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Rundgang
„Viele halten sich einfach nicht an den Abstand“

Sobald die Sonne scheint und die Temperaturen in die Höhe klettern, scheinen viele Menschen die Coronakrise zu vergessen. Der Markt ist am Samstag gut besucht. Dicht an dicht werden Einkäufe erledigt. Ein Rundgang durch die Stadt zeigt, dass es auch anders geht.

Ludwigsburg. Das Bild, welches sich Samstagmittag auf dem Marktplatz zeigt, ist in diesen Zeiten beinahe erschreckend. Menschen schlendern dicht an dicht an den einzelnen Ständen vorbei, Bekannte werden mit einer Umarmung begrüßt, und am Brunnen wird in kleinen Grüppchen gemütlich ein Bier getrunken. Sicherheitsabstand? Fehlanzeige! Nur der Mundschutz, den Passanten vereinzelnd tragen, erinnert daran, dass diese Zeit alles andere als normal ist.

Alle Verkäufer tragen Handschuhe

An einem Stand weist ein Schild darauf hin, aus hygienischen Gründen auf Selbstbedienung zu verzichten. Ein Stückchen weiter werden Blumen in die Hand genommen, begutachtet, und wieder zurückgestellt. Einige Händler tragen Mundschutz, Handschuhe haben alle Verkäufer an. Durch die Ware ist der Abstand zwischen Kunde und Verkäufer meist eingehalten, doch die meisten Passanten scheint es nicht zu stören, wenn es auf dem Markt ein wenig enger zugeht.

„Es ist nicht so voll wie sonst, aber schon voll“, sagt eine Frau mit Mundschutz. „Gerade am Brunnen tummeln sich die Leute.“ Sie kauft Lebensmittel. Und Blumen. „Die erfreuen einen in dieser Zeit umso mehr“, sagt sie. Und im Supermarkt seien auch viele Menschen unterwegs. Als die Frau erzählt, dass sie sich dennoch mehr Polizeipräsenz auf dem Markt wünscht, betreten zwei Mitarbeiterinnen der Polizeibehörde den Marktplatz und weisen einige Besucher zurecht.

Mehr Polizeipräsenz wünscht sich auch ein junger Verkäufer. „Wir wollen nicht, dass der Markt geschlossen wird, aber viele halten sich einfach nicht an den Mindestabstand“, sagt er. „So bringen diese ganzen Anordnungen einfach nichts“, pflichtet ihm seine Kollegin bei. „Vielleicht würden sich mehr Leute daran halten, wenn Security oder Polizei vermehrt kontrolliert und darauf hinweist, dass es ansonsten keinen Markt mehr geben wird“, so der Mann. Es gebe aber auch viele Kunden, die aufpassen, während sie auf dem Markt einkaufen.

Außerhalb des Markts leert sich die Stadt

Dass es allerdings auch anders geht, zeigt ein Rundgang durch die Stadt. Je weiter man sich vom Marktplatz entfernt, je weniger Menschen scheinen unterwegs zu sein. Viele haben einen Schal ins Gesicht und vor allem über den Mund gezogen, der Ampelknopf wird nur mit einem Tuch oder dem Ärmel der Jacke gedrückt. Der Bereich vor dem Marstallcenter wirkt fast ein wenig gespenstisch. Auf den Stufen sitzen zwei Männer, die fast ein wenig verloren wirken. Den nötigen Sicherheitsabstand halten sie bewusst ein, wie sie erklären. Vor den Bäckereien bilden sich teilweise Schlangen, die bis auf den Fußgängerweg reichen, da mehrere Besucher auf einmal nicht gestattet sind.

Auch der Rathausplatz wirkt verwaist. Einsam dreht ein Skateboarder hier seine Runden und führt ein paar Tricks aus. Auf dem Akademiehof herrscht Leere. Dort, wo sich sonst viele Jugendliche treffen, ist zumindest um die Mittagszeit niemand anzutreffen.

Die Bärenwiese ist im Gegensatz zum Akademiehof etwas belebter, aber alles andere als überfüllt. Viele nutzen die Chance, sich sportlich zu betätigen. Zwei junge Männer führen mit dem nötigen Abstand ihre Übungen aus. Eine Mutter spielt mit ihren Kindern auf der Wiese fangen. Hier und da sind Spaziergänger unterwegs, ein Mann genießt zusammen mit seinem Hund die Mittagssonne auf einer Bank. Wirft man einen Blick in Richtung Blühendes Barock, sind die Auswirkungen der Coronakrise ganz deutlich zu spüren: Dort, wo sonst viele Besucher die Blumenpracht und das Wetter genießen würden, sind die Tore verschlossen.

Weiter geht es Richtung Neckarufer in Hoheneck. Die Natur ist gerade bei schönem Wetter ein beliebtes Ausflugsziel. Doch auch hier scheinen sich die Menschen größtenteils an die Verordnungen zu halten. Sportliche Betätigungen wie Radfahren oder Joggen sind beliebt – zumeist allein oder zu zweit. Und auch auf dem Neckar geht es sportlich zu: Ein Mann betreibt Stand Up Paddling..

Die Feuerwehr machte Durchsagen, beschäftigt war auch die Polizei, wie sie gestern mitteilt. Immerhin 427 Personen, die den Abstand zueinander nicht einhielten oder nicht nur zu zweit unterwegs waren, wurden kontrolliert. Festgestellt wurden 70 Ordnungswidrigkeiten, zehn nicht näher benannte Verstöße gegen das Verbot von Versammlungen sowie sechs Ordnungswidrigkeiten, weil Einrichtungen gegen Vorgabe nicht geschlossen waren.