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Kranke Bäume
Spektakulärer Einsatz im Himmel über Hoheneck

Links die Gebäude des Klosters, rechts der Hubschrauber, der über dem Hang steht.
Links die Gebäude des Klosters, rechts der Hubschrauber, der über dem Hang steht.
Der Hubschrauber holt die abgesägten Stämme aus dem Steilhang.Fotos: Holm Wolschendorf
Der Hubschrauber holt die abgesägten Stämme aus dem Steilhang. Foto: Holm Wolschendorf
Erstmals sind gestern aus dem Ludwigsburger Neckarhang Baumstämme mit einem Hubschrauber abtransportiert worden. Der Einsatz erfordert von den Forstarbeitern absolute Konzentration. Jeder Handgriff muss sitzen.

Hoheneck. Normalerweise ist das Kloster St. Josef in Hoheneck ein ruhiger Ort. Normalerweise. Gestern wurden der Klostergarten und der Steilhang, der hinunter zum Neckar führt, zu einem Ort spektakulärer Baumfällarbeiten. So etwas hat es in Ludwigsburg zuvor noch nie gegeben.

Schon vormittags rattert ein Hubschrauber über dem Kloster. Pausenlos pendelt er zwischen dem bewaldeten Steilhang und dem Klostergarten hin und her. Der Lärm ist ohrenbetäubend. An dem Hubschrauber hängt ein langes Seil. Mit diesem werden die mehrere Hundert Kilo schweren Baumstämme aus dem Neckarhang geholt und im Klostergarten abgeladen. Der Hubschrauber bleibt dabei immer in der Luft.

„Die Bäume, die wir fällen, sind nicht mehr stand- und bruchsicher“, sagt Marcel Hoch. Der 27-jährige Geschäftsführer des gleichnamigen Forstunternehmens aus Rottenburg leitet den Einsatz. Konkret geht es um gut 70 Eschen – allesamt Opfer des Eschentriebsterbens. Ihr Standort am Steilhang macht die Fällarbeiten besonders anspruchsvoll, erklärt Hoch. Erschwert werden die Fällarbeiten zusätzlich noch dadurch, dass oben am Hang die Klostermauer und unten Wohnhäuser stehen. Die gefällten Bäume mit Seilwinden oder Forstfahrzeugen rauszuholen, sei dadurch praktisch unmöglich. „Der Einsatz eines Hubschraubers ist am wirtschaftlichsten“, sagt Marcel Hoch.

Da solche Einsätze in Baden-Württemberg bisher eher selten sind, haben die Forstunternehmen keine eigenen Hubschrauber. In Hoheneck fliegt daher eine Firma aus Österreich.

Dass im Cockpit Profis sitzen, kann jeder sehen, der den Einsatz von der Ruine Hoheneck aus beobachtet. Jeder Flug zwischen Abladeort und Hang dauert nur wenige Augenblicke. Ehe man sich versieht, ist der Hubschrauber schon wieder zurück und steht über dem Steilhang in der Luft.

Unten in den Bäumen sitzen Forstarbeiter mit professioneller Kletterausrüstung. Zuerst befestigten sie das Seil des Hubschraubers im Baum. Erst dann wird gesägt. So werden die bis zu 100 Jahre alten Bäume Stück für Stück aus dem Hang geflogen. Bei den allergrößten muss der Hubschrauber zehn Mal kommen. Denn er kann jeweils „nur“ etwa eine Tonne Holz mitnehmen. Besonders kurios sieht es aus, wenn die verästelten Baumkronen abtransportiert werden. Fast schon majestätisch schweben sie durch den strahlend blauen Himmel über Hoheneck.

Ungefährlich ist der Einsatz natürlich nicht. Alles hängt von der perfekten Organisation und der Kommunikation zwischen den Männern in den Bäumen und dem Piloten ab. Über Funk stehen sie in permanentem Kontakt miteinander, erklärt Hoch. Trotzdem könnten Baumstämme herunterfallen. Daher ist der Einsatzort weiträumig abgesperrt.

Durch den Luftwirbel, den die Rotorblätter verursachen, werden die Baumkronen unten heftig durchgeschüttelt. „Es besteht immer die Gefahr, dass Äste runterbrechen“, erklärt Hoch. Die Forstarbeiter im Wald müssen also immer auf der Hut sein.

Für einen reibungslosen Ablauf sorgt außerdem die Vorarbeit. Bereits in der vergangenen Woche war das Team von Marcel Hoch im Hohenecker Wäldchen und hat den Einsatz vorbereitet. Alle Bäume wurden durchnummeriert. Außerdem wurden die Seile für den Abtransport schon an den Stämmen befestigt.

Die Verantwortlichen des Klosters waren zu Beginn übrigens nicht begeistert von der Hubschrauber-Methode, erzählt der studierte Forstwirtschaftler. Trotz der Kosten – eine mittlere fünftstellige Summe, genauer will Marcel Hoch nicht werden – sei der Einsatz mit dem Hubschrauber aber am preiswertesten. Und auch am schnellsten. Schon heute wollen Hoch und das Hubschrauberunternehmen die spektakuläre Aktion am Hohenecker Kloster beenden.