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Schon 1911 waren die Arkaden ein Streitfall

Seit über 100 Jahren haben Ludwigsburgs Stadträte ein wachsames Auge auf sie: Die Arkaden am Marktplatz.Foto: Holm Wolschendorf
Seit über 100 Jahren haben Ludwigsburgs Stadträte ein wachsames Auge auf sie: Die Arkaden am Marktplatz. Foto: Holm Wolschendorf
Vor über 100 Jahren wollten die Ladenbesitzer den überdachten Raum ihren Geschäften einverleiben – Verwaltung und OB lehnten ab

Ludwigsburg. Friede, Freude, Marktplatz – von wegen: Nicht nur heute, auch vor über 100 Jahren wurde über die Arkaden gestritten. Gestern haben wir berichtet, dass die Wandelgänge am Marktplatz gerade im Fokus der Kommunalpolitik stehen. Der Grund: Viele Café- und Restaurantbesitzer nutzen die Arkaden recht eigensinnig. Die überdachten Flächen gehören zwar zu den dahinter liegenden Häusern und sind damit Privatbesitz, die Eigentümer müssen aber ein Durchgangsrecht gewähren.

Letzteres war schon 1911 in Gefahr, wie unsere Autorin Christa Lieb herausgefunden hat. In den Ausgaben unserer Zeitung aus dieser Zeit tobte ein heftiger Streit. Denn im März 1911 wandten sich die Hauseigentümer und Ladeninhaber an die Stadtverwaltung. Ihr Ansinnen: die Beseitigung der Arkaden. „Wir haben beschlossen, den entlang des Marktplatzes unter den Arkaden sich befindenden freien Raum für Geschäftszwecke auszubauen und die entsprechenden Schaufenster zwischen die Bögen herauszurücken.“ Ein Argument dafür hatten sie auch parat: „Der Platz unter den Arkaden ist ohne Beschränkung Eigentum der Hausbesitzer.“

Stadtverwaltung und Bürgermeister Gustav Hartenstein versetzte dieser Wunsch in Alarmstimmung. Das Hochbauamt hatte zwar Verständnis dafür, dass die Inhaber ihre Läden ausbauen wollten, „doch es ist zu bedenken, die Arkaden gehören zum Stadtbild und würden sicherlich sehr vermisst, wenn sie verschwinden würden. Die Hausbesitzer am Marktplatz haben ihre Häuser so erworben, wie sie sind, und müssen sich daher bewusst sein, dass die Arkaden dem allgemeinen Verkehr dienen.“ Das Hochbauamt lehnte den Ausbau ab.

Auch OB Gustav Hartenstein fürchtete um das Stadtbild. Der Marktplatz sei einheitlich angelegt und biete ein charakteristisches Bild, um das viele Ludwigsburg beneiden würden. „Dieses Bild wird gründlich verdorben, wenn es einen Teil seiner Säulen und Gänge verliert.“

Wie Hartenstein lehnten auch die Gemeinderäte das Vorhaben ab. Ihre Begründung lautete: „Die Arkaden sind ein Wahrzeichen der Stadt, das hohen historischen Wert hat. Sie dürfen niemals aufgegeben werden.“ Ihre Nachfolger, die Stadträte von heute, befinden sich also in – historisch verbürgter – guter Gesellschaft, wenn sie als Arkaden-Beschützer auftreten.

Auch der Landesausschuss für Natur- und Heimatschutz – ein Vorläufer des Denkmalschutzes – hatte nicht viel für die Geschäftsinteressen der Marktplatz-Anrainer übrig. Der Ausschuss schrieb in unserer Zeitung: Zum Erhalt des Platzes gehören die Freihaltung der Arkaden und die Erhaltung der Häuser in ihrer bisherigen Höhe und Form.