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Steillagen
Wein aus einer Kulturlandschaft

Die Steillagen bei Poppenweiler liefern die Trollingertrauben für den neuen Ludwigsburger Stadtwein namens Neckarheld. Fotos: Holm Wolschendorf (2), Ramona Theiss
Die Steillagen bei Poppenweiler liefern die Trollingertrauben für den neuen Ludwigsburger Stadtwein namens Neckarheld. Foto: Holm Wolschendorf (2), Ramona Theiss
Die Steillagen bei Poppenweiler liefern die Trollingertrauben für den neuen Ludwigsburger Stadtwein namens Neckarheld. Fotos: Holm Wolschendorf (2), Ramona Theiss
Die Steillagen bei Poppenweiler liefern die Trollingertrauben für den neuen Ludwigsburger Stadtwein namens Neckarheld. Foto: Holm Wolschendorf (2), Ramona Theiss
Postkartenblick, landschaftsprägend, Herzensangelegenheit: Mit diesen Worten werden die Steillagen am Neckar im Umweltausschuss beschrieben. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Postkartenblick, landschaftsprägend, Herzensangelegenheit: Mit diesen Worten werden die Steillagen am Neckar im Umweltausschuss beschrieben. Foto: Holm Wolschendorf
Erstmals präsentiert die Stadt einen eigenen Wein aus den Ludwigsburger Steillagen am Neckar. Der edle, im Holzfass gereifte Trollinger soll nicht nur die Marke Ludwigsburg als Weinstandort stärken, sondern auch zum Erhalt der Steillagen beitragen.

Ludwigsburg. Strahlendes Rubinrot. Aromen von Süßkirschen, Pflaumen, Mandeln und Pfeffer. Im Mund dann Tiefe, wohl balancierte Säure und eine komplexe Taninstruktur. Bisher gibt es kaum Menschen, die das neueste Produkt der Weingärtner Marbach gekostet haben. Annette Fiss, die Marketingleiterin der Genossenschaft gehört zu den Glücklichen. „Der Wein ist fantastisch“, lautet ihr Resümee. Sie empfiehlt eine Trinktemperatur von 16 Grad. Der Tropfen sei ein perfekter Begleiter für einen Rostbraten, Wildgerichte oder Käse. Natürlich, so wie bei jedem guten Wein, könne man die Speisebegleitung auch gleich weglassen.

Neckarheld ist der Name dieses Spitzen-Trollingers aus Ludwigsburger Steillage – genauer gesagt aus den Steillagen von Poppenweiler gegenüber den Zugwiesen. Die Stadt verbindet einige Hoffnungen mit ihm. „Die Steillagen am Neckar sind in Gefahr“, sagt Bürgermeister Michael Ilk am Dienstag bei der Präsentation des Weins in der Musikhalle. Längst sei die Arbeit dort für viele Wengerter zu anstrengend und unwirtschaftlich. Die Folge: Immer mehr Weinberge werden aufgegeben. Zunächst wächst dort Kraut, dann Büsche gefolgt von Bäumen. Schritt für Schritt verschwindet damit ein wichtiges Ökosystem samt Kulturlandschaft.

Die Stadt Ludwigsburg ist daher seit einigen Jahren dabei, das Bewusstsein der Bevölkerung für die Steillagen zu schärfen und die Weinberge dadurch zu retten (Text unten). Auch der Neckarheld soll dabei helfen.

Entwickelt wurde der Wein von der Weingärtner-Genossenschaft Marbach. Deren 150 Mitglieder – überwiegend Familien – bewirtschaften zu etwa einem Drittel Steillagen. Gut die Hälfte dieser Steillagen liegt auf Ludwigsburger Markung, in Hoheneck, Neckarweihingen und Poppenweiler. Für den Neckarheld hat sich die Genossenschaft mit mehreren Weinbauern aus Poppenweiler zusammengeschlossen, erklärt Matthias Hammer, der Vorsitzende der Genossenschaft. „Man braucht dafür Wengerter mit Risikobereitschaft“, sagt er. Denn diesen guten Wein bekommt man nur durch Ertragsreduzierung, das bedeutet, ein Teil der Trauben wird entfernt, die anderen sollen dafür umso besser reifen. Außerdem wird alle Arbeit im Weinberg von Hand erledigt.

Der Weg zum Ludwigsburger Stadtwein, zum Neckarheld, sei ein langer Prozess gewesen, sagt Annette Fiss. Da in den Steillagen größtenteils Trollinger angebaut wird, sei klar gewesen, dass man genau diese Sorte „zu einem Statement“ aufbauen will. In ihrer Eberhard-Ludwig-Trilogie bieten die Marbacher zwar schon einen Steillagen-Trollinger aus Ludwigsburg an, der sei aber im Stahltank und nicht zehn Monate im Holzfass gereift, erklärt Fiss.

Der Name Neckarheld geht ganz pragmatisch auf den Namen der Weinberge aus dem Weinbauatlas zurück. Der lautet nämlich Nackarhälde und lässt man das e weg, dann ist man ganz schnell beim Neckarheld. Ein Name, der für Annette Fiss auch aus einem anderen Grund passt: Heldenhaft sei die Arbeit in der Steillage.

Elmar Kunz, der Tourismusmanager der Stadt, möchte den Wein als Markenbotschafter für Ludwigsburg einsetzen. Die Stadt hat 600, der insgesamt 3000 Flaschen des 2019er-Jahrgangs abgenommen und wird sie nun bei Feiern und anderen Anlässen an Gäste und Partner der Stadt verschenken. „So kommt ein Produkt aus Ludwigsburg raus in die Welt.“

Die Hoffnung, dass der Wein auch bei der einheimischen Bevölkerung ankommt und damit das Bewusstsein für die Steillagen und ihren aufwendigen Erhalt gestärkt wird, ist bei allen Beteiligten groß. Da der Neckarheld ein regionales Produkt ist, das in Handarbeit hergestellt wird, kann er preislich nicht mit Discountprodukten und ausländischem Wein konkurrieren. Die Flasche kostet 12 Euro, bis Jahresende ist sie allerdings zum Einführpreis von 10,50 Euro zu haben. Ein Euro, von jeder verkauften Flasche, fließt in Projekte zum Erhalt der Ludwigsburger Steillagen.

Matthias Hammer ist jedenfalls zuversichtlich, dass der Wein ankommt. Der 2020er-Jahrgang des Neckarhelds reift schon in den Fässern heran. „Trinken Sie ihn“, so der Appell von Bürgermeister Michael Ilk. „Tun sie es für die Kulturlandschaft.“ Zum Wohl!

Info: Den Neckarheld gibt es ab sofort bei den Weingärtnern Marbach in der Affalterbacher Straße 65 in Marbach sowie in der Ludwigsburger Tourist-Information im MIK, Eberhard-straße 1, zu kaufen.