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Innenstadt
Ruhemodus statt Einkaufstrubel

Nichts los auf der Bärenwiese. Die Auflagen der Landesregierung zeigen Wirkung. Auch in Ludwigsburg. Foto: Ramona Theiss
Nichts los auf der Bärenwiese. Die Auflagen der Landesregierung zeigen Wirkung. Auch in Ludwigsburg. Foto: Ramona Theiss
Eigentlich hätte gestern das Ludwigsburger Märzklopfen stattgefunden – der verkaufsoffene Sonntag am ersten Wochenende der Blüba-Saison. Doch seit Corona ticken auch in Ludwigsburg die Uhren anders. Wären eigentlich an diesem Märzklopfen-Sonntag Tausende in der Innenstadt unterwegs gewesen, konnte man die Menschen gestern nahezu an einer Hand abzählen.

Ludwigsburg. Ein junges Ehepaar sitzt am frühen Sonntagnachmittag auf den Stufen des Marktplatzbrunnens. Stühle und Bänke gibt es keine mehr. Die hat die Stadt abräumen lassen. „Wir sind hier mit unseren Kindern, der Kleine lernt gerade das Fahrradfahren.“ Es seien anstrengende Tage, sagen sie. Nicht nur für die junge Mutter, die bei einem Discounter an der Kasse sitzt. „Wir haben schon Socken-Memory gespielt, um die Kinder zu unterhalten.“ Jetzt ein bisschen frische Luft und Sonne. Das sei wichtig. Auch für die Stimmung.

Viele Menschen sind es nicht, die an diesem Tag auf dem Marktplatz sind. Vereinzelt sitzt jemand auf einem der Stühle der geschlossenen Cafés. Nichts hat mehr geöffnet. Selbst das Eiscafé in der Wilhelmstraße ist zu.

„Ich hoffe, dass die Ausgangssperre nicht kommt“, sagt ein Mann, der mit dem Rad unterwegs ist. Er ist Immobilienmakler. „Aus dem Homeoffice kann man keine Wohnungen zeigen.“

Die Freundinnen Sinah und Anna sehen das ein bisschen anders. „Eine Ausgangssperre wäre schon sinnvoll“, sagen sie. In anderen Ländern habe sich die Situation dadurch ja auch verbessert. Anna lernt auf ihren Schulabschluss, der jetzt um vier Wochen verschoben ist. Sinah arbeitet als Pflegekraft. „Bei uns wird alles knapp. Die Schutzkleidung, die Hygieneartikel, die Mitarbeiter.“ Beim Sonntagsbummel wollen sie einfach nur ein paar Sonnenstrahlen tanken.

Nein, es gäbe kaum etwas zu beanstanden, sagen die beiden Polizisten, die in der Innenstadt auf Kontrollgang sind. Maximal drei Personen dürfen zusammenstehen, so war es bis gestern vorgeschrieben. „95 Prozent der Leute halten sich auch daran.“

Auf dem Akademiehof herrscht gähnende Leere. Normalerweise ist das der Treffpunkt für junge Leute. Aber an diesem Tag herrscht Stille. Und das liegt sicher nicht allein an den kühlen Temperaturen. „Was wird morgen? Und wie?“, ist auf einem Banner zu lesen, das an der Fassade der Theaterakademie hängt. Nichts könnte die Situation besser beschreiben.

Auf dem Parkplatz Bärenwiese steht ein einziges Auto – aus dem Landkreis Göppingen. Davon abgesehen gehört diese Asphaltfläche an diesem Nachmittag zwei kleinen Kindern, die hier unter den Augen ihrer Eltern mit Roller und Fahrrad unterwegs sind.

Ein paar Meter weiter, auf einer Bank in der Parkfläche hat sich eine Seniorin mit ihrem Sohn verabredet. Sie haben den Rollator geparkt und trinken mitgebrachten Kaffee aus der Thermoskanne. „Man kann die Eltern ja nicht wochenlang allein lassen“, sagt der Mann. Ins Seniorenheim dürfe er derzeit nicht rein. Deshalb haben sie sich im Freien getroffen. Es sei eine Risikoabwägung, die jeder für sich treffen müsse.

Auf der Bärenwiese ist Bewegung. Jogger sind unterwegs und Radfahrer. Auf der Wiese kickt ein Vater mit seinem Sohn Fußball, eine Mutter macht Seifenblasen für ihr Kind, und ein Pärchen hat sich trotz der Temperaturen ins Gras in die Sonne gelegt. Es könnte fast ein normaler Frühlingssonntag sein, würde da nicht das Absperrband rund um den Spielplatz im kalten Ostwind flattern. Und wären da nicht die Tore des Blühenden Barock geschlossen. „Schade“, seufzt sich ein Pärchen im Vorbeigehen zu.

Auf einer Parkbank sitzen zwei Zehntklässler und spielen Karten. „Wir hätten uns auch sonst hier nur zu zweit verabredet.“ Auch sonst, damit meinen sie, wenn keine Coronakrise wäre. Wenn man sich auch in größeren Gruppen treffen dürfte. Doch das ist jetzt nicht mehr erlaubt. Zum eigenen Schutz und zum Schutz anderer. In Ludwigsburg, das zeigt diese Momentaufnahme, halten sich die Menschen an die Verordnung. Nur bei der Konditorei Luckscheiter in der Wilhelmstraße kommt es zu einer größeren Menschenansammlung auf der Straße. Alles Wartende. Denn nur maximal zwei Personen werden eingelassen. Der Cafébetrieb freilich ruht. Kuchen zum Mitnehmen geht aber trotzdem. Auch in Zeiten der Cornakrise.