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Luftqualität
Stickstoffbelastung in der Ludwigsburger Schlossstraße: Bringt Pförtnerampel bessere Luft?

Wenn alles gut läuft, fährt der Rettungswagen auf der Busspur gut vorbei. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Wenn alles gut läuft, fährt der Rettungswagen auf der Busspur gut vorbei. Foto: Holm Wolschendorf
Die Ludwigsburger Schlossstraße ist die einzige Stelle in Baden-Württemberg, an der der Grenzwert von Stickstoffdioxid noch immer überschritten wird. Die Stadt möchte dem mit Pförtnerampeln vor Eglosheim entgegenwirken. Gleichzeitig macht sie aber auch deutlich: „Wir kriegen die B27 nur mit dem Land zusammen entschärft.“

Ludwigsburg. Vor etwa einem halben Jahr sind entlang der Schlossstraße die grauen Luftfiltersäulen aufgestellt worden. Seit dem Sommer 2020 gilt dort außerdem Tempo 40. Und trotzdem: Obwohl die Stickstoffdioxid-Konzentration an der Messstelle Schlossstraße von 47 Mikrogramm im Jahr 2020 auf 44 Mikrogramm gesenkt werden konnte, liegt sie noch immer über dem Grenzwert (40 Mikrogramm). Damit ist die Schlossstraße die einzige Stelle im Land, an der der Grenzwert noch immer überschritten wird. Begeistert ist Mathias Knobloch, der Verkehrsexperte im Ludwigsburger Rathaus, davon nicht. Er sagt aber auch: Die Stadt tue schon viel. „Das Problem ist der Durchgangsverkehr.“

Durchfahrt nach Stuttgart soll unattraktiver gemacht werden

Statt über die Autobahn und die B10 wählten viele Menschen, die nach Stuttgart wollen, die Fahrt über die B27 durch Ludwigsburg. Die Durchfahrt soll künftig unattraktiver gemacht werden. Mithilfe von Pförtnerampeln vor Eglosheim möchte die Stadt die Zufahrt nach Ludwigsburg zu bestimmten Zeiten drosseln, so Knobloch. Das sei nicht einfach, schließlich möchte man auch einen Rückstau bis nach Bietigheim verhindern. „Schön wäre eine dynamische Drosselung“, sagt Mathias Knobloch. Das würde bedeuten, dass die Ampeln automatisch weniger Fahrzeuge durchlassen, wenn die Werte in der Schlossstraße zu hoch werden. Doch das ist laut Knobloch nicht möglich. „Wir haben zwar intelligente Ampeln, aber so intelligent sind sie dann doch nicht.“ Was es auf jeden Fall zu vermeiden gelte, sei Stau innerhalb der Stadt. „Wenn, dann pförtnern wir vor Eglosheim“, so Knobloch.

Luftfilter könnten leistungsfähiger eingestellt werden

Eine weitere Möglichkeit sei, die Leistungsfähigkeit der Luftfiltersäulen zu erhöhen. Die bestehenden Luftfilter könnten noch höher eingestellt werden als aktuell, so Knobloch. Dann wären sie leistungsfähiger, aber auch lauter. Zu laut? Das müsste man noch testen. Es gelte auch herauszufinden, was die Luftfilter tatsächlich bringen. Sie wurden im Juni 2021 aufgestellt und zum Großteil vom Land finanziert. Ob tatsächlich die Geräte die Verbesserung der Luftqualität verursacht haben oder doch andere Maßnahmen, ist unklar.

Laut Verkehrsministerium erarbeitet das Regierungspräsidium Stuttgart einen fortgeschriebenen Luftreinhalteplan für Ludwigsburg. Weder Stadt noch Regierungspräsidium geben auf Nachfrage unserer Zeitung genauere Informationen dazu, welche Maßnahmen in diesem festgehalten werden. Der Entwurf werde aktuell noch mit der Stadt und dem Verkehrsministerium abgestimmt, heißt es aus dem Regierungspräsidium. Dann habe die Öffentlichkeit die Möglichkeit, den Plan einzusehen und Stellung dazu zu beziehen.

Verkehrsplanerisch ergibt Tempo 30 auf der Schlossstraße keinen Sinn

Tempo 30 auf der Schlossstraße sei aber kein Bestandteil der Fortschreibung des Luftreinhalteplans, so Mathias Knobloch. Das ergebe verkehrsplanerisch keinen Sinn. Wegen des Lärmaktionsplans gilt bereits in den Nebenstraßen Tempo 30. Wenn nun auch auf der Schlossstraße das Tempolimit noch verstärkt werden würde, gebe es für viele Autofahrer keinen Grund mehr, die Nebenstraßen zu meiden, so Knobloch.

Die Stadt arbeite weiter daran, die Fahrradwege zu verbessern, die Busbeschleunigung auszubauen und die E-Mobilität voranzubringen. Auch das trage dazu bei, dass weniger Schadstoffe in der Luft sind, so Knobloch. Trotzdem: Viel mehr könne die Stadt nicht machen. „Mit den städtischen Maßnahmen kommen wir an unsere Grenzen“, sagt er. Deshalb habe man dem Verkehrsministerium bereits rückgemeldet, dass ein regionaler Ansatz wichtig sei. Eine bessere Luftqualität sei nur mit einer Entschärfung der B27 erreichbar. „Und das kriegen wir nur mit dem Land zusammen hin“, so Knobloch.

Ludwigsburger Landtagsabgeordnete: Land unterstützt die Stadt bei Verbesserung der Luftqualität

Das Land unterstütze die Stadt etwa mit der Einführung intelligenter Verkehrsführungen und den installierten Luftfiltern, so die Ludwigsburger Landtagsabgeordnete Silke Gericke in einer Pressemitteilung. „Als verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion und Ansprechpartnerin zum Thema Luftreinhaltung stehe ich auch im regelmäßigen Austausch mit der Stadtverwaltung Ludwigsburg, welche Maßnahmen eventuell noch zusätzlich infrage kommen können“, so Gericke. Ziel sei es, die Schadstoffe in der Luft an den neuralgischen Stellen kontinuierlich zu reduzieren und Fahrverbote in Ludwigsburg weiterhin zu vermeiden.