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Abschied
Traditionsverein ist am Ende

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Die guten Zeiten der Alten Kameraden liegen lange zurück: Vor allem in den 70er und 80er Jahren hatte der Verein immer wieder große Auftritte. Jetzt löst er sich auf.Archivfoto: LKZ
Der im Jahre 1953 gegründete Verein der Alten Kameraden löst sich auf. Das hat die Mitgliederversammlung am Mittwoch dieser Woche entschieden. Ziel der 1. Ludwigsburger Carneval-Gesellschaft war es stets, närrisches Treiben in der Barockstadt zu etablieren. Die Instrumente des Spielmanns- und Fanfarenzuges waren schon länger verklungen, einen Internetauftritt gibt es schon seit einiger Zeit nicht mehr und die Mitgliedschaft im Stadtverband Musik ist ebenfalls schon erloschen.
Ludwigsburg. Bereits bei der Mitgliederversammlung Anfang 2017 hatte sich abgezeichnet, dass der Zusammenschluss in eine Misere geraten ist. Abrechnen, aufräumen und neu starten lautete seinerzeit noch die Devise, die anwesenden 20 Mitglieder hatten sich in einem Neubeginn bestärkt, der aber dann doch ausblieb.

Bodo Meyer, der als Vorsitzender wiedergewählt wurde, bleibt jetzt nur noch die unrühmliche Aufgabe, den Verein abzuwickeln. Die anwesenden acht Mitglieder besiegelten bei der Versammlung am Mittwoch das Aus. Er habe in letzter Zeit viel durchgemacht und wolle am liebsten gar nicht mehr darüber reden, sagt Meyer gegenüber unserer Zeitung.

Die letzte Mitgliederversammlung Anfang 2017 glich bereits einem Abgesang, sie war eher eine Krisensitzung, denn es ging ums Geld. Der Verein hatte schon vor einigen Jahren in finanziellen Schwierigkeiten gesteckt. Roland Miller, der von 2008 bis 2013 Vorsitzender war, lieh den Alten Kameraden seinerzeit 20 000 Euro, um den Zusammenschluss vor der Insolvenz zu retten. Auf die Rückzahlung wartet der schwerkranke Miller heute noch.

Dass der Verein in so große Schwierigkeiten geraten ist, das führen viele vor allem auf einen Mann zurück, der den Alten Kameraden im Jahr 2016 mit viel öffentlichem Spektakel den Rücken kehrte, aber weiter in der karnevalistischen Szene Württembergs mitmischt: Tommy Manhalter. Er wollte die Alten Kameraden umkrempeln, er nannte sich Hofmarschall und irgendwann Präsident, hatte satzungsgemäß aber eigentlich nichts zu sagen. Dafür setzte sich der Strahlemann mit neu kreierten Veranstaltungen in Szene. Das Württembergfest 2011 im Schlosshof oder die Prunkgala Anfang 2014 im Forum waren aber mangels Besuchern Verlustgeschäfte.

Im Jahre 2013 wollten die Alten Kameraden beim Pferdemarkt ein großes Bierzelt errichten. Diese Aktion Manhalters wurde abgeblasen, nachdem die Stadt die Betriebsgenehmigung eingeschränkt hatte. Den Standbetrieb beim Marktplatzfest 2015 hatte Manhalter kurzerhand an eine Fremdfirma verkauft, ein Jahr später spielte der Vorstand nicht mehr mit, seither waren die Alten Kameraden nicht mehr am Marktplatzfest beteiligt.

Der Ehrenmützenträger der Alten Kameraden und Ehrenvorsitzende des Stadtverbandes Musik, Roland Schweiß, kennt den Verein seit seinen Anfängen. „Früher gab es noch Veranstaltungen mit Niveau und die Verantwortlichen haben den Laden zusammengehalten“, betont Schweiß. Doch die Zeiten haben sich geändert. Langjährige Mitglieder bedauern die Entwicklung. So auch Roland Fried und der frühere Elferrat Manfred Ganz, die gerne an die Glanzzeiten in den 70er und 80er Jahren mit großen Prunksitzungen, Teilnahmen am Rosenmontagsumzug in Mainz und internationalen Reisen zurückdenken. Fried bewirtete überdies regelmäßig die Mitglieder im Vereinsheim.

Das ist jetzt vorbei, das Inventar wird verkauft und das von der Stadt vermietete Vereinslokal in der Uferstraße geräumt. Dort ziehen bald neue Mieter ein. Die 1. Fasnetzunft der Mistelhexen, die derzeit noch im ersten Obergeschoss im selben Gebäude in der Uferstraße ihr Domizil hat, wechselt in die etwas größeren Erdgeschossräume. Im Jahr 2002 hatten die beiden Vereine die Räumlichkeiten in der Uferstraße angemietet, die Mistelhexen hatten seinerzeit 120 Mitglieder, jetzt sind es laut dem Vorsitzenden Stefan Diefenbach rund 400, es gibt also mehr Platzbedarf. „Wir wollen die Räume nach der Übergabe umfassend renovieren“, sagt Diefenbach gegenüber unserer Zeitung.