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Corona
Sportvereine fürchten Lockdown

In den Sporthallen sollten eigentlich Kinder und Jugendliche toben, jetzt droht aber der dritte Lockdown. Foto: stock.adobe/benschoenewille
In den Sporthallen sollten eigentlich Kinder und Jugendliche toben, jetzt droht aber der dritte Lockdown. Foto: stock.adobe/benschoenewille
Schon jetzt verschärfte Maßnahmen bei Training und Spielen – Viele Vereine beklagen starken Mitgliederverlust

Ludwigsburg. Nach dem zweiten Lockdown für den Sport im Frühling bahnt sich jetzt der dritte an. Der SV Poppenweiler verabschiedet das Kinderturnen in eine frühzeitige Winterpause. Auch der Handballbezirk Enz-Murr stellt den Spielbetrieb von E- und F-Jugend vorläufig ein. Davon betroffen ist auch der Handball Ludwigsburg.

Die Handballabteilung aus Eglosheim, Pflugfelden und Oßweil unter der Leitung von Vorstand Dirk Reyle befürchtet, dass es wieder zum vollständigen Lockdown für den Spielbetrieb komme. Aber sie würden alles tun, was möglich ist, um das zu verhindern. Die Mannschaften halten sich immer an die aktuell gültigen Coronaauflagen, sagt Reyle. Im Training gilt 2G bei Erwachsenen, Jugendliche, die in der Schule getestet werden, dürfen auch weiterhin teilnehmen. Bei den Spielen ist es komplizierter. Für Zuschauer gilt 2Gplus, die am Spielbetrieb beteiligten Personen wie Schiedsrichter, Spieler und Trainer können mit 2G teilnehmen. „Bei den aktiven Mannschaften sind 100 Prozent der Personen geimpft oder genesen“, erzählt Reyle. Alle Erwachsenen können also am Spielbetrieb teilnehmen.

Der Handball an sich wurde diese Saison generell weitestgehend verschont von Corona. „Wir hatten 130 angesetzte Spiele seit September, davon ist nur eines ausgefallen.“ Auch an Spielern mangle es den Mannschaften nicht, im Gegenteil: Vor allem im Jugendbereich haben nach dem ersten Lockdown auch neue Spieler angefangen, so Reyle. „Die Jugendlichen haben den Sport gesucht.“ Nur in einer Sache musste man einbüßen: Am vergangenen Wochenende fand das erste Mal der Spielbetrieb unter 2Gplus statt, die Unterstützung von der Tribüne sei mäßig gewesen.

Hoffen, dass der Spielbetrieb bleibt

Auch für Daniela von Linck, die Vorsitzende des RKV Neckarweihingen, sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis alles wieder geschlossen wird. „Ich persönlich hoffe, dass der Spielbetrieb erhalten bleibt“, erzählt sie. Für die Kinder und Jugendlichen wäre es furchtbar, von Linck lobt aber den Einsatz der Trainer, die trotz der steigenden Zahlen weiter das Training durchführen. Im Bezug auf die Mitglieder wurde der Gesamtverein aus Neckarweihingen nicht so verschont wie der HB. „Wir haben Abteilungen, in denen der Großteil der Kinder und Jugendlichen weggebrochen ist“, schildert von Linck. Für sie ist das aus gesellschaftlicher Sicht eine Katastrophe. Selbst die leistungsorientierten Sportler durften lange Zeit nicht in die Hallen.

Größere Vereine haben mehr Möglichkeiten. So zum Beispiel beim MTV Ludwigsburg. Bei über 50 Abteilungen durften die Spitzensportler, wie Karateka, Turner oder Volleyballer, hier auch während der vergangenen Lockdowns weitertrainieren. Julia Stern, die die Öffentlichkeitsarbeit leitet, erklärt, dass der Breitensportverein selbst schon Anpassungen und eigene Vorsichtsmaßnahmen getroffen hat. So ist für den ärztlichen Reha-Sport beim MTV ein 3G-Nachweis nötig, Reha darf bisher ohne jeglichen Nachweis stattfinden. Auch manche Gruppen und Kurse, die keinen Wettkampfbetrieb haben, sind auf freiwilliger Basis ins Onlinetraining umgestiegen. „Alle unsere Veranstaltungen werden unter der eigenen 6G-Regel durchgeführt: Geimpft, getestet, genesen, gelenkig, gesund und glücklich“, so Stern.

Der MTV habe schon einzelne Spiele und Trainingseinheiten absagen müssen, da ein positiver Coronabefund innerhalb einer Mannschaft vorlag. „Die dreimonatige Schließung im ersten Lockdown und noch viel mehr die siebenmonatige Schließung im zweiten Lockdown haben uns natürlich schwer getroffen“, berichtet Julia Stern. Wo sonst Hunderte Menschen im Bewegungszentrum toben, war klaffende Leere in den Hallen. Auch sie stellt die Übungsleiterinnen und Übungsleiter in den Vordergrund, die dafür gesorgt haben, dass die Kinder und Jugendlichen trotz des Lockdowns noch online mit Aktivitäten versorgt worden sind. Trotzdem hat der MTV seit Beginn der Pandemie im Januar 2020 fast 1000 Mitglieder verloren. „Wer meldet sich schon in einem Sportverein an, wenn dauerhaft die Angst einer erneuten Schließung mitschwingt?“, so Stern.

Die Sportvereine sind sich einig: Ein erneuter Lockdown für den Sport wäre dramatisch und würde an den Vereinen und Abteilungen nicht spurlos vorbeiziehen. Die Kinder und Jugendlichen brauchen den Sport in der Coronazeit umso mehr, sagen die Vereine. Aber wenn die Coronaverordnung des Landes den Spiel- und Trainingsbetrieb schließt, sind die Vereine machtlos und müssen die Hallen und Plätze wieder räumen.