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Verwaltungsarbeit
Stadträte fordern schnelle Digitalisierung

Egal ob Schule, Verwaltung oder Beruf, die Digitalisierung schreitet in der Coronakrise in vielen Lebensbereichen voran. Gerade bei den Dienstleistungen von Verwaltungen gibt es dabei aber auch Probleme. Archivfoto:, stock.adobe.com
Egal ob Schule, Verwaltung oder Beruf, die Digitalisierung schreitet in der Coronakrise in vielen Lebensbereichen voran. Gerade bei den Dienstleistungen von Verwaltungen gibt es dabei aber auch Probleme. Foto: , stock.adobe.com
Dass Politik und Verwaltungen die Digitalisierung in Deutschland verschlafen haben, dürfte mit der Coronakrise jedem klar geworden sein. Doch der Druck für Veränderungen steigt. Die Freien Wähler haben jetzt erreicht, dass in Ludwigsburg regelmäßig über Fortschritte berichtet wird. Im Fokus stehen dabei die Digitalisierung der Verwaltung und der Schulen.

Ein digitales Bürgerbüro, digitale Bauanträge oder elektronische Personalakten – technisch ist heutzutage viel möglich. Allerdings hapert es in Deutschland mit der Umsetzung. „Corona hat dramatisch aufgezeigt, wie rudimentär die Strukturen in Deutschland entwickelt sind“, sagte unlängst Stadtrat Florian Lutz (Freie Wähler) im Wirtschaftsausschuss. Seine Fraktion war es auch, die vor wenigen Wochen einen Antrag zur digitalen Verwaltungsarbeit gestellt hat. Und in Anbetracht der Coronakrise wurde der auch prompt zur Diskussion gestellt.

Die Freien Wähler fordern, dass die Verwaltung regelmäßig darüber berichtet, wie sie die Digitalisierung vorantreibt. In den Augen von Lutz und seinen Ratskollegen gibt es bei diesem Thema in Ludwigsburg noch viel zu tun. Etwa bei der systematischen Erfassung der Arbeitszeit der städtischen Mitarbeiter oder bei der Einrichtung moderner Arbeitsplätze, die von mehreren Mitarbeitern genutzt werden können – sogenannte Shared Workspaces. So ließen sich Büros – etwa für Teilzeitkräfte – einsparen, weil mehrere Mitarbeiter gemeinsam einen Arbeitsplatz nutzen. Die Verwaltung sollte auch die Möglichkeit fördern, vom Homeoffice aus zu arbeiten. Die Digitalisierung müsse in der Stadtverwaltung gelebt werden und bei jedem einzelnen Mitarbeiter ankommen. Auch das Bauwesen müsse komplett digitalisiert werden, so Lutz. „Seien Sie mutig und gehen sie die Themen an.“

Dies gelte auch für das digitale Lernen an Schulen. Es müsse gesichert werden, dass in Ludwigsburg alle Schüler mit einem Computer oder Tablet ausgerüstet sind (Infobox unten). Noch wichtiger sei aber: „Die Lehrkräfte müssen sich mit den Geräten besser auskennen als die Schüler und nicht andersherum.“

In den anderen Fraktionen wurden die Anregungen der Freien Wähler gerne aufgenommen. Ulrich Bauer (Grüne) erwartet sich von der Digitalisierung eine Effizienzdividende. Mittelfristig könnten 30 Prozent der Arbeitsplätze (gemeint sind Büroräume und Schreibtische) eingespart werden. Er spricht sich für eine abteilungsübergreifende Umsetzung anstatt für Insellösungen aus. Dafür sei eine schlagkräftige IT-Abteilung notwendig.

Klaus Herrmann (CDU) rechnet mit einem großen Schub für die Digitalisierung durch die Corornakrise. Wichtig sei dabei, die Bürgerfreundlichkeit aller Angebote im Auge zu behalten. Herrmann kritisiert, dass Stadt und Land die Zuständigkeit für die Ausstattung der Schulen hin- und herschieben. „Am Ende sind es eh Steuergelder.“

Die SPD setzt vor allem darauf, dass die Digitalisierung den Kontakt mit den Bürgern verbessert. Bisher gebe es im Bereich der Bürgerdienste nur sehr wenige Onlineangebote, bemängelte SPD-Stadtrat Daniel O‘Sullivan. Man dürfte bei aller Euphorie aber auch nicht vergessen: „Nicht alle Menschen kommen mit der Technik zurecht.“ Es müsse immer die Möglichkeit für persönlichen Kontakt geben.

Die SPD ist zudem bereit, für die Ausstattung von Schulen und Schülern städtisches Geld zur Verfügung zu stellen. Am Ende müssten Schulen und Lehrer aber auch mit dem technischen Equipment umgehen können.

Sebastian Haag (FDP) versichert, dass die Digitalisierung vom jetzt notwendigen Sparkurs in der Stadt verschont bleibe. Und Hayrettin Dogan (Bündnis der Vielfalt) ist wichtig, dass bei der Digitalisierung auch externe Firmen zur Beratung hinzugezogen werden.

Oberbürgermeister Matthias Knecht sieht es wie die Freien Wähler: „In der Krise haben wir ganz klare Mängel gesehen.“ Oliver Altmann, der im Rathaus das Team Digitalisierung leitet, erläuterte in der Sitzung, dass die Stadt nicht erst seit der Coronakrise daran arbeite, ihre digitalen Dienstleistungen voranzutreiben. Doch die Pandemie habe nochmals gezeigt, dass die Verwaltung ihr Engagement verstärken müsse. Bei der Gelegenheit präsentierte Altmann gleich, an welchen Projekten die Stadt derzeit arbeitet und welche weiteren Schritte vorgesehen sind (Infobox rechts).

Laut Altmann soll den Stadträten nun regelmäßig ein Bericht über die Fortschritte bei der Digitalisierung vorgelegt werden. Der erste ist für diesen Herbst geplant.

Und auch in der jetzt anstehenden Haushaltsklausur, so Oberbürgermeister Matthias Knecht, sollen die Digitalisierung und die mit ihr verbundenen Kosten auf die Tagesordnung.

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„Seien Sie mutig und gehen sie die Themen an.“

Florian Lutz
Stadtrat (Freie Wähler)