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Luftqualität
Stuttgart hofft auf Ludwigsburger Feinstaubfresser

Jede technische Lösung soll im Kampf gegen Feinstaub eine Chance erhalten, meint das Verkehrsministerium. Jetzt sollen die Feinstaubfresser des Ludwigsburger Herstellers Mann + Hummel für bessere Luftqualität in Stuttgart sorgen.

Stuttgart/Ludwigsburg. Nach Auskunft des Verkehrsministeriums stammt nur ein geringer Teil des von Kraftfahrzeugen verursachten Feinstaubs aus den Auspuffen, der Rest von Reifen- und Bremsabrieb. „Man sollte nichts unversucht lassen, um das Ziel zu erreichen, die EU-Grenzwerte einzuhalten“, sagte ein Ministeriumssprecher. Der EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel darf an nicht mehr als 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Das ist in diesem Jahr nach derzeitigem Stand bis Ende Mai an 20 Tagen am Neckartor geschehen.

Mann + Hummel, nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Filtertechnologie, hat seit dem vergangenen Sommer sogenannte Feinstaubfresser in der Region Stuttgart im Einsatz. Dazu wurden wie bereits berichtet mehrere Testfahrzeuge mit Bremsstaubfiltern, Feinstaubpartikelfiltern für die Umgebungsluft und Innenraumfiltern für Feinstaub und Stickoxide ausgerüstet. Das vorläufige Ergebnis: Feinstaub- und Bremsstaubpartikel werden zu 80 Prozent aus der Luft gefiltert. Das Forschungsprojekt wurde schon mit dem Industriepreis 2018 ausgezeichnet.

„Spitzenbelastung reduzieren“

Kai Knickmann, Geschäftsführer Erstausrüstung bei Mann + Hummel, erklärte: „Mit unserem Projekt Feinstaubfresser wollen wir mit stationären und mobilen Filtern zur Reduzierung der Feinstaubbelastung in Städten beitragen. Am Neckartor sollen unsere Feinstaubpartikelfilter helfen, die Spitzenbelastung zu reduzieren. Bei einem erfolgreichen Verlauf des Pilotprojekts können wir die Luftqualität auch an anderen hochbelasteten Orten verbessern.“

Das Ludwigsburger Unternehmen kooperiert unter anderem auch mit der Deutschen Post: Einige Tausend elektrisch betriebene Street-Scooter werden mit Ludwigsburger Technologie ausgerüstet, um die Lieferwagen zum ersten emissionsneutralen Lieferfahrzeug der Welt zu machen. Mann + Hummel hat in Ludwigsburg auch eine Mooswand an der Friedenskirche aufgestellt, um Technologie zur Bekämpfung der Feinstaubbelastung zu erforschen.

Bislang wurde in Stuttgart gegen die Luftbelastung an einer der dreckigsten Straßenkreuzungen Deutschlands mit Kehrmaschinen und Mooswänden vorgegangen. Nach Gerichtsurteilen drohen Fahrverbote, wie sie gestern in Hamburg bundesweit erstmals in Kraft traten: Auf Abschnitten zweier besonders belasteter Straßen im Bezirk Altona dürfen jetzt keine Fahrzeuge mehr fahren, die nicht der Euro-6-Norm entsprechen.

Solche Fahrverbote will Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Stuttgart vermeiden. „Ich hoffe, dass ich sie verhindern kann.“ Es werde viel Geld ausgegeben, um solche Schritte abzuwenden, sagte er in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. (red/lsw)