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Bauprojekte
Turnhalle wird keine Blaupause

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Die neue Turnhalle an der Hohenecker Grundschule wird gut angenommen. Nur die Tischtennisspieler wünschen sich einen Sonnenschutz, der bald angebracht werden soll. Foto: Holm Wolschendorf
Mehr Kontrolle über die Kosten bei großen Bauprojekten wünschen sich die Stadträte schon seit vielen Jahren. In dieser Woche hatte der neue externe Controller den ersten Auftritt. Sein Thema: Die neue Turnhalle in Hoheneck und die Frage nach den Vor- und Nachteilen von Generalunternehmern.

Ludwigsburg. Jetzt wollten es CDU, SPD und Freie Wähler noch einmal ganz genau wissen: Wie viel wurde beim Neubau der Turnhalle Hoheneck durch einen Generalübernehmer im Vergleich zu anderen Varianten gespart und was hätte eine aufwendige Sanierung der alten Halle gekostet?

Für die antragstellenden Fraktionen steht bereits vorher fest: Die im Februar eingeweihte Halle ist gut, vergleichsweise günstig und die Entscheidung für einen Generalübernehmer haben sie in dem Fall nicht bereut. Doch genau das soll die Stadtverwaltung jetzt im Bauausschuss zugeben – fürs Protokoll sozusagen und vielleicht auch für die Zukunft. Das brannte vor allem den Freien Wählern unter den Nägeln, auf deren Initiative die Kehrtwende von Sanierung zum Neubau zurückzuführen ist. Zur Erinnerung: Ursprünglich war eine Sanierung der alten Halle für 1,9 Millionen Euro geplant. Das städtische Hochbauamt hatte für einem Neubau Kosten in Höhe von 3 bis 3,59 Millionen Euro geschätzt. Die neue Turnhalle in Hoheneck ist kleiner als die Varianten, die die Stadt berechnet hat – tatsächlich hat sie dann für den Festpreis von 2,36 Millionen Euro ein Generalübernehmer realisiert.

Baubürgermeister Michael Ilk gab zu, dass er zunächst sehr skeptisch gewesen sei, was auch mit seinen negativen Erfahrungen mit Generalunternehmern vor seiner Zeit in Ludwigsburg zusammengehangen habe. „Ich habe mich eines Besseren belehren lassen“, gab er zu. Auch Gabriele Barnert (Hochbauamt) sagte: „Das Ergebnis kann sich sehen lassen.“ Bisher hat die Stadt beispielsweise bei der Erweiterung der Schlösslesfeldschule und der Friedensschule auf Generalunternehmer zurückgegriffen, berichtete sie. „Wir sollten überlegen, ob wir das nicht immer so machen“, forderte Andreas Rothacker (Freie Wähler) angesichts der neuen Turnhalle, während Dieter Juranek (SPD) zwar die Halle gelungen findet, generell aber skeptisch ist. „Die öffentliche Hand hat eine Vorbildfunktion, auch was die Fairness angeht.“ Der Kostendruck werde von Generalunternehmern an die Projektbeteiligten weitergegeben, so Juranek. Reinhold Noz (CDU) freute sich, dass der Generalunternehmer in Hoheneck mit lokalen Firmen zusammengearbeitet habe. Christine Knoß (Grüne) bekannte, dass ihr keine geeigneten Gebäudetypen einfallen, die sich für eine Vergabe an einen Generalunternehmer eignen: „Welches Gebäude ist denn so 08/15?“

Frank Schulze war als externer Controller erstmals im Bauausschuss des Gemeinderats zu Gast und stellte ausführlich die Vorteile von Generalunternehmern dar und erklärte auch, wo die Tücken liegen. Der Pauschalfestpreis und die frühe Kostensicherheit ist das Argument, das viele Stadträte besonders anspricht. Schulzes Rat ist, Leistungen und Terminplan so genau wie möglich zu definieren und ab einer gewissen Projektgröße einen Vertragsjuristen hinzuzuziehen. Zurücklehen können sich die Verantwortlichen im Hochbauamt auch bei der Vergabe an einen Generalunternehmer nicht, denn die Qualität müsse ständig überwacht werden. Die Flexibilität ist gering, größtes Risiko sei die Insolvenz des Generalunternehmers, so Schulze. „Die Vergabe an einen Generalunternehmer kann eine erfolgreiche Vorgehensweise zur Absicherung der Kosten und Terminziele sein.“

Eine Blaupause für alle Bauprojekte soll die Turnhalle Hoheneck dennoch nicht werden, die Stadt will von Fall zu Fall entscheiden. Denn nicht alle Projekte seien dafür geeignet. „Finger weg vom Generalunternehmer bei Projekten mit baubegleitender Planung“, sagte Schulze und nannte als prominentes Beispiel die Elbphilharmonie in Hamburg.