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Fridays for Future
Schulklassen machen beim Klimastreik mit

„Hoch mit dem Klimaschutz“, rufen die Schüler und heben die Hände. Auf der B 27 lassen sich alle plötzlich zu Boden fallen, denn „der Klimawandel tötet“. Foto: Andreas Becker
„Hoch mit dem Klimaschutz“, rufen die Schüler und heben die Hände. Auf der B 27 lassen sich alle plötzlich zu Boden fallen, denn „der Klimawandel tötet“. Foto: Andreas Becker
An der Demonstration gestern nahmen zum ersten Mal auch ganze Klassen mit ihren Lehrern teil – Reaktion auf offenen Brief der Organisatoren

Ludwigsburg. Auf der Kreuzung beim Forum stoppt die Menge auf einmal. „Ich zähl jetzt von drei runter, dann fallt ihr alle um, als wärt ihr tot“, ruft eine der Organisatoren des Fridays-for-Future-Streiks in Ludwigsburg. „Denn Klimawandel tötet.“ Und tatsächlich liegen drei Sekunden später alle auf dem Boden. Es dauert nicht lange, da fangen die Autos an zu hupen. „So macht man sich beliebt“, sagt ein Passant und verdreht die Augen. Doch die jungen Menschen lassen sich nicht beirren. Nach kurzer Zeit ziehen sie aber weiter in Richtung Landratsamt und rufen dabei auf Englisch: „Wir sind nicht zu stoppen, eine andere Welt ist möglich.“

Rede aus aktuellem Anlass zum Thema Seenotrettung

So viele wie gestern haben noch nie an dem Klimastreik in Ludwigsburg teilgenommen. Etwa 350 hauptsächlich junge Menschen ziehen durch Ludwigsburg, die Sprechchöre wegen der Masse an Teilnehmern nicht unbedingt synchron, aber mit Nachdruck vortragend. „Seenotrettung ist kein Verbrechen“, rufen die Demoteilnehmer nach einer Rede zum Thema Klimaflüchtlinge und Seenotrettung auf dem Rathaushof. Ein neuer Spruch, der nicht so leicht ins Ohr zu gehen scheint. Besser bekannt: „Hoch mit dem Klimaschutz, runter mit der Kohle“, bei dem die Streikenden abwechselnd die Hände in die Luft heben und in die Knie gehen. Mit diesem Schwung geht es über die B.27.

Gleich mehrere Klassen sind gestern mit ihren Lehrern zur Demonstration gekommen – als Reaktion auf den offenen Brief, den die Fridays-for-Future-Bewegung an Lehrer und Schulleiter geschrieben hat (wir berichteten). Darin hatten sie gefordert, dass die Proteste mehr Rückhalt von den Schulen bekommen sollten. Während manche Lehrer weiterhin auf ihre rechtlichen Vorgaben pochen, nutzen andere die Möglichkeit, den Schülern das Thema Demonstrationsrecht ganz aktiv näherzubringen. „Ich finde es wichtig, dass die Kinder lernen, was man tun kann, um für seine Rechte einzutreten“, sagt eine Lehrerin, die mit ihrer fünften Klasse vom Mörike-Gymnasium gekommen ist. Die Fünftklässler sind aufgeregt, denn sie waren noch nie bei einer Demonstration. Doch sobald es losgeht, sind sie voll dabei. Sie halten ihre bunten Plakate in die Luft und rufen aus voller Kehle: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!“

Die jungen Schüler sind kaum zu stoppen, sie haben sichtlich Spaß am Streik, an dem sie im Rahmen ihres Unterrichts teilnehmen. Auch eine achte Klasse vom Mörike-Gymnasium ist mit ihrem Lehrer gekommen. Ein paar Schüler sind regelmäßig dabei, andere das erste Mal. „Ich finde es wichtig, das mal zu sehen“, sagt eine Schülerin. Noch ältere Schüler scheinen jedoch nicht sehr begeistert von der Idee ihres Lehrers, am Streik teilzunehmen.

Bevor es losgeht, nutzen etwa zehn Schüler die Möglichkeit, ihre Meinung mit dem Megafon kundzutun und zu erklären, warum sie für den Klimaschutz auf die Straßen gehen. Langsam geht ein Fünftklässler nach vorne. Er blickt in die Gesichter von mehr als 300 Menschen. Vorsichtig nimmt er das Megafon in die Hand, schaut sich noch einmal um, holt tief Luft und beginnt zu sprechen: „Wenn ich nach der Schule nach Hause laufe, muss ich an einer großen Straße entlang laufen. Viele Autos fahren an mir vorbei und ich muss die Abgase einatmen.“ Dann fügt er hinzu: „Das finde ich halt blöd.“

Auch andere nehmen das Megafon, verkünden ihren Standpunkt. „Wenn wir jetzt nichts tun, wann dann?“, ruft Alina in die Menge. Bianca ist da, weil sie möchte, „dass wir und unsere Kinder eine Zukunft haben.“ „Ich möchte nicht, dass einzelne Konzerne über unsere Lebensmittel bestimmen“, sagt eine Schülerin. Und Felix findet: „Es kann nicht sein, dass Milliarden für die Wissenschaft ausgegeben werden, aber dann deren Erkenntnisse ignoriert werden.“

„Wenn wir jetzt schweigen, schneiden wir den Ast ab, auf dem wir gerade sitzen“, so ein Jugendlicher. Justin sagt: „Es kann nicht sein, dass wir die Umwelt so vernachlässigen.“ „Ich bin hier, denn es geht um unsere Zukunft“, sagt eine Schülerin, die in den Wochen zuvor schon öfter für den Klimaschutz gestreikt hat, dann fügt sie hinzu: „Und ich finde es cool, dass meine ganze Klasse heute mitgekommen ist.“