnte die Stadt vorangehen. Diese sei steinreich an Dächern, auf denen Photovoltaik installiert werden könnte. Er verlangt, dass dazu ein Konzept vorgelegt wird. „Zusammen mit den Stadtwerken könnte da viel Strom erzeugt werden.“ Auf freiwilliger Basis hätte es auch gerne CDU-Stadtrat Wilfried Link gesehen, der von Enteignung sprach.

Die Stadt verteidigte die Maßnahme, es gebe lediglich eine Pflicht bei Neubauten, nicht bei bestehenden Gebäuden. „Das ist keine Enteignung, das ist Klimaschutz und Wirtschaftsförderung“, stellte Albrecht Geiger, kommissarischer Leiter des Baudezernats, fest. Vorgesehen sei, nach zwei Jahren eine Zwischenbilanz zu ziehen und über erste Erfahrungen zu berichten. „Es ist wichtig, das Paket jetzt auf den Weg zu bringen.“

Pläne, auch auf den Dächern städtischer Gebäude aktiv zu werden, gibt es. Weeber kündigte an, dass noch dieses Jahr ein Konzept vorgelegt werde. Die Anregung der FDP sei somit bereits in Arbeit. Damit es für Private weitere Anreize gibt, überlegt sich die Stadt, eine Förderung anzubieten. Dies ist bereits im Klimaschutz- und Energiekonzept als einer der zentralen Punkte aufgeführt.

Bei fünf Gegenstimmen, vor allem seitens der FDP, brachte der Gemeinderat die neue Vorschrift auf den Weg, die über Bebauungspläne oder bei Grundstücksverkäufen vertraglich abgesichert wird. Das ganze Vorhaben nur auf drei Jahre zu beschränken wurde knapp abgelehnt.