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Überalterung: Singende Oststadtrunde löst sich auf

Die „Singende Oststadtrunde“ bei einem ihrer Auftritte im Blühenden Barock. Foto: Andreas Becker
Die „Singende Oststadtrunde“ bei einem ihrer Auftritte im Blühenden Barock. Foto: Andreas Becker
Für die Auflösung gibt es mehrere Gründe: Einer ist die Schließung der Begegnungsstätte Ost wegen Corona-Sparmaßnahmen. Ein anderer die Überalterung der Sängerinnen und Sänger.

Ludwigsburg. Ihr letzter öffentlicher Auftritt war jüngst im Blühenden Barock, wo sie vom kleinen Stück Musik, das ein Wunder sein kann, sowie von Julischka und der alten Melodie sang. Am morgigen Donnerstag gibt sie im MC-Seniorenstift der dort lebenden langjährigen Sängerin Herta Herrmann zum 99. Geburtstag noch ein Ständchen. Wehmut schwingt dann mit, denn die „Singende Oststadtrunde“ löst sich auf.

Wie die Vorsitzende Barbara Deseife-Mitchell im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet, findet die letzte offizielle Probe des immerhin seit über 50 Jahren bestehenden Chores am 30. November statt. Die Vorsitzende nennt einen Grund für das Aus: „Wir sind weniger geworden und altersbedingt ist es nicht mehr möglich, den Chor weiterzuführen“, sagt sie und fügt hinzu: „Als ich im Jahre 2009 dazu kam, waren es über 30 Mitglieder, jetzt sind wir nur noch 13.“ Corona hatte ebenfalls indirekten Einfluss auf das bevorstehende Aus. Denn als es die Pandemie noch nicht gab, trafen sich die Sängerinnen und Sänger stets in der Seniorenbegegnungsstätte an der Oststraße, wo es im Anschluss an die nachmittägliche Probe auch immer Kaffee und Kuchen gab. „Das war für viele der Höhepunkt der Woche“, erzählt Barbara Deseife-Mitchell. Aus der Kombination von Gesang und geselligen Zusammenkünften entwickelte sich einst auch der Name „Singende Oststadtrunde“.

Einmal im Monat Kaffee gibt es weiterhin

Aufgrund von Sparmaßnahmen wegen der Coronakrise wurden die Begegnungsstätten Oststraße und Kurfürstenstraße laut Gemeinderatsbeschluss vom Sommer 2020 dauerhaft geschlossen. Was verschärfend hinzukam: Auch jegliche finanzielle Unterstützung für den Chor fiel weg. Zwar kann die Oststadtrunde seit Sommer im Beck’schen Palais an der Stuttgarter Straße proben, doch es ist nur noch ein kleiner Kreis, der hier zusammenkommt. So fiel schließlich der Entschluss, die Singende Oststadtrunde aufzulösen. Manche schließen sich jetzt laut der Vorsitzenden dem Seniorenchor im Beck’schen Palais an, außerdem wollen sich die restlichen Mitglieder einmal im Monat in einem Café treffen. Eine aktive Mitwirkung in einem der Ludwigsburger Gesangvereine kommt für die Mitglieder jedenfalls nicht infrage, denn deren Proben finden abends statt und da sind alle aufgrund ihres Alters lieber zu Hause.

So bleiben nur noch die Erinnerungen an gelebte Gemeinschaft und viele Konzerte, etwa in der Musikhalle oder in städtischen Altenheimen. Und an die Zeiten, als Herta Herrmann, die zu ihrem 99. Geburtstag ein wohlklingendes Geschenk erhält, noch aktiv dabei war. „Sie saß bei den Proben jahrelang neben meiner Partnerin Liselotte Weber und auch danach saßen wir bei Kaffee und Kuchen zusammen am Tisch“, erzählt Vorstandsmitglied Manfred Zeidler. Das war einst noch in der Oststraße und ist Vergangenheit. Der Chor will jetzt laut Beschluss das restliche Geld aus der Kasse – immerhin mehr als 2000 Euro – für einen sozialen Zweck spenden.