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Fitnessstudios
Verwaltungsgerichtshof weist Klage ab - Betreiber von Fitnessstudios schlagen Alarm

Die Fitnessstudios – und somit auch die Trainingsbereiche – sind aktuell geschlossen. Foto: Fxquadro - stock.adobe.com
Die Fitnessstudios – und somit auch die Trainingsbereiche – sind aktuell geschlossen. Foto: Fxquadro - stock.adobe.com
Zunächst einmal müssen Fitnessstudios weiter geschlossen bleiben –Verwaltungsgerichtshof weist Klage ab– Betreiber schlagen Alarm

Ludwigsburg. „Sie möchten die Gesundheit unserer Bevölkerung schützen. Ihr Ziel ist es, unsere Krankenhäuser vor Überlastung zu bewahren. Beides ist auch unser Anliegen. Nur dürfen wir seit Monaten nichts dazu beitragen“, heißt es in einem offenen Brief, den Dr. Frank O. Steeb, Geschäftsführer von Kieser Training Ludwigsburg und Stuttgart-Bad Cannstatt, stellvertretend für die 18 in Baden-Württemberg ansässigen Kieser-Studios an Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manne Lucha adressiert hat. Die internationale Marke Kieser Training steht für gesundheitsorientiertes Krafttraining. Trainiert werden darf dort, wie in anderen Fitnessstudios auch, aktuell nicht. Die Forderungen nach einer Öffnung der Fitnessstudios unter Einhaltung der Hygienevorschriften wird allerdings immer lauter, wie ein Rundruf in der Ludwigsburger Fitnessbranche zeigt.

„Es ist nachweislich, dass aus den Fitnessstudios nur wenige Coronafälle gemeldet wurden. Deswegen macht es natürlich Sinn, gerade die Branchen schnellstmöglich zu öffnen, die den Menschen helfen, ihr Immunsystem zu stärken“, sagt Brigitte Bagosi, Geschäftsführerin von Body Talk Fitness. „Die Hygienekonzepte sind bereits ausgearbeitet. Auch wir haben ein Lüftungssystem in unseren Räumen integriert, was zu 96 Prozent das Coronavirus abtötet.“

Auch Carmela Runza, Regionalleiterin bei MA Holding, welches unter anderem auch das Fitnessstudio clever fit in Ludwigsburg verwaltet, ist gleicher Meinung. Es sei nicht nur möglich, sondern absolut nötig, die Fitnessstudios wieder zu öffnen. „Mittlerweile ist hinlänglich bekannt, dass regelmäßige Bewegung das Immunsystem stärkt und unterstützt, beziehungsweise fehlende Bewegung uns anfälliger macht für Krankheiten. Zudem sind wir durch unsere technischen Voraussetzungen, wie zum Beispiel unsere Zutrittskontrollsysteme, sehr gut in der Lage, gesetzliche Vorgaben perfekt umzusetzen“, sagt sie. „Durch unser bewährtes Hygienekonzept konnten unsere Mitglieder schon nach dem ersten Lockdown sorglos ihr Training absolvieren und bisher ist uns kein einziger Fall bekannt, bei dem sich jemand bei uns im Training infiziert hätte. Wir sind also für eine gefahrlose Wiedereröffnung.“

Doch der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Mannheim hat den Studiobetreibern im Land den kleinen Funken Hoffnung am Montag genommen. Der VGH hat Klagen gegen die Schließung von Fitness- und Tattoostudios abgelehnt. Jeweils ein Betreiber solcher Einrichtungen hatte Klage gegen die Untersagung seines Betriebs eingelegt. Mit Beschlüssen vom Freitag seien die Eilanträge abgelehnt worden, teilte ein Sprecher des Gerichts am Montag mit. Da die Corona-Neuinfektionen pro 100000 Einwohner pro Woche bundesweit über dem Wert von 50 lägen, seien „bundesweit abgestimmte umfassende, auf eine effektive Eindämmung des Infektionsgeschehens abzielende Schutzmaßnahmen anzustreben“, begründete das Gericht die Entscheidung. Die angeordnete Schließung der Betriebe durch das Land sei Teil einer solchen bundesweiten Abstimmung. Einzelnen Betrieben eine Öffnung zu erlauben, „führe zu einem erheblichen Anstieg der Sozialkontakte und der Infektionsgefahren über die Kreisgrenzen hinweg“.

