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Zuflucht im Kreis Ludwigsburg
Ukraine-Krieg: Ludwigsburg bereitet sich auf deutlich mehr Flüchtlinge vor

Tausende Flüchtlinge verlassen täglich die Ukraine. Viele von ihnen kommen nach Baden-Württemberg und danach in den Landkreis. In Marbach haben sich jetzt Ehren- und Hauptamliche zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, um bestmöglich helfen zu können.
Tausende Flüchtlinge verlassen täglich die Ukraine. Viele von ihnen kommen nach Baden-Württemberg und danach in den Landkreis. In Marbach haben sich jetzt Ehren- und Hauptamliche zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, um bestmöglich helfen zu können. Foto: dpa
Etwa 12000 Menschen kommen täglich aus der Ukraine nach Deutschland. In Ludwigsburg haben bisher etwa 140 Personen im Bürgerbüro vorgesprochen. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist – und trifft Vorbereitungen für eine große Zahl ukrainischer Flüchtlinge.

Ludwigsburg. „Es gibt wahnsinnig viel Engagement“, lobte die Erste Bürgermeisterin Renate Schmetz, als sie den Stadträten die Situation der Ukraine-Flüchtlinge schilderte. Viel der Hilfe in Ludwigsburg und Umgebung sei bisher privat organisiert. Doch auch die Stadtverwaltung bereite sich seit Kriegsbeginn vor. So habe eine Arbeitsgruppe unter der Federführung des Fachbereichs Gesellschaftliche Teilhabe, Soziales und Sport die Arbeit aufgenommen. „Wir können auf bewährte Strukturen zurückgreifen“, schilderte Schmetz die Lage. Es seien vorwiegend Frauen und Kinder, die Zuflucht suchen. Den Unterschied zu vorangegangenen Flüchtlingswellen erklärte Schmetz so: Durch ein Staatsabkommen sei geregelt, dass Bürger der Ukraine ohne Visum einreisen und für die Dauer von drei Monaten bleiben können. Die Ankommenden stellen einen Antrag auf Niederlassung oder Asyl, so Schmetz. Sie gehe fest davon aus, dass die Zahl der Zufluchtsuchenden in den kommenden Wochen steigen werde. Dass gezielt Busse oder Züge aus dem Osten nach Ludwigsburg transportieren sollen, sei bisher nicht vorgesehen, heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung.

Bisher sind im Rathaus 120 private Wohnraumangebote aus dem gesamten Landkreis Ludwigsburg eingegangen, was in etwa 350 Plätzen entspricht. Etwa 150 Plätze stehen in der kommunalen Anschlussunterbringung zur Verfügung. Reichen wird das vermutlich nicht.

Suche nach weiteren Unterkünften

„Wir gehen nun auch systematisch auf die Suche nach weiteren Unterkünften“, so eine Sprecherin der Stadtverwaltung. Die Kapazitäten sollen „schnellstmöglich“ aufgestockt werden. Eine Sporthalle zur Flüchtlingsunterkunft herzurichten, sei bisher nicht geplant. „Wir sind aber in der konkreten Ansprache von größeren Unterkünften wie Hotels oder größeren Wohngebäuden“, heißt es auf Nachfrage.

Die Geflüchteten können einen Antrag auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz stellen. Hierfür ist das Landratsamt Ludwigsburg zuständig, nicht die Kommunen. Die Gelder dafür kommen also nicht aus dem städtischen Haushalt. Kommen die Geflüchteten im Rahmen der kommunalen Anschlussunterbringung unter, werden die Kosten der Unterkunft über die Nutzungsgebühren der Anschlussunterkünfte abgerechnet – wie bislang auch.

Nächste Schritte: Sprachkurse und Spielgruppen

Renate Schmetz verwies auf viel Routine der Verwaltung im Umgang mit Flüchtlingskrisen. „Wir sind fast schon trainiert“, urteilte auch FW-Stadträtin Gabriele Moersch. Claus-Dieter Maier (CDU) mahnte dringend, die nächsten Schritte vorzubereiten: Sprachkurse, Spielgruppen, Aufnahme der Kinder in Kitas. Die Stadt ist im engen Austausch mit allen Trägern von Kindertageseinrichtungen. Es werden unterschiedliche Angebote vorbereitet“, heißt es dazu aus dem Rathaus. Zum einen seien Betreuungsangebote geplant, aber die Stadt suche auch Räume, in denen Eltern und Kinder sich treffen und austauschen können. Grundsätzlich sind alle Kitaplätze in Ludwigsburg belegt. Deswegen sollen „pragmatische Aufnahmemöglichkeiten“ gefunden werden. Konkret bedeute dies, dass die erlaubte Gruppengröße zeitweise überschritten werde. Dafür bedarf es allerdings der Genehmigung.

Kindgerechte Verarbeitung von Kriegsereignissen

Die Fachkräfte in den Kitas seien auf die Bedürfnisse von Kindern mit Fluchterfahrung und ohne Deutschkenntnisse gut vorbereitet, sagt Beate Bentele, Fachberaterin der evangelischen Kitas in Ludwigsburg, im Gespräch. „Es ist nicht das erste Mal, dass das Thema aufkommt.“ Auf Kinder, die kein Deutsch sprechen oder aus anderen Gründen gar nicht sprechen, sei man eingestellt.

Jede evangelische Einrichtung habe einen Fundus an Symbolen, auf die zurückgegriffen werden kann. „Wir können auch Methoden aus der Krippenarbeit übertragen.“ Das inklusive Denken zahle sich in solchen Situationen aus, so Bentele. Bei der kindgerechten Verarbeitung von Kriegsereignissen können auch ungewöhnliche Dinge wie Panzer oder Flugzeuge zum Einsatz kommen. „Wir müssen den Kindern die nötigen Spielmaterialien zur Verfügung stellen und auf diese Weise ins Gespräch kommen“, so die Fachberaterin, die auf die Kompetenzen des pädagogischen Personals setzt.