1. Startseite
  2. Lokales
  3. Stadt Ludwigsburg
Logo

Konzert
Techno-Marathon in barocker Kulisse

350_0900_16861_COKU27_08_2017Theiss_18.jpg
Barocke Kulisse, beeindruckende Lichteffekte und DJ-Größen wie Luciano zogen rund 6000 Techno-Fans in den Schlosshof.Fotos: Ramona Theiss
350_0900_16860_coku27_08_2017Theiss_25.jpg
350_0900_16862_COku27_08_2017Theiss_21.jpg
Barocke Kulisse, beeindruckende Lichteffekte und DJ-Größen wie Luciano zogen rund 6000 Techno-Fans in den Schlosshof.Fotos: Ramona Theiss
Im Hof des Ludwigsburger Residenzschlosses legen DJ-Stars um Luciano 13 Stunden lang auf – 6000 Besucher feiern bei „Electrique Baroque“

Ludwigsburg. Auf dem „Electrique Baroque“ spielen sich eigentümliche Rituale ab. Ein junger Mann etwa sucht sich im hinteren Bereich des Schlosshofs einen der relativ wenigen Flecken, auf denen gerade keine anderen Festivalbesucher feiern. Den Rücken zur Bühne am Alten Hauptbau gewandt, blickt er mit entrücktem Lächeln auf sein Mobiltelefon, streckt den Arm aus und schießt ein Selfie. Dann wird weitergefeiert.

Ludwigsburg haftet nicht gerade der Ruf als Hochburg von House und Techno an. Mit dem „Electrique Baroque“ allerdings hat der Veranstalter, die Ludwigsburger Agentur Sonar Marketing, die Barockstadt im vergangenen Jahr auf der Weltkarte der elektronischen Musik verortet und dabei bewusst die Barockresidenz als historischen Veranstaltungsort genutzt.

Techno trifft auf ein barockes Umfeld: Dieses Konzept ging schon bei der Premiere auf, als etwa 5500 Besucher in der einstigen Residenz der Württemberger feierten. Im Vorfeld der zweiten Auflage rechnete der Veranstalter mit rund 6000 Besuchern. Diese Schätzung dürfte relativ präzise sein, wie sich am Samstagabend bei immer noch tropisch anmutenden Temperaturen zeigt.

Zu diesem Zeitpunkt haben die Techno-Jünger schon viele Stunden durchgetanzt. Die DJs legen insgesamt 13 Stunden am Stück auf, von 10 bis 23 Uhr. Wer dann noch nicht genug hat, kann im Scala bei einer Chill-out-Party weiterfeiern. Da sind Kondition oder Substanzen gefragt.

Bei den Besuchern handelt es sich in aller Regel um junge Erwachsene bis etwa 30. Viele von ihnen sehen aus, als kämen sie gerade vom Badesee oder aus dem Fitnessstudio. Andere wirken, als stünde ein Club-Besuch auf dem Programm. Viel nackte Haut ist zu sehen, viele Tätowierungen.

Auch wenn die Wurzeln der elektronischen Musik bis tief in die 70er Jahre und in Einzelfällen sogar noch weiter zurückreichen, sind House und Techno – nicht nur auf dem „Electrique Baroque“ – heutzutage vor allem bei jungen Menschen beliebt. Nur wenige ältere Semester feiern auf der rund 3500 Quadratmeter großen Tanzfläche zwischen Hauptbühne und dem Brunnen im Mittleren Schlosshof. Wenn die Techno-Senioren loslegen, dann aber nicht weniger heftig.

Das Feiern fällt dem nach „Beats per Minute“ lechzenden Publikum leicht, erweist sich das „Electrique Baroque“ doch auch bei seiner zweiten Auflage als Stelldichein der DJ-Größen. Das Programm ist beachtlich, mit dem Headliner Luciano, DJ Koze, Dominik Eulberg, Henrik Schwarz, Robag Wruhme, Marius Lehnert und dem Stuttgarter Duo Vamos Art präsentiert der Veranstalter ein beeindruckendes Staraufgebot.

Kongeniale Licht-Show

Diese zum Teil weltweit gefragten DJs sind Meister der elektronischen Klänge und wissen, wie man mehrere Tausend Menschen zum Tanzen bringt. Dabei wird der Schlosshof in einer komplett durchkommerzialisierten Atmosphäre von elektronischen Klängen erfüllt, die eine große Bandbreite an unterschiedlichen Stilrichtungen der nicht gerade facettenarmen House- und Techno-Musik abdecken. Das musikalische Feuerwerk ergänzt sich kongenial mit einer von Projektoren erzeugten Licht-Show auf den Fassaden der Barockresidenz. Sollten die historischen Gebäude, wie die Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg nach dem Ergebnis einer in Auftrag gegebenen Untersuchung versicherte, keinen Schaden von der Techno-Dröhnung nehmen und keine Klagen wegen Lärmbelästigung folgen, mag die Symbiose von Barock und Elektro als befruchtend gelten.