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Radwege mit Symbolcharakter

Nach ein paar Metern ist Schluss: Etwa in der Neuffenstraße in der Südstadt...
Nach ein paar Metern ist Schluss: Etwa in der Neuffenstraße in der Südstadt...
...und der Hauffstraße in der Weststadt sind die Radwegschnipsel angebracht. Diese führen bis zu den Parkplätzen. Am anderen Ende der Straße wurden übrigens auch noch ein paar Meter Radwegende angefügt.Fotos: Werner, Bajorat
...und der Hauffstraße in der Weststadt sind die Radwegschnipsel angebracht. Diese führen bis zu den Parkplätzen. Am anderen Ende der Straße wurden übrigens auch noch ein paar Meter Radwegende angefügt. Foto: Werner, Bajorat
Wer hat künftig Vorrang? Radler oder Autofahrer? Dies ist eine der Fragen, mit der sich der neue Bürgermeister auseinandersetzen muss. Archivfoto: Ramona Theiss
Wer hat künftig Vorrang? Radler oder Autofahrer? Dies ist eine der Fragen, mit der sich der neue Bürgermeister auseinandersetzen muss. Foto: Ramona Theiss
Mit einem weiteren Paket an Einbahnstraßen, die für Radler in der Gegenrichtung freigegeben sind, will Ludwigsburg die Radkultur fördern. Für durchgängige Radwege müssten Parkplätze weichen – und weil das nicht geschieht, bleiben meist nur kleine Radwegstücke, die signalisieren sollen, dass der Radler im Recht ist.

Ein paar Meter Radweg, die geradewegs auf geparkte Autos führen – gerade hat die Stadt wieder zehn Einbahnstraßen gegen die Fahrtrichtung für Radler freigegeben und aus Platzmangel häufig diese Variante gewählt. Damit sorgt sie für Diskussionen. Denn weil auf Parkplätze nicht verzichtet werden soll, bleibt meist nur dieses kleine Stück. Unter dem Titel „Es fährt ein Radweg nach nirgendwo“ hat es Ludwigsburg damit kürzlich in die Online-Ausgabe des Nachrichtenmagazins Spiegel geschafft. Der Untertitel „Absteigen, bitte: Wo Radfahrer verzweifeln“ dürfte Michael Ilk ebenso schmerzen wie der Zusatz „Manche Radwege sind einfach nur irre“.

Der Bürgermeister steht in der Hindenburgstraße, von der die Breslauer Straße abzweigt, und schaut auf den roten Radweg, der frisch auf die Straße gemalt wurde. Geschätzte zehn Meter zwischen den Parkplätzen, ein Fahrrad samt Richtungspfeil dazu, ergänzt durch ein „Fahrrad frei“-Schild unter dem roten Schild mit dem weißen Balken, das die Einfahrt verbietet. Er habe diese eigenwillige Variante schon verteidigt, als Bürger ihm gegenüber von „Quatsch“ sprachen, erzählt er. Und tut es auch jetzt: „So wissen die Autofahrer, dass die Radler hier fahren dürfen.“

Die allerdings sind auf den 325 Metern Einbahnstraße damit weiter auf die Rücksicht der Fahrer angewiesen, die ihnen mit ihren Autos entgegenkommen – oder mit dem Bus, wie es in der Hindenburgstraße der Fall ist. 3,50 Meter ist die breit: genug für die freie Fahrt für Radler, zu wenig für einen durchgängigen Radweg. Breiter geht meist nicht, also könnte die Stadt wie in der Marbacher Straße nur Auto- zu Radspuren umwidmen oder eben auf Parkplätze verzichten. Eine stets umstrittene Lösung. Und so spielt die Pädagogik in der Radkultur der Stadt Ludwigsburg eine große Rolle. „Es ist eine um Verständnis werbende mittelfristige Maßnahme“, nennt dies Bürgermeister Michael Ilk.

Als er sich auf sein Pedelec schwingt und auf die Parkreihe zufährt, offenbart sich eine deutliche Schwäche: Biegt er von dem Radwegstück auf die Straße ein, kann er von Entgegenkommenden nur schlecht gesehen werden. „Da könnten wir einen Schwenk markieren“, sagt Matthias Knobloch, der das Manöver beobachtet. Der Fachbereichsleiter Nachhaltige Mobilität ist unter anderem verantwortlich für bisher 5,15 Kilometer Einbahnstraße, die für Radler in die Gegenrichtung freigegeben wurden. Es sei ein Prozess, sagt er: „Wir lernen dauernd dazu“, sagt er.

Nach Innenstadt, Weststadt und Oßweil waren nun Südstadt, Oststadt und Grünbühl-Sonnenberg dran. Alle Einbahnstraßen mit Tempo 30, einer Fahrbahnbreite von mindestens drei Metern und weniger als 400 Fahrzeugen pro Stunde wurden abgeklopft, und – wenn möglich – für Radler freigegeben. Das wurde in die Straßenverkehrsordnung aufgenommen. Sofern diese die Radler bisher beeindruckte, können sie damit große Lücken im Radnetz schließen. Vorgeschrieben sind die Radwege nicht. In der Körnerstraße jedoch, betont Ilk, sei die Markierung ein Erfolg für die Radler, die sich von den Autofahrern bedrängt fühlten – der Weg ist durchgängig.

Bevor sich die Runde am Straßenrand auflöst, tritt ein Mann heran. Er lässt sich kritischen Ausdrucks erklären, dass das rote Radstückchen keine Parkplätze fordert, dann hellt sich sein Gesicht auf. Er deutet auf das nächste Haus. „Meine Mieter haben sich schon Sorgen gemacht.“