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Hoheneck
Seltenes Oster-Ereignis: gleich fünf Drillinge

Drei Geschwister-Lämmchen bei der Mutter, die beiden schwarzen Lämmer ziehen schon neugierig auf der Weide umher. Fotos: Holm Wolschendorf
Drei Geschwister-Lämmchen bei der Mutter, die beiden schwarzen Lämmer ziehen schon neugierig auf der Weide umher. Foto: Holm Wolschendorf
Viele Spaziergänger bleiben an diesem Zaun am Neckar stehen – Die Schafe von Heiner Beuttler haben 30 Lämmchen zur Welt gebracht

Nein, ein Zoo ist es nicht, sagt Heiner Beuttler, dem die Schafe gehören. Auch wenn man es meinen könnte: Immer wieder rennen Kinder zum Weidezaun, zeigen mit den Fingern auf die Lämmchen, rufen „süß“, die Väter „Vorsicht“. Man weiß ja nicht, ob da Strom drauf ist. Auch Ältere bleiben stehen und schauen, ein Rennradfahrer bremst extra ab.

Heiner Beuttler hält die Schafe in Hoheneck, direkt am Neckar, als Nutztiere. Allerdings mit Herz und Verstand. „Ich betreibe keine Hochleistungszucht“, so der 74-Jährige. Umso mehr kann er stolz darauf sein, was er dieses Jahr genüsslich beobachten kann. Fünf seiner Schafe haben, was an sich schon selten genug ist, Drillinge bekommen. Zusammen mit allen anderen haben seine 14 Schafe 30 Lämmer zur Welt gebracht.

Auch für den Hohenecker eine riesige Überraschung. Woran das liegt? Weil er die Tiere im Vorjahr geschont hat? Man weiß es nicht. Zumindest hat der Bock, den er vor fünf Monaten für die Besamung ausgeliehen hat, ganze Arbeit gemacht. Dabei hat sich der Bock, vielleicht weil ihn die Schafsdamen zu sehr verwirrt haben, in anderer Hinsicht ziemlich ungeschickt angestellt: Er fiel rücklings ins Wasser. Vor lauter Schreck schwamm er auf die andere Uferseite des Neckars. „Normalerweise fällt kein Schaf und auch kein Bock rein“, so Beuttler. Der setzte sich mit zwei anderen ans Steuer, fuhr schnell mit dem Auto auf die andere Uferseite. Angeseilt ging es ans Wasser, zu dritt zogen sie ihn heraus.

Dass Drillinge selten sind, dies auch für die Tiere ein Problem sein kann, hat zwei einfache Gründe: Die Mutterschafe haben nur zwei Zitzen. Wer stärker ist, drängt sich vor, das dritte Lämmchen muss warten. Und hartnäckig sein: Damit es später noch an die Milchquelle ran darf. Manche Schäfer schieben solche Lämmer gleich von Anfang an anderen Schafen unter, die nur ein Lamm haben.

Alle Drillinge in Hoheneck sind wohlauf, sagt Beutler. Zumindest fast alle, räumt er ein. Und erzählt, dass es leider zwei nicht geschafft haben. Eines war schon von Anfang an sehr schwach und starb, das andere – ein weibliches Lämmchen – wurde immer wieder von den zwei stärkeren Brüdern weggedrängt. Je mehr das recht kleine Kilber, wie man zu den weiblichen Jungtieren sagt, quengelte, um so mehr saugten sich die zwei Starken an der Zitze fest.

Beuttler und seine Frau nahmen das kleine Lamm mit nach Hause, versuchten es mit Fläschchen hochzupäppeln, sorgten sich um sein Überleben. Doch es half alles nichts. Eine Infektion kam dazu, auch der Tierarzt konnte nicht mehr helfen. Am Ende starb es ihnen unter den Händen weg.

„Statistisch gesehen sind wir gut“, so der Hobby-Schafhalter. Oft sterben in Herden bis zu 15 Prozent, bei Drillingen sind die Kleinen noch mehr gefährdet. Auf der Weide am Neckar springen sie aber alle fröhlich umher, „sie machen richtige Freudensätze“, erzählt Beuttler. Beobachten kann man, wie sie stets in der Nähe der Mutter bleiben.

Nach der Geburt kommen die Kleinen für die ersten Stunden zur Mutter, im Stall werden jeweils eigene Mutter-Kind-Gruppen eingerichtet. Da bekommen sie Lämmchen die Biestmilch ab, die besonders nahrhaft ist. Auch jetzt kann man auf der Weide gut erkennen, wer zusammengehört. Die Drillinge hocken oft eng aufeinander, beschnuppern sich. Dann wieder laufen sie herum, als ob sie die Gegend erkunden wollen.

Das macht Sinn, zumal ihr Leben kurz ist. Bei vielen Züchtern sind sie oft nur drei oder vier Monate alt, wenn sie zum Schlachter kommen. In Hoheneck lässt man sie sechs Monate, manchmal auch bis zu acht Monaten. „Es ist eine regionale, umweltfreundliche Sache, die Tiere werden nicht durch halb Europa gekarrt“, so Beuttler. Immer jeweils vier erhält der Schlachter in Neckarweihingen, auf den Speiseteller kommen sie in der Hohenecker „Krone“. Zwei bis drei Kräftige wählt er aus, um sie großzuziehen.

Seit 16 Jahren hat Beuttler seine Schafe, später kamen Schweine dazu. Die hält er nicht mehr, weil deren Schlachtung ihm und seiner Frau zu nahe ging. Die Schweine, sagt er, waren so anhänglich, die sind ihnen immer vertrauensvoll hinterher gelaufen. Auch dann, als es zum Schlachtbetrieb ging. Auch bei den Lämmern ist es nicht immer leicht, aber: Er geht mit, begleitet die Tiere bis zum Schluss. Dort haben sie weniger Stress, als wenn Hunde in die Weide einbrechen. Schon fünf bis sechs Mal, so Beuttler, haben Hunde die Tiere angefallen. Zwei wurden totgebissen, die anderen musste er, weil stark verletzt, zur Notschlachtung geben.

So langsam sucht der 74-Jährige einen Nachfolger, der die Tiere übernimmt. Arbeit gibt es natürlich: Zäune stecken, Futter beschaffen, Scheren, Klauen schneiden, bei der Geburt helfen. Auch diesmal musste er nachts mit der Taschenlampe raus, um Geburtshilfe zu leisten.

Eines der Schafe ist noch trächtig. Beuttler rechnet nach. Bis zum 15. April müsste der Geburtstermin sein. Vielleicht gibt es nochmals Drillinge?

„Normalerweise fällt kein Schaf ins Wasser.“

Heiner Beuttler
Hobby-Schafhalter