1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

kinderbetreuung
Südstadt bekommt eine neue Kita

Neue Heimat für 50 Kinder: Die Stadtvilla in der Salonallee soll saniert und ausgebaut werden.Foto: Holm Wolschendorf
Neue Heimat für 50 Kinder: Die Stadtvilla in der Salonallee soll saniert und ausgebaut werden. Foto: Holm Wolschendorf
Bedenken wegen Lärm, Verkehr und Parkdruck: Es bedurfte der Beantwortung vieler Fragen rund um die Kita Early Bird in der Südstadt, dann jedoch platzte der Knoten. Stimmt der Gemeinderat zu, soll die private Kita mit 50 Plätzen 2020 in der Salonallee öffnen.

Ludwigsburg. Heinrich von Kleist hätte seine helle Freude gehabt – hat er doch mit seiner Novelle „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ vor rund 200 Jahren sozusagen die Vorlage gegeben für das, was am Mittwoch im Sozialausschuss passierte: Die Stadträte und Anwohner bekamen erstmals offene Informationen über die geplante Kita Early Bird in der Salonallee, die ihren Widerstand nicht dahinschmelzen, aber nach einer habhaften Diskussion in ein Ja zur privaten Kita münden ließ. Mit 8:2 Jastimmen bei zwei Enthaltungen empfiehlt der Bauausschuss dem Gemeinderat am 3. Juli die Einrichtung der Kita.

Zuvor hatten mehrere Fraktionen verkündet, der Ansiedlung von Early Bird mit der Pädagogischen Kinderförderungsgesellschaft mbH in der Südstadt nicht oder nur teilweise zustimmen zu können. Die Befürchtung, die bilinguale Kita (Englisch) werde zwar auf Ludwigsburger Gemarkung stehen, aber keine Ludwigsburger Kinder aufnehmen, machte ebenso Bauchschmerzen wie die Frage des zusätzlichen Verkehrs und fehlender Parkplätze in dem verkehrsgeplagten Viertel in direkter Nähe zu Wüstenrot.

Die Kita muss gerade einmal drei Parkplätze vorweisen – zu wenig mitten im Wohngebiet, findet Marc Benseler. Gerade bei Kleinkindern müssten Eltern parken, um ihre Kinder zu holen oder zu bringen. „Das ist keine Sache von fünf Minuten.“ Es sei auch im Interesse der Eltern, vor dem Gebäude eine Kita-Parkzone einzurichten. Als direkter Anwohner klagt er gegen den Bauantrag, mit der Initiative Südstadt fordert er Lärmschutz wegen der B.27 und des Kita-Außenbereichs. Das Viertel und die Salonallee mit direkter Nähe zu Wüstenrot sei einer der „am stärksten lärm- und dreckbelasteten Orte Ludwigsburgs“ mit einem immensen Parkdruck, sagt er.

Auch ein Verkehrskonzept vermisst die Initiative laut Benseler. Eine Verkehrsberuhigung der Anliegerstraße mit Hindernissen, neuer Verkehrsregelung und vor allem Kontrollen für die illegalen Raser seien unabdingbar. „Wir möchten ein Verkehrskonzept, bevor wir zustimmen“, sagte auch Grünen-Rat Andreas Kasdorf im Ausschuss. Mit 30 U3-Kindern und 20 Ü3-Kindern würden zwischen 7.30 und 17.30 Uhr „viele mit dem Auto gebracht“, auch die Kosten seien sehr hoch. Die Stadt unterstützt die Kita jährlich mit rund 550.000 Euro Betriebskosten, die FAG-Mittel von rund 500.000 Euro fließen erst 2022. Hinzu kommen 1,1 Millionen Euro für Kauf und Bauinvestitionen. Das Geld komme den Eltern zugute, sagte der Geschäftsführer der Kinderförderungsgesellschaft, Marcus Müller. Statt den üblichen 740 Euro pro Kind und Monat ruft Early Bird in Ludwigsburg für den zehnstündigen Ganztag 560 Euro (U3) beziehungsweise 445 Euro für Ü3 auf.

Für weiteren Frieden sorgte die Auskunft von Fachbereichsleiterin Bildung und Familie, Renate Schmetz, dass es sich keineswegs um eine Kita für Wüstenrot-Mitarbeiter handele, die nicht in Ludwigsburg wohnten. SPD, Freie Wähler und die FDP hatten ihre Zustimmung daran geknüpft. „Ludwigsburger Kinder werden zuerst bedacht“, versicherte Schmetz, das Aufnahmeverfahren gehe „nach unseren Standards“. Wie Marcus Müller sagte, kämen in den anderen Early Bird Clubs in Stuttgart (3) und Leinfelden-Echterdingen mit insgesamt 170 Kindern gerade einmal fünf nicht aus dem Ort, in der sich die Kita befinde.

Im Februar war der erste Antrag von Early Bird in nicht-öffentlicher Sitzung abgelehnt worden. Geplant waren fünf reine U3-Kindergruppen, die Stadt pochte auf Ü3-Plätze, die dringender gebraucht würden für Ludwigsburg.

Die dreistöckige Stadtvilla mit rund 380 Quadratmetern soll laut Early Bird-Leiterin Annett Ewert spätestens im ersten Quartal 2020 öffnen, am Mittwoch wurde in Gesprächen mit den Anwohnern der erste Schritt gemacht. „Wir lösen das.“ Für Kasdorf galt am Ende der Kleistsche Gedanke: „Das hätte man vorher klären können“. Benseler lobt, man habe „das erste Mal konstruktiv geredet“. Jetzt müssten aber Taten folgen. Immer noch warte die verkehrsgeplagte Südstadt auf das versprochene Anwohnerparken, jetzt könnten vielleicht Verbesserungen im Verkehr erreicht werden. „Insofern wäre die Kita ein Segen für alle.“