Die Struktur besteht aus zwei unterschiedlich großen Halbkreisen, von denen Strahlen in fast alle Himmelsrichtungen abgehen. Fast der gesamte Mittlere Schlosshof wird von diesem Gebilde, das zweifelsohne einer Sonne gleicht, eingenommen. Aus welcher Zeit es stammt und was genau seine Funktion ist, ist für die Archäologen im Landesdenkmalamt bisher völlig rätselhaft.
Aufgetaucht ist das geheimnisvolle Sonnenbild bei geophysikalischen Messungen im gesamten Schlossareal. „Die Sicherheit unserer Gäste hat für uns höchste Priorität. Deshalb haben wir ein detailliertes Gutachten zur Bodenbeschaffenheit in den Schlosshöfen erstellen lassen“, wird Stephan Hurst, Leiter der Ludwigsburger Schlossverwaltung, in einer Pressemitteilung der Staatlichen Schlösser und Gärten zitiert.
Konzerte mit Tausenden Gästen sind kein Problem
Mit einem sogenannten Georadar-Messgerät wurde dabei der komplette Untergrund der Schlosshöfe mit elektromagnetischen Wellen bis in zwei Meter Tiefe „durchleuchtet“. Da unterschiedliches Material, die Wellen unterschiedlich reflektiert, ergibt sich ein detailliertes Bild davon, was sich unter der Oberfläche befindet. Dadurch erhält man zum einen Hinweise auf gefährliche Hohlräume. Zum anderen ermöglicht diese Untersuchung den Archäologen aber auch, Rückschlüsse darauf zu erhalten, wo früher Bauwerke standen, Wege verliefen und Gärten angelegt waren.
In puncto Konzerte kann jetzt Entwarnung gegeben werden. Die Ergebnisse zeigen, dass der Boden stabil ist und keine Hohlräume hat. „Bei Großveranstaltungen wird der Boden stark beansprucht. Der Transport und der Aufbau von Bühnen üben großen Druck aus. Hohlräume im Untergrund hätten eine Gefahr darstellen können“, sagt Volker Janzen, der stellvertretender Abteilungsleiter im Amt für Vermögen und Bau in Ludwigsburg.
Für die Bauforscher und Archäologen sind allerdings eine ganze Reihe von Überraschungen zum Vorschein gekommen. Neben der Sonne l auch Hinweise auf eine Balustrade, auf alte Wege, Beete und Platzbegrenzungen.
Ist es der Überrest einer gebauten Sonne?
Woraus genau die Sonnenstruktur besteht, die sich etwa 30 Zentimeter unter der Oberfläche befindet, ist unklar. Laut Meike Kirscht, der Referentin für Historische Gärten bei den Staatlichen Schlössern und Gärten, könnte es sich bei den Mustern sogar um Abdrücke einer früheren Bebauung handeln, die durch die Kontrastunterschiede bei den Messungen sichtbar wird. Die genaue Funktion bleibt allerdings ein Rätsel.
Dieser Fund sei besonders bemerkenswert, da bei Georadarmessungen in der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz in Bruchsal ein ähnliches Muster entdeckt wurde. Dort liegt die Sonne allerdings in einer Tiefe von 80 Zentimetern. „Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Strukturen unterschiedlich alt sind. Es ist möglich, dass im kriegszerstörten Bruchsal Kriegsschutt das Oberflächenniveau angehoben hat, während dies in Ludwigsburg nicht der Fall ist“, sagt Kirscht.
Die Messungen haben im vergangenen Winter stattgefunden. 2016 wurde das Schloss bereits schalltechnisch untersucht. Damals ging es darum sicherzustellen, dass die großen Konzerte im Schlosshof mit Tausenden Besuchern keine Gefahr für das historische Gemäuer sind.