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Kultdisco
Rockfabrik: Alles muss raus!

Auch diese Gruselfratzen werden verkauft.Archivfoto: Oliver Bürkle
Auch diese Gruselfratzen werden verkauft. Foto: Oliver Bürkle
Die Rockfabrik schafft Tatsachen. Noch bis vor kurzem hatte Geschäftsführer Otto Rossbacher gehofft, dass sich kurzfristig ein neuer Standort für die Großraumdisco finden könnte. Weil das nicht der Fall ist, schließt die Rofa in der Weststadt zum Jahresende. Das Inventar wird bei einem Flohmarkt im Januar verkauft.

Ludwigsburg. Als Otto Rossbacher gemeinsam mit Christian Albrecht und Roland Bock die ehemalige Fabrikhalle des Kühlschrankherstellers Eisfink in der Grönerstraße übernommen hatte, brauchte es einiges an Fantasie, um aus der Halle eine Disco für Rockfans zu gestalten. Viel haben sie in Eigenarbeit geschafft. „Wir hatten nicht viel Kapital“, sagt Rossbacher. Sie schliefen auf einer Pritsche auf dem Areal, Baumaterial kam teils von Abrissstellen irgendwo im Land, und zu essen gab es fast täglich Gulasch mit Kartoffeln. „Wir hatten eine schöne Gemeinschaft.“ Zweifel an ihrem Tun hatten sie nie. „In dem Alter überlegt man nicht, ob es sinnvoll ist. Da macht man’s einfach.“

Heute, gut 37 Jahre später, stehen sie wieder vor einem Neuanfang. Aber noch ist nicht so ganz klar, wo die Reise hingehen wird. Die Koffer werden aber jetzt gepackt. „Wir geben nicht auf!“, betont Rossbacher gleich mehrfach. Seit Monaten suchen die Rofa-Macher nach einer neuen Bleibe, nachdem klar war, dass der Mietvertrag nicht mehr verlängert wird. Derzeit werden sie von der Stadtverwaltung bei dieser Suche unterstützt. Doch so einfach ist es nicht.

Zahlreiche Optionen haben sich zerschlagen. Mal passte der Preis nicht, mal war der Raum nicht ideal. Zuletzt hat sich eine Möglichkeit in Kornwestheim zerschlagen. Lange war ein dort ansässiger Getränkehandel im Gespräch. Doch das ist inzwischen Makulatur wie die Pläne, den Dancing Club Freiberg zu übernehmen.

„Die Suche nach einem neuen, passenden Standort für die Rockfabrik läuft momentan auf Hochtouren, konkrete Objekte werden dafür geprüft“, heißt es vonseiten der Ludwigsburger Stadtverwaltung. Sie hat nach eigenen Angaben mehrere innerstädtisch gelegene Immobilien im Blick. Eine Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen.

Die Rofa-Macher bereiten unterdessen ihren Abschied aus der Weststadt vor. Die Silvesterparty wird das große Finale in der Grönerstraße sein. „Es geht nicht direkt weiter, deshalb müssen wir jetzt handeln“, so Rossbacher. Die Musik- und die Lichtanlage werden eingelagert, aber Dekorationsobjekte und bewegliches Inventar werden verkauft. „Warum sollen wir das ganze Zeugs mitschleppen?“

An die Wände sind Totenköpfe gezeichnet, Skulpturen mit weit aufgerissenen Mäulern hängen an den Wänden, Spinnennetze sind gespannt. Jetzt kommt all das raus, was sie vor über 37 Jahren selbst gebaut haben. Nach dem Motto „Alles muss raus“ wird alles verkauft, was man nach draußen tragen kann. Auch die Gruselfratzen, die Spinnweben und die Totenkopfmasken. Selbst Bierkrüge, Barhocker und Sofas sind zu haben. „Wir wissen nicht, ob wir das alles an einen neuen Standort mitnehmen können und wir können nicht alles einlagern.“ Das Interesse, sagt Rossbacher, sei groß.

Der Schritt, zum Jahresende zu schließen, sei wichtig gewesen. „Wir mussten jetzt selber handeln.“ Sie wollten nicht wie die Scorpions oder andere Bands eine Abschiedsvorstellung nach der anderen geben. Manchmal müsse der Teufel Fliegen fressen, sagt der Rofa-Geschäftsführer. Ihre Fliege sei jetzt der Ausverkauf. „Das ist keine schöne Sache. An jedem Stück hängt ganz viel.“

Die Lichtanlage zum Beispiel hat Rossbacher selbst montiert. Aber in Anbetracht einer bislang fehlenden Option für eine neue Rockfabrik wollten sie jetzt klare Verhältnisse schaffen. „Wir hatten für nächstes Jahr keine Konzerte und Veranstaltungen vorgeplant. Jetzt doch noch zu verlängern, wäre auch finanziell schwierig.“

Info: Der Rockfabrik-Flohmarkt findet am Samstag, 11. Januar, von 10 bis 17 Uhr in der Rockfabrik, Grönerstraße, statt.