Den Fitnessstudios gehen durch den anhaltenden Lockdown die sonst umsatzstärksten Monate durch die Lappen. „Der erneute Lockdown hat nun unsere stärkste Zeit getroffen. Gerade im November und im Januar und Februar sind wir sonst sehr gut unterwegs“, sagt Bernhard Annußek von Kieser Training. Doch gerade das Neukundengeschäft, was ansonsten in diesen Zeiten boome, falle komplett weg. Das gehe an den Studios natürlich nicht spurlos vorbei. Denn langsam werden auch die ein oder anderen Mitglieder ungeduldig. „Die Mitgliederzahlen befinden sich nach wie vor im Sinkflug, da das komplette Neugeschäft fehlt. Die Kündigungszahlen sind recht konstant, nehmen aber mit jedem weiteren Monat des Lockdowns zu“, so Runza.

Auch im Fitnessstudio Pure macht sich der anhaltende Lockdown bemerkbar. „Während des ersten Lockdowns war es gefühlt etwas entspannter. Nun zieht es sich ewig hin. Das merken die Mitglieder“, so ein Mitarbeiter. Das Pure habe aktuell einen Mitgliederrückgang von rund 20 Prozent zu verzeichnen.

Die fehlenden Neumitglieder wirken sich natürlich auch auf die Einnahmen der Fitnessstudios aus. Auch wenn alle Studios einen Großteil der Mitglieder für ihre Treue loben, da diese auch während des Lockdowns weiter ihren Beitrag zahlen, reißt die coronabedingte Zwangspause finanziell ein großes Loch in die Kassen. „Die Situation ist sehr angespannt, da bis zum heutigen Zeitpunkt keinerlei Unterstützung, die seitens des Staates versprochen wurde, bei uns ankam“, so Runza. „Daher hoffen wir, dass es bald wieder losgeht, denn jeder weitere Monat bedeutet für uns enorme Verluste.“

Kieser Training stehe mit seinem Studio in Ludwigsburg noch recht gut da, obwohl auch dort die Kündigungen deutlich zugenommen haben, wie Annußek sagt. „Wir hoffen aber, dass wir von den Kündigungen noch einige wieder rückgängig machen können, sobald es wieder losgeht. Viele Kündigungen fußen aktuell einfach auf der Unsicherheit, nicht, weil Kunden unzufrieden sind.“

Bisher sei es aber allen Studios möglich gewesen, teils aufgrund der Kurzarbeiterregelung, alle Mitarbeiter weiter zu beschäftigen. Aktuell sind viele Studios dabei, sich auf eine mögliche Wiedereröffnung vorzubereiten. „Wir haben diese Woche zwei Studenten und einen zusätzlichen Trainer eingestellt. Die Studenten werden jetzt eingelernt, damit wir nach Wiedereröffnung unsere Kunden noch besser betreuen können“, so Brigitte Bagosi von Body Talk Fitness. „Auch für die Mitarbeiter ist die Situation nicht einfach“, sagt Annußek. „Aber es ziehen alle super mit, bringen Ideen ein. Wir sind umgekehrt auch froh, dass noch keiner unserer Mitarbeiter gekündigt hat. Das ist aus der kompletten Branche zu hören.“ Auch Kieser Training habe noch im Herbst neue duale Studenten eingestellt.

Die Meinung, dass eine Öffnung der Fitnessstudios unter Einhaltung von Hygienerichtlinien sinnvoll und sogar nötig ist, teilen alle. „Gerade im Winter sorgen sich die Leute meist nicht unbedingt um ausreichende Bewegung“, sagt Annußek. „Und ein wirklich gezieltes Training ist ohne ein Fitnessstudio nicht so einfach möglich.“ Die positiven Effekte, die ein Training erzielt, sollten trotz der Gedanken um Corona nicht einfach so unter den Tisch fallen.