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Fahrzeugmarkt
„Prämie für Gebrauchte“

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Kfz-Innung Region Stuttgart kritisiert vorgeschlagene Umstiegsrabatte der Hersteller

Ludwigsburg. Ludwigsburg/Stuttgart. „Das ist keine Umstiegsprämie, das ist ein trauriger Witz“, kommentiert Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart eines der Ergebnisse des Dieselgipfels der vergangenen Woche, wonach die Hersteller einen Rabatt für ältere Diesel zahlen wollen, wenn ein Neuwagen gekauft wird. „Wir wollen eine Umstiegsprämie aus staatlicher Hand, unter staatlicher Kontrolle und mit zumindest teilweise staatlicher Finanzierung, mit der auch Gebrauchtwagen gefördert werden, um weniger betuchten Familien zu helfen. Wir wollen kein Marketinginstrument für Hersteller, das denen Geld in die Kasse schaufelt, derweil die Politik mit Fahrverboten droht“, kritisiert Treiber in einer Mitteilung die Vorschläge aus Berlin.

Für die Stuttgarter und die Kraftfahrzeugbetriebe in Stuttgart sei die Lage besonders problematisch, da unklar sei, was im Luftreinhalteplan stehen werde, so Treiber. Und rund um Stuttgart gebe es auch zahlreiche Betroffene: Pendler, Firmen, Anwohner an den Ausweichrouten: „Das Ganze bedarf eines Masterplans, dessen oberstes Ziel es ist, saubere Luft ohne Zwangsmaßnahmen oder ‚kalte Enteignung‘ zu erreichen. Und es ist auch unfair, mit der Androhung einer blauen Plakette Menschen dazu zu verleiten, ihre Dieselautos jetzt unter Wert abzustoßen“, beschreibt Treiber die Sicht der Kfz-Innung. „Autohäuser müssen sich gut überlegen, ob sie Euro 5 und schlechter noch hereinnehmen“, so Treiber weiter. Gebrauchte Euro-6-Diesel „wären dagegen überhaupt kein Problem, wenn wir welche hätten“, ergänzt Markus Klein, Kreisvorsitzender der Innung in Ludwigsburg.

Dass der regionale Automarkt immer noch robust ist, sei nicht der Politik geschuldet, so Treiber in einer Mitteilung über die Zulassungszahlen im Juli. Im Kreis Ludwigsburg stieg die Zahl der Neuzulassungen im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 59 Pkw (plus 3,2 Prozent) auf 1895 Pkw (bundesweit plus 1,5 Prozent). Im Gebrauchtwagenmarkt gab es ein leichtes Minus von 1,1 Prozent (Vormonat minus 6,2 Prozent; bundesweit plus 1,2 Prozent). Die Halbjahresbilanz liegt mit 13 999 Pkw um 641 Pkw oder 4,8 Prozent höher als 2016. „Davon profitieren allerdings die Hersteller, die immer noch Rekordgewinne einfahren. Die Autohäuser bekommen da nur Minianteile von den Erlösen“, sagt Torsten Treiber. „Für uns wäre ein florierendes Gebrauchtwagengeschäft wichtiger“, erklärt Markus Klein. Im Juli sind aber die Besitzumschreibungen mit minus 44 Fahrzeugen leicht um 1,1 Prozent auf 4058 Fahrzeuge gesunken. Die Halbjahresbilanz ist mit einem Rückgang um 506 Besitzumschreibungen oder 1,8 Prozent auf 28 269 Halterwechsel verglichen zu 2016 auch negativ.

Dieser Rückgang ist vor allem den Dieselfahrzeugen geschuldet: Die Zulassungsstelle beim Landratsamt meldet für Juli 1134 Besitzumschreibungen von Diesel-Pkw: 202 weniger (minus 15,1 Prozent) als vor einem Jahr im Juli. Bei den Neuzulassungen waren 674 Dieselautos dabei. Da sank die Nachfrage um 68 Fahrzeuge (minus 9,2 Prozent). Die Nachfrage nach anderen Antriebsarten wuchs um 158 Pkw oder 5,7 Prozent. Der hiesige Bestand an Diesel-Pkw wächst aber dennoch leicht. Aktuell liegt er bei 99 566 Dieselfahrzeugen, 577 mehr als vor einem Jahr. Über 24 000 dieser Fahrzeuge dürften im Moment noch Euro-4-Diesel sein, hat die Innung ermittelt. Diese Gruppe der Altdiesel böte laut Treiber das größte Potenzial, um den Anteil an Stickoxiden (NOx) aus Dieselabgasen zu senken: „Zusammengerechnet bringen die laut Kraftfahrtbundesamt in Stuttgart vorhandenen Pkw mit Euro 4 und schlechter bei einer Jahresfahrleistung von 10 000 Kilometern insgesamt 157 Tonnen NOx auf die Waage. Das ist weit mehr als die Hälfte des gesamten hiesigen NOx-Ausstoßes. Der wäre also auf einen Schlag weg, wenn diese Altdiesel weg wären“, betont Treiber.

Deswegen fordere die Innung weiter die von ihr vorgeschlagene Umstiegsprämie „unter staatlicher Kontrolle und mit zumindest teilstaatlicher Finanzierung, die klare Regeln hat und den Umstieg auch auf gebrauchte Euro-6-Fahrzeuge fördert, unabhängig von der Antriebsart, um allen Einkommensklassen gerecht zu werden. Was da in Berlin präsentiert wurde, hat nur unseren Namen geklaut, sonst nichts“, sagt Obermeister Treiber.