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„Volles Rohr“ statt „alles im Eimer“

Rostige Zeugen: das etwa 20 Zentimeter große Rohrstück, flankiert von gusseisernem Griff und Blechlöffel.Fotos: Janna Werner
Rostige Zeugen: das etwa 20 Zentimeter große Rohrstück, flankiert von gusseisernem Griff und Blechlöffel. Foto: Janna Werner
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Fünf Tage nach dem Bombenalarm in der Südstadt ist klar: Die rostigen Fundstücke wollen weder Museum noch Stadt haben. Anders die Feuerwehr, die sie in ihrer Wache ausstellen will – zusammen mit Schautafeln, die zeigen, wie es von der Sondenmessung zum Bombenverdacht kommen konnte.

Ludwigsburg. „Das ist kein Eimer.“ Ben Bockemühl steht auf dem Hof der Feuerwache und schaut auf das Blechstück, das vor ihm auf einer Plane liegt. Am vergangenen Freitagnachmittag war dieses bei der Pressekonferenz noch als Eimer definiert worden – eine Stunde, nachdem der Bombenexperte Entwarnung gegeben hatte. Statt der vermuteten Fliegerbombe waren beim Holzheizkraftwerk in der Südstadt Metallteile in sechs Meter Tiefe gefunden worden.

Kanalrohr statt Blecheimer

Der Kommandant – Fachbereichsleiter Feuerwehr und Bevölkerungsschutz und damit Einsatzleiter – hat die Stücke grob reinigen lassen und eine Vermutung parat: „Es könnte ein Kanalstück sein.“ Dafür spricht einiges – dünn und scharfkantig, besteht das verbogene Rohr aus zwei Teilen mit unterschiedlichen Durchmessern, auf ewig zusammengefügt in den vielleicht 80 Jahren, die es im Boden unterm Güterbahnhof und später am Holzheizkraftwerk lag. Von wegen „Alles im Eimer“, wie Ludwigsburg schnell witzelte.

Der Blechlöffel bleibt auch bei näherem Hinsehen ein Blechlöffel, der Zahn der Zeit hat auch an ihm gefressen. Kein Monogramm, keine Verzierungen – ein Blechlöffel eben. Das dritte Stück ähnelt einem geschwungenen Griff aus Gusseisen, der mit den Enden wohl an einen Gegenstand gelötet oder geschraubt war. „Nichts Spektakuläres“, konstatiert auch Bockemühl.

Alke Hollwedel vom Ludwigsburg Museum spricht in dem Zusammenhang von „Alltagsarchäologie“. Im Museum fänden sich durchaus alltägliche Fundstücke wie ein Hundehalsband aus dem ehemaligen Kripo-Gebäude. Zu dem wurden Polizeihund wie Hundeführer ausfindig gemacht: „Eine tolle Geschichte, das nehmen wir auf.“ Die Fundstücke aus der Südstadt dagegen erzählten keine eigene Geschichte, sondern erinnerten schlicht an den 11. Januar 2019, an dem Ludwigsburg wegen des Bombenverdachts Kopf stand und der größten Evakuierung seiner Geschichte entgegensah. Über deren Herkunft ließe sich wohl nichts herausfinden, so Hollwedel, „deswegen haben wir nicht die Hand gehoben. Ich bin da skeptisch.“ Auch seitens der Stadt ist keine temporäre Ausstellung geplant. „Weder im MIK noch im Foyer des Rathauses“, sagt eine Pressesprecherin auf Anfrage unserer Zeitung.

Vitrine mit Fundstücken auf der Wache

Wer also einen genauen Blick auf Löffel & Co. werfen will, dem sei der Gang zur Feuerwache empfohlen. Dort sollen die Stücke demnächst im Schaufenster des Foyers gezeigt werden – hier finden sich schon eine explodierte Acetylenflasche, alte Wasserbutten oder ein entferntes Wespennest. Noch muss alles montiert und zusammengetragen werden: Bockemühl will die Exponate durch Zeitungsartikel und die Sinuskurven ergänzen, die bei den Magnetmessungen des Kampfmittelräumdienstes auf eine 50-Kilo-Bombe hindeuteten. Die Größe entspricht grob der des Rohrstücks. Die Idee, die im Gespräch mit dem eigentlichen Eigentümer des Schrotts reifte: „Wie können wir das Ganze darstellen, so dass man es nachvollziehen kann?“

Bodo Skaletz, Chef der Stadtwerke und damit Grundstücksbesitzer, will keine Ansprüche auf Rohr, Griff und Löffel erheben. „Das ist eine Dauerleihgabe an die Feuerwehr.“ Dort hat Bockemühl erlebt, dass es für viele spannend war, die Teile in Augenschein zu nehmen. „Die Einsatzkräfte wollten es alle aus der Nähe sehen.“ Das darf nun auch der Rest von Ludwigsburg. Wir berichten, wenn es so weit ist